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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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blutüberströmt gewesen, als er sie gefunden hatte, sie hatte gezittert wie unter einer mörderischen Kälte, und selbst jetzt noch konnte sie sich nur mit Mühe überwinden, ihn anzuschauen.
    Wie viele Tage war es her, dass er plötzlich Hoffnung empfunden hatte, sie könnte ihn als den sehen, der er war – kein Kind mehr, sondern ein erwachsener Mann und … ein Glückspilz, der ihr vielleicht von seinem Glück etwas abgeben könnte. Ein Mann, den sie vielleicht lieben könnte. Und jetzt war er – das?
    Wenn im Kosmos ein Wille am Werk war, dann lachten die Sterne jetzt. Er konnte ja fast selbst über sich lachen. War eine Hoffnung jemals so gründlich zunichtegemacht worden?
    Aber auch wenn es ungerecht war, er hatte es zumindest selbst bewirkt. Er hatte verstanden, was getan werden musste, und er hatte es getan.
    Für sie. Für die Chimären und für Eretz, sicher, aber er hatte an Karou gedacht, als er sich selbst die Kehle aufgeschlitzt hatte. Er hatte nicht einmal gewusst, zu wem er beten sollte, ob zur Göttin des Lebens oder zur Göttin der Mörder. Was für ein übles Geschenk hatte er Karou gemacht: sein Opfer. Seinen Körper zum Begraben. Das enorme Ausmaß dieser Täuschung, die nun weitergeführt werden musste.
    Und … die Gelegenheit, den Kurs der Rebellion zu ändern und die Zukunft einzufordern. Auch das war enorm, aber im Augenblick fühlte es sich an, als wäre die Täuschung alles.
    Das, was hinter ihm lag – das Sterben –, war der einfache Teil. Jetzt aber musste er Thiago sein . Wenn der Plan funktionieren sollte, dann musste er überzeugend handeln, angefangen hier und jetzt, mit diesen Seraphim. Deshalb war es eine so große Erleichterung gewesen, als Akiva das Bewusstsein verlor und er ihrer Begegnung ein rasches Ende setzen oder zumindest das Unvermeidliche aufschieben und sich überlegen konnte, was nun zu tun war.
    »Bring sie in den Getreidespeicher«, befahl er Ten mit der sanften und autoritären Verachtung, von der er hoffte, dass sie für den Wolf typisch war. Und nachdem sie losgezogen war, um seine Anordnung auszuführen – wobei Issa dem weiblichen Seraph mit Akiva half, während Nisk und Lisseth den Toten zwischen sich trugen –, schloss er rasch die Tür hinter ihnen, ließ sich mit dem Rücken dagegenfallen, kniff die Augen fest zu und schlug die Hände vors Gesicht. Aber nein – er hasste die Berührung dieser Hände! Sofort senkte er sie wieder. Er hasste die Berührung seiner eigenen Hände. Seiner Hände? Er hielt sie vom Körper weg – von seinem Körper? –, und durch die quälende Anspannung waren sie steif wie in Totenstarre, wie die Hände des Engels, über dessen Tod er sich zu spotten gezwungen hatte.
    Vor der Widerwärtigkeit gab es kein Entfliehen, denn er war diese Widerwärtigkeit.
    »Ich bin Thiago«, hörte er sich mit leisem, ersticktem Entsetzen sagen. »Ich bin der Weiße Wolf.«
    Und da fühlte Ziri eine Berührung, erst auf der einen verhassten Hand, dann auf beiden, und öffnete die Augen. Blass und verweint, verletzt und zitternd, schwarzäugig und blauhaarig stand Karou vor ihm, wunderschön und ganz nah, und sie sah ihn an – sah in ihn hinein, in ihn – und hielt seine beiden Hände in ihren.
    » Ich weiß, wer du bist«, stieß sie in einem leidenschaftlichen Flüstern hervor. » Ich weiß es. Und ich bin bei dir, Ziri. Ziri. Ich sehe dich.«
    Und dann ließ sie den Kopf an seine Brust sinken und sich von ihm in seinen Mörderarmen halten. Sie roch nach dem Fluss und zitterte wie ein Windhauch auf dem Flügel eines Schmetterlings, und Ziri hielt sie so fest, als wäre sie die letzte Hoffnung ihrer Welt.
    Vielleicht war sie das wirklich.

Die Täuschung
    Ein Geräusch, ganz nah. Flügel.
    Karou war sicher gewesen, dass es Thiagos Truppen waren, die zurückkehrten, und sie war weder geflohen, noch hatte sie sich versteckt, nein, sie war erstarrt und hatte wie ein Opfertier, auf Knien zwischen Dreck, Stein, Blut, Erbrochenem, Fliegen und Entsetzen liegend, darauf gewartet, gefunden zu werden.
    Und als sie sah, wer es war, als er vor ihr landete und der Kies von seinen Kirin-Hufen aufspritzte, da hatte es in ihrem Schock keinen Platz gegeben, sich zu freuen – Ziri war am Leben, er war hier – denn die Art, wie er sie anstarrte, völlig aufgelöst, machte den Schock nur noch schlimmer. Er sah auf den Wolf und wieder zu ihr. Ihm blieb der Mund offen stehen vor Fassungslosigkeit, er trat sogar einen zögernden Schritt zurück, und Karou

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