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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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sie sich menschliche Waffen aneigneten, für einen Krieg, der den Horizont dieser Welt weit überstieg … Was hatte sie getan? Wie hatte sie Razgut auf Eretz loslassen können, mit seiner vergifteten Seele und solch tödlichem Wissen? Wie viele weitere solche Fehler hatte sie noch in sich, Fehler, die ganze Welten zerstören konnten? Was genau war »in Ordnung«?
    »Ihn zu lieben«, antwortete Issa auf die unausgesprochene Frage, und ein Schock durchzuckte Karou, so unerwartet war diese Erklärung.
    »Aber ich …«, versuchte sie gewohnheitsmäßig und aus Scham zu protestieren.
    »Bitte, Kind, meinst du denn, ich kenne dich überhaupt nicht? Ich werde nicht behaupten, dass du eine leichte Zukunft vor dir hast – oder überhaupt eine Zukunft. Ich möchte nur, dass du aufhörst, dich selbst zu bestrafen. Du hast immer die Echtheit in ihm gespürt, damals und jetzt. Dein Herz irrt sich nicht. Dein Herz ist deine Stärke. Du musst dich nicht schämen.«
    Karou starrte sie an und blinzelte die Tränen weg. Issas Worte – ihre Erlaubnis – schmerzten mehr, als dass sie halfen. Es gab keine Möglichkeit  … das musste Issa doch sehen. Warum quälte sie sie, indem sie redete, als gäbe es doch eine? Es gab keinen Weg. Nein.
    Karou wappnete sich. Sei so eine Katze. Plötzlich erinnerte sie sich an die Zeichnung in ihrem verlorengegangenen Skizzenbuch. Die Katze, die auf einer hohen Mauer steht, unnahbar, und niemanden braucht. Nicht einmal Akiva. »Es spielt keine Rolle«, sagte sie. »Er ist weg, und wir müssen auch gehen. Wir müssen alle bereitmachen.« Sie blickte sich in ihrem Zimmer um. Zähne, Werkzeuge, Turibula, alles mussten sie mitnehmen. Für den Tisch, das Bett und die Tür spürte sie eine Welle des Bedauerns. So grob das alles war, es war so viel mehr als das, was sie auf dem Marsch mit den Rebellen gehabt hatte, bevor sie hierhergekommen waren. Sie schluckte und spürte den ganzen hohlen Schrecken, zur Tür hinaus in die Dunkelheit geschoben zu werden.
    »Issa.« Auf einmal wurde ihr das volle Ausmaß des Grauens bewusst, das dieses neue Dilemma beinhaltete. »Wo sollen wir hingehen?«
    ***
    Ineinander verwobene, unergründliche Adern von Absicht und Zufall. Später würde Karou sich fragen, wo sie hingegangen wären und wie anders, unergründlich anders alles wohl gekommen wäre.
    Wenn die Dominion nicht bereits eingetroffen wären.
    ***
    Die Chimärensoldaten hatten sich im Hof versammelt und waren abflugbereit, als sie in der Ferne ein Geräusch hörten, ein Alltagsgeräusch, das in dieser Wüstenstille nichts verloren hatte. Es war das Blöken einer Hupe. Unentwegtes, aufdringliches Hupen und das Knirschen von Autoreifen auf dem weglosen Hügel, unachtsam und viel zu schnell. Mehrere Soldaten stiegen in die Luft, um über die Mauer zu spähen. Karou war die Erste.
    Ihr stockte der Atem, ihr Herz klopfte bis zum Hals. Scheinwerfer am Abhang. Ein Lieferwagen. Jemand beugte sich aus dem Beifahrerfenster, winkte mit beiden Armen und rief etwas, was man wegen der Hupe nicht hörte.
    Dieser Jemand war Zuzana.
    Der Lieferwagen schlingerte, schleuderte und blieb stehen. Im Nu war Zuzana ausgestiegen, rannte durch die aufgewirbelte Staubwolke, und Karou wusste, was sie rief, ehe die Worte wirklich zu verstehen waren.
    Und sie wusste auch, dass die Schuld für das Schicksal zweier Welten nun auf ihren Schultern lastete.
    »Engel! Engel! Engel!«
    Zuzana rannte, Karou ließ sich aus der Luft fallen und packte ihre Freundin bei den Schultern.
    »Engel«, wiederholte Zuzana, atemlos, blass, mit weit aufgerissenen Augen. »Heilige Scheiße, Karou. Oben am Himmel. Hunderte. Hunderte. Die Welt dreht total durch.«
    Jetzt kam Mik um den Lieferwagen herumgelaufen und blieb etwas wacklig neben Zuzana stehen. Hinter ihnen auf dem Hügel hörte Karou ein erdrutschartiges Getümmel und wusste, dass es die Chimären waren, die sich dort versammelten.
    Und dann … spürte sie Hitze. Zuzana schnappte hörbar nach Luft.
    Hitze.
    Karou wirbelte herum und sah Akiva. Einen langen Augenblick sah sie nur ihn. Selbst der Wolf war nur ein verschwommener weißer Fleck, der sich auf sie zubewegte, um seinen Platz neben ihr einzunehmen. Akiva war zurückgekommen, und sein schönes Gesicht war angespannt und zerknirscht.
    »Zu spät«, sagte sie leise, und in diesem Moment wusste sie, dass diese Welt, in der sie im Verborgenen aufgewachsen war, die ihr Kunst und Freunde und die Chance auf ein normales Leben geschenkt hatte, nie

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