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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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Fliesen aufschlug, wusste Akiva, dass sein Bruder tot war, und das Surren in seinem Schädel, war wie das Schlagen der vielen tausend Vogelflügel, die er am Himmel über dem Fernmassiv heraufbeschworen hatte.
    Diesmal gab es keine Vögel. Oder wenn es welche gab, dann war es der Himmel, der sie hervorbrachte, der Himmel selbst, der sich in diesem Augenblick … bewegte. Draußen, über der Stadt und über dem Meer taumelte der Himmel, als hätte eine riesige Faust ihn gepackt. Er verrutschte, zog sich an einem Ort zusammen und riss alles in sein Zentrum: dem Turm der Eroberung. Der Himmel war ein untrennbares Geflecht, und so war auch sein Beben in ganz Eretz zu spüren.
    Selbst im fernen Süden flackerten die Lagerfeuer unter plötzlichen Windstößen. In den zerklüfteten Eispalästen auf dem Fernmassiv regten sich die Sturmjäger und hoben ihre mächtigen Köpfe. Jenseits der Berge traten Sveva, Sarazal und die Caprinen nach ihrem langen Marsch durch die dunklen Tunnel ins Freie und blinzelten zum Nachthimmel empor, der in Bewegung geraten zu sein schien. Und auf der anderen Seite der Welt – wo es Tag war, wenn im Imperium die Nacht herrschte – stand eine Frau am Geländer einer Terrasse, über ein blassgrünes Meer blickend, und als sie den Wind in ihren Haaren fühlte, sah sie auf.
    Sie war jung und stark. Auf ihren schwarzen Haaren trug sie ein Diadem, einen Stein-Skarabäus, eingefasst in schimmerndem Gold, ihre Schwingen loderten ebenso wie ihre Augen, und als über ihr am Himmel die Wolken so schnell vorüberrasten, dass sie verschwammen, wurden sie schmal. Weiter ging es, immer weiter, die Wolken zu Streifen gedehnt, kreisende Vögel und Schatten, ergriffen von einem unerbittlichen Wind. Die Augen der Frau sprühten nun Funken, und in ihrer ganzen Stadt, auf ihrer ganzen Insel – auf all ihren Inseln – hielt ihr Volk in seinen Alltagsverrichtungen inne und blickte zum Himmel empor.
    Und als der Tumult erstarb und eine tiefe Stille sich herabsenkte, da wusste sie, was kommen würde, und griff nach dem Geländer.
    Der Ruck war wie das Luftholen gewesen, das dem Schrei vorangeht, und dann kam …
    Der Schrei.
    Lautlos, eine Austreibung. Die Wolken fluteten zurück, wie sie gekommen waren, rasten über das blassgrüne Meer.
    Am anderen Ende der Welt, dort an der Quelle dieses großen unnatürlichen Luftholens und Schreiens, zitterte die unverwüstliche Halle der Eroberung … und zerbrach. Das Schwert, Symbol des Imperiums der Seraphim, explodierte mit massiver Gewalt.
    Die Monde sahen zu. Eine Million fliegender Scherben trug ihre Reflexion mit sich – man konnte fast sagen, dass überall dort, wo ein Splitter steckenblieb und zustach, auch Nitid und Ellai zustachen. Als die Sonne aufging, fand man gläserne Dolchfragmente, die in meilenweit entfernten Bäumen und auch in Toten steckten, obwohl es weit weniger Opfer waren, als man hätte erwarten können, wäre es Tag gewesen. Durchbohrte Vögel und Engel lagen auf den Dächern, und ein Silberschwert war durch die Kuppel des Serails gestürzt und hatte eine Lücke gerissen, durch die in der ganzen Verwirrung Dutzende Konkubinen fliehen konnten, viele schwanger von Joram, andere mit seinen Babys im Arm.
    Die Morgendämmerung fand vom Schwert nur noch das Stahlskelett, die Glasschichten zerschmettert, die labyrinthischen Korridore weggerissen, die Vogelkäfige und bemalten Wandschirme, das Bett auf dem Podium, alles verschwunden, als wäre es nie dagewesen.
    Der Tag, der strahlend und wolkenlos anbrach, wuchs heran zu einem Stückwerk aus Stille und Schrecken, Hektik und Gerüchten, und an den Stränden wurden Leichen angespült, bis ins ferne Thisalene.
    Was war geschehen?
    Man sagte, der Imperator sei tot, ermordet von der Hand des Bestienbezwingers, und auch der Kronprinz lebe nicht mehr. Niemand war überrascht darüber, dass der Bestienbezwinger und seine Bastardtruppe verschwunden waren, und auch nicht darüber, dass die stümperhaften Silberschwerter, die die letzte Nacht überlebt hatten, die Baracken der Unseligen leer vorfanden, als sie diese stürmten, und dass auch sonst in ganz Astrae keine Spur von einem Bastardsoldaten zu finden war.
    Rasch stellte sich heraus, dass es nirgends im ganzen Imperium anders war. Die Unseligen waren mit den Wolken verschwunden, sagte man.
    Doch das stimmte nicht. Die Wolken waren auf die andere Seite der Welt geflohen, wo die junge Königin der Stelianer ihr Skarabäus-Diadem beiseitegelegt und ihre

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