Days of Blood and Starlight
schwarzen Haare zurückgebunden hatte, um mit ihren Magi auszuziehen und die Ursache dieses außergewöhnlichen Phänomens aufzuspüren.
Die Unseligen aber hatten sich in den Kirin-Höhlen versammelt und warteten auf ihren Bruder Akiva, den Siebten dieses Namens, um sich mit Körper und Schwert seiner Sache zu verpflichten.
Ein gutes Mittel gegen Langeweile
»Ich komme mir vor wie eine gefangene Fliege, die am Fenster langfliegt und schon so oft dagegengeknallt ist, dass sie bestenfalls noch halb lebt.« Zuzanas Stimme klang so schlaff, wie ihre Haare sich anfühlten.
»Genau«, stimmte Mik ihr zu. »Fächle schneller.«
Zuzana war an der Reihe, den Fächer zu bedienen, ein Artefakt aus knisternden Palmwedeln, das sie auf dem Dach des Hotels gefunden hatten. Mik, der nur Shorts anhatte, saß zurückgelehnt auf dem Sessel, die Füße auf dem Bett, den Kopf in den Nacken gelegt, um die kühle Luft auch an den Hals zu lassen. »Du bist die Göttin der Luftzirkulation.«
»Und du bist ein leuchtendes Beispiel wahrer Männlichkeit.«
Miks Lachen wurde vom Hitzekoma etwas beeinträchtigt. »Ich habe eine Woche in der Gesellschaft von Monstersoldaten verbracht. Ich weiß, dass ich ein leuchtendes Beispiel wahrer Magerkeit bin.«
»Du bist nicht mager.« Auf und nieder ging der Fächer, während Zuzana das Kompliment formulierte. Es stimmte, dass Miks Körperbau in einem ganz anderen Licht erschien, seit sie die bronzeharten Brustmuskeln und Bizepse der Chimärensoldaten gesehen hatte, aber mal ehrlich: Es brauchte doch keiner einen Bizeps, der dicker war als Zuzanas Kopf. Na ja, es sei denn, man hatte die Aufgabe, Engel umzubringen, dann konnte so etwas schon praktisch sein. »Du hast die perfekten Geigenspielermuskeln, Mik«, sagte sie.
»Und du mächtige Marionettenspielerarme. Wir würden jede Chimäre in den Schatten stellen.«
Zuzana hörte auf zu fächern und ließ sich aufs Bett zurückfallen. Es war ein schlechtes Bett in einem billigen Hotel, und ihre Zähne klapperten bei der Landung. »Autsch«, sagte sie, aber ohne wirkliche Überzeugung.
»Hey. Deine Fächel-Schicht ist noch nicht mal halb vorbei.«
»Ich weiß. Aber ich bin gerade der Langeweile erlegen.«
»Genau in diesem Augenblick.«
»Ja, genau in diesem Augenblick. Du hast es mit eigenen Augen gesehen.«
Mik ließ seinen Sessel nach vorn kippen und nutzte den Schwung, um sich neben sie aufs Bett zu werfen. »Autsch«, sagte Zuzana erneut.
»Ich weiß ein gutes Mittel gegen Langeweile«, erklärte Mik, rollte sich halbwegs zu ihr, überlegte es sich dann aber anders und rollte sich auf den Rücken. »Aber es ist zu heiß.«
»Es ist viel zu heiß«, stimmte Zuzana zu, die keinen Zweifel daran hatte, worin dieses Mittel bestand. »Dass es in diesem Land überhaupt Menschen gibt! Wer kann denn bei so einer Hitze Babys machen?«
»Also lass uns verschwinden«, schlug er vor. »An die Küste. Nach Hause. Nach Australien. Ich weiß nicht. Warum sind wir immer noch hier, Zuze?«
»Hier«, das war Ouarzazate, die größte Stadt in Südmarokko. Die Stadt sah aus wie das Filmset für Die Mumie oder Ähnliches und war es womöglich auch gewesen, denn es gab viele Filmstudios in der Stadt, die direkt am Rand der Wüste Sahara lag. Sie war ein bisschen langweilig, sehr heiß, und obwohl ihr Hotel angeblich über eine Klimaanlage verfügte, war diese irgendwann mitten in der Nacht ausgefallen, was Zuzana und Mik aber gar nicht gemerkt hatten, da die Nächte tatsächlich kühl genug waren, um das Mittel gegen Langeweile anzuwenden und etwas für das Bevölkerungswachstum zu tun.
Warum waren sie noch hier, einen ganzen Tag nach ihrer unsichtbaren Flucht aus der Monsterburg? Die Füße voller frischer Blasen von dem langen Fußmarsch, die blauen Flecke des Schmerztributs auf dem Höhepunkt ihrer violetten Prachtentfaltung.
»Ich möchte nicht weg«, gestand Zuzana schüchtern. »Zurück zu Touristen, zu Engelsanbetern, zu Puppen und zum wirklichen Leben.« Sie quengelte, das war ihr selbst klar. »Ich möchte Monster erschaffen und Magie machen und Karou helfen.«
»Das ist auch das wirkliche Leben«, meinte er. »Und noch genauer der wirkliche Tod. Es ist zu gefährlich.«
»Ich weiß«, gab sie sofort zu, aber es fühlte sich einfach falsch an, Karou alleinzulassen. Wenn Thiago sie schon einmal getötet hatte, wie konnte Zuzana sicher sein, dass er es nicht noch einmal tat? »Verdammt, warum hat sie denn kein Telefon?«, grummelte sie. Karou war
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