Days of Blood and Starlight
beides nach Eretz gebracht wurde – würde der Krieg der letzten tausend Jahre dagegen aussehen wie eine läppische Rauferei.
»Ihr wisst nicht, was Ihr tut«, sagte Akiva. »Das würde das Ende von Eretz bedeuten.«
»Jedenfalls das Ende der Stelianer«, entgegnete Jael. »Für das Imperium wird es ein Neuanfang sein.«
»Dann geht es Euch also doch um die Stelianer? Warum?« Akiva verstand nicht, was diesen Hass auf die Stelianer befeuerte. »Schickt mich zu ihnen, wie Joram es wollte. Ich werde Euer Abgesandter sein, Euer Spion. Ich werde ihnen Eure Botschaft überbringen, aber lasst die Menschenwaffen in der Menschenwelt.«
Akiva hasste es, sich bei Jael einzuschmeicheln, und Jael hatte nur Spott dafür übrig. »Meine Botschaft? Was für eine Botschaft sollte ich denn für diese feueräugigen Wilden haben? Ich bin gekommen, um euch zu töten? Lieber Neffe, das war die Mission eines Narren, und der Narr war Joram. Hast du das ganze Zeug von der Gesandtschaft etwa geglaubt? Ich musste nur dafür sorgen, dass er dich hierherholt. Aus Gründen, die inzwischen klar sind, denke ich.« Er vollführte eine ausladende Handbewegung über das blutbespritzte, leichenübersäte Bad.
Ja, seine Gründe waren mittlerweile nur allzu klar geworden. Während Akiva geplant hatte, Eretz von Joram zu befreien, hatte Jael in den Kulissen gewartet – und nicht nur gewartet. Er hatte alles inszeniert. Und seinen Bastard-Sündenbock genau an die richtige Stelle manövriert.
»Und wenn ich ihn nicht getötet hätte?«, fragte Akiva, angewidert, dass er nicht schon die ganze Zeit bemerkt hatte, dass er als Marionette benutzt worden war.
»Das war nie ein Risiko«, antwortete Jael, und da begriff Akiva, dass er, selbst wenn er Joram nicht umgebracht hätte – wenn er durch Zufall als loyaler Soldat gekommen wäre, um die Dankbarkeit und die neuen Befehle seines Imperators zu empfangen –, dennoch für den Mord an Joram verantwortlich gemacht worden wäre. »In dem Augenblick, als du durch diese Tür gekommen bist, warst du ein Attentäter und ein Hochverräter. Natürlich hilft es jetzt, dass du tatsächlich einer bist. Es ist gut, eine echte Zeugin zu haben. Die kleine Dienerin verdankt dir ihr Leben. Leider verdankt Hellas dir seinen Tod. Aber mach dir nichts draus. Er war ohnehin eine Schlange.« Jael bezeichnete jemanden als Schlange, ausgerechnet er. Aber er bemerkte die Scheinheiligkeit seiner Bemerkung selbst und lachte. Akiva wusste nicht, ob er jemals jemanden gesehen hatte, der sich so gut amüsierte.
Hazael war der Erste, der der Übelkeit der Teufelsaugen erlag. Er fiel auf die Knie und übergab sich auf die blutbeschmierten Fliesen. Liraz rückte näher an ihn heran, und sie sah aus, als würde sie bald dem Beispiel ihres Bruders folgen.
»Glaubt Ihr, wir haben keine anderen Verbündeten?«, fragte Akiva. »Dass niemand sonst sich gegen Euch erhebt?«
»Wenn du an diesem Vorhaben scheiterst, Neffe, wer soll es dann noch wagen?«
Eine angemessene Frage. Eine vernichtende Frage. War das nun alles? Hatte Akiva seine Welt – und Karou – auf so spektakuläre Weise enttäuscht?
»Es tut mir ein bisschen leid, dass ich dich nicht in meinen Dienst aufnehmen kann«, sagte Jael. »Mir käme so ein Magus ganz gelegen, aber es würde mir unendlich schwerfallen, dir zu trauen. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass du mich nicht magst.« Ein entschuldigendes Achselzucken, dann wanderte Jaels Blick von Akiva langsam zu … Liraz.
Neben Schwäche, Schwindel und Übelkeit spürte Akiva ein Aufwallen von Zorn, Grauen und Hilflosigkeit, aber auch noch von etwas anderem, von etwas Hartem, Glitzerndem, und er hoffte, es könnte Sirithar sein, das sich wieder zeigte.
»Aber du«, sagte Jael zu Liraz. »Wie schön du bist. Ich werde frisches Personal für das Bad brauchen, wenn ich hier mein Quartier beziehe.« Er blickte auf eins der tot am Boden liegenden Mädchen und lächelte das gespreizte Lächeln, das seine Narbe weiß werden ließ und neben den Resten von Nase und Lippen Falten aufwarf.
Liraz lachte hart, aber Akiva hörte trotzdem, wie schwach seine Schwester war und wie sehr sie sich anstrengen musste, um nicht zusammenzubrechen. »Ihr könnt ihm nicht vertrauen, aber Ihr glaubt, dass Ihr mir vertrauen könnt?«
»Natürlich nicht. Aber Frauen vertraue ich ohnehin nie. Diese Lektion habe ich am eigenen Leib erfahren.« Wieder berührte er seine Narbe, und dabei flackerten seine Augen fast unmerklich in
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