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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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zu widerrufen. Schließlich lag alles an ihr. Sie hatte zwei frisch verstorbene Körper, sie konnte wählen, welchen sie heilte. Sie hätte Ziris Seele dorthin zurückbringen können, wo sie hingehörte, er hatte getan, was er getan hatte und was so mutig war, aber alles andere lag in ihren Händen. Seine Seele lag in ihren Händen.
    Ziris Seele fühlte sich an wie der hohe wandernde Wind der Adelphas-Berge und der Schlag der Sturmjägerschwingen, wie das wunderschöne, ewige Lied der Windflöten, welche die Höhlen der Kirin mit Musik erfüllt hatten, an die er sich unmöglich erinnern konnte. Sie fühlte sich an wie Zuhause .
    Und diese Seele hatte sie nun in ein solches Gefäß verfrachtet. Weil er doch recht hatte. Das war die einzige Möglichkeit, das Schicksal der Chimären in die Hand zu nehmen. Durch eine Täuschung.
    Vorausgesetzt, sie schafften es.
    Selbst unter gewöhnlichen Umständen wäre es nicht leicht gewesen, aber dass sie so früh geprüft wurden, wo sie beide noch so durcheinander waren und nicht einmal richtig hatten reden oder Pläne schmieden können. Gleich mussten sie sich mit den Engeln auseinandersetzen.
    Karou wandte sich ab und ging zum Tisch, stellte den Stuhl wieder auf, den sie umgeworfen hatte, als Akiva durch ihr Fenster gekommen war, und setzte sich darauf. Die ganze Rückseite ihrer Beine war von ihrem Kampf mit Thiago zerfetzt, ihr ganzer Körper fühlte sich an, als hätte er in einem Schraubstock gesteckt. Aber das alles würde in ein, zwei Tagen vorübergehen; der Rest jedoch war für immer. Die Probleme, die schreckliche Verantwortung und die Lüge, die auf gar keinen Fall diese vier Wände verlassen durfte.
    Dann kamen Issa und Ten zurück, ohne Nisk und Lisseth.
    »Ich möchte die beiden unbedingt loswerden«, sagte Issa in drohendem Ton, und Karou wusste, dass sie Nisk und Lisseth meinte, nicht die Engel. »Das sind Barbaren, dass sie dich einfach so da draußen alleingelassen haben. Die anderen auch.«
    Karou neigte dazu, ihr beizupflichten, sagte aber: »Sie haben nur ihre Befehle befolgt.« Und hatten noch schlimmere befolgen müssen.
    »Das ist mir einerlei«, beharrte Issa. Sie war von dem Paar besonders deshalb angewidert, weil sie Naja waren, denn sie wollte von ihrem eigenen Stamm etwas Besseres glauben. »Selbst wenn man Befehle hat, muss man sich doch trotzdem an die Grundregeln von Richtig und Falsch halten.«
    »Wenn wir das zur Voraussetzung machen wollten, hätten wir keinen Soldaten übrig. Naja.« Sie sah den Wolf an. Ziri. »Sehr wenige jedenfalls.« Balieros’ Team musste demnächst wiedererweckt werden, zusammen mit Amzallag und den Sphingen, deren Seelen sie aus der Grube gesammelt hatte. Sie brauchte Soldaten, denen sie vertrauen konnte. »Jedenfalls können wir nicht anfangen, alle diejenigen verschwinden lassen, die uns nicht gefallen. Das würde Argwohn erregen. Und …«, fügte sie nachträglich hinzu, »es wäre falsch.«
    Tatsächlich hatten sie niemanden verschwinden lassen, und sie hatte auch nicht vor, damit anzufangen. Razor zählte nicht. Er war beim Angriff auf eine Seraphim-Festung namens Glyss-on-the-Tane gestorben – im gleichen Gefecht, in dem sie auch Ziri verloren hatten, was alle bedauerten. Keiner brauchte zu wissen, was wirklich passiert war, als Razor erfolglos versucht hatte, Thiagos Befehl auszuführen, und auch nicht, dass einer der beiden doch zurückgekehrt war – obgleich nur in die Geborgenheit eines flachen Grabs und der Hauptrolle in diesem enormen Täuschungsmanöver.
    »Lass mich die beiden Naja haben«, sagte Ten und ließ die Zähne aufeinanderklacken. »Ich bin ein Wolf und demzufolge hungrig. Ich könnte ja behaupten, sie hätten mich gebeten , sie zu fressen.«
    »Sei nicht so schrecklich«, protestierte Issa milde.
    »Nein?« Ten sah zu Karou. »Aber war das nicht der Plan?«
    Karou konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, aber sofort schmerzte ihre zerschundene Wange. Ten war genauso wenig Ten, wie Thiago wirklich Thiago war. Sie war Haxaya, und mit ihr war es leichter. Sosehr Karou die Wölfin zu hassen gelernt hatte, empfand sie ihr gegenüber doch bei weitem keine so heftige körperliche Abneigung wie gegen den Wolf. Haxayas schwarzer Humor passte gut in ihre kleine Gruppe – selbst wenn man oft nicht beurteilen konnte, wann sie Spaß machte und wann nicht. Als Karou ihre alte Freundin in Tens Körper wiedererweckt hatte – nachdem Ten Issa und ihren sonst so zahmen lebendigen Schmuck verhängnisvoll

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