Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
Vom Netzwerk:
Knie gefallen. Aber Glück ist dafür ein zu schwaches Wort, Karou. Es war die Rettung . Ich hatte Nitid um Hoffnung angefleht, und als ich die Augen aufgemacht und dich – dich! – vor mir gesehen habe wie eine wunderschöne Halluzination, da dachte ich, dass sie meine Gebete erhört und dich zu mir gebracht hat. Die einzige Person, die Brimstone je in seiner Kunst unterrichtet hat!«
    Karou hätte es nicht so ausgedrückt, dass Brimstone sie unterrichtet hatte; das klang, als hätte er geplant, dass sie eines Tages seine Nachfolge antreten würde, und sie wusste, dass er diese Last eher bis in alle Ewigkeit selbst getragen hätte, als sie ihr aufzubürden. Brimstone. Brimstone. Die meiste Zeit akzeptierte sie es, dass er tot war – sie wusste es ja –, aber es gab Momente, in denen sie plötzlich mit unerschütterlicher Sicherheit die Überzeugung durchflutete, dass seine Seele irgendwo dort draußen versteckt war und nur darauf wartete, von ihr gefunden zu werden.
    Diese Momente waren leuchtende Hoffnungsfunken, die viel zu kurz andauerten und auf die stets ein erdrückendes Schuldgefühl folgte, wenn sie sich eingestand, wie gerne sie Brimstone seine Last zurückgegeben hätte. Egoistisch.
    Tief in ihrem Herzen war sie froh, dass er von alldem befreit war, dass er endlich ruhen konnte. Es war Zeit, dass jemand anderes seine Last trug. Und wer hätte diese Bürde mehr verdient als sie? Das Grauen und Elend, den entsetzlichen Gestank der Grube, die Isolation und Erschöpfung, den Schmerz. Und auch wenn Brimstone sie nicht wirklich unterrichtet hatte, hatte er ihr genug beigebracht, um das alles durchzustehen, wenn auch nur mit letzter Kraft. Sie wurde langsam besser, schneller – dünner, müder – und das ohne die Hilfe von irgendwelchen Göttern oder Monden, vielen Dank auch. »Nitid hatte nichts damit zu tun«, erklärte sie Thiago, und ihre Stimme klang hart.
    »Vielleicht hast du recht. Aber was macht das für einen Unterschied? Ich versuche nur, dir zu danken.« Seine eisblauen Augen waren erfüllt von bebendem Pathos. Die Intimität des Moments traf Karou wie ein Schlag – sie waren allein im flackernden Kerzenlicht, seine Haut war nackt –, und ihr Abscheu kam jäh zurück, bitter wie Galle.
    »Gern geschehen«, sagte sie, zog sein Hemd von der Stuhllehne und warf es nach ihm. »Kannst du dich jetzt bitte endlich anziehen?«
    Sie wandte sich schnell ab, damit er ihr Unbehagen nicht bemerkte. Das einzige Geräusch war das Klirren der Kette des Turibulums, als sie das Gefäß vom Tisch nahm und an einen Haken über Amzallags neuen Körper hängte.
    Riesig und reglos lag er vor ihr. Monströs. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Brimstone stolz auf sie wäre, aber dies waren, wie Thiago gesagt hatte, monströse Zeiten, und die Rebellen mussten die Stärke ihrer kleinen Armee maximieren, wenn sie überleben wollten.
    Wenigstens hatte er noch eine gewisse Ähnlichkeit mit Amzallags gewohnten Körpern – eine Mischung aus Hirsch und Tiger mit dem Oberkörper eines Mannes –, aber er war sehr viel mächtiger. Seine enorme Größe und Stärke hatte er den Eisenspänen zu verdanken, die passenderweise aus den Überresten des Käfigs von Loramendi stammten. Gigantisch, wie er war, würde er in keine Rüstung passen. Jeder Muskel trat deutlich hervor, und das Fleisch war gräulich verfärbt, ebenfalls ein Resultat der Eisenspäne. Er hatte den Kopf eines Tigers, mit Fangzähnen so lang wie Küchenmesser. Und dann waren da noch die Flügel.
    O ja, die Flügel.
    Sie waren der Grund dafür, dass lebende Soldaten überhaupt einen neuen Körper brauchten. Und auch das war allein Karous Schuld. Es war ihre Idee gewesen, ausgerechnet hierher zu kommen. Sie sah zu ihrem Fenster hinüber und zu dem einzigen Mond, der dahinter am Himmel stand. Die Welt der Menschen. War sie verrückt? Oder einfach nur dumm? Vielleicht. In Eretz waren sie dazu gezwungen gewesen, immer in Bewegung zu bleiben, sich in Ruinen und Minenschächten zu verstecken, ständig nach Seraphim-Patrouillen Ausschau zu halten. Wenn es so weitergegangen wäre, hätte sie früher oder später die Nerven und den Verstand verloren, und höchstwahrscheinlich wären sie inzwischen gefasst worden. Trotzdem musste sie zugeben, dass sie nicht richtig bedacht hatte, welche Auswirkungen ihr Vorgehen haben könnte.
    Zum Beispiel die Grube.
    Die Soldaten mussten nun zwischen den Welten ein und aus gehen, und das konnten sie nur durch das Portal im Himmel. Also

Weitere Kostenlose Bücher