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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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Essen nahm, oder Lisseth oder Nisk, die schon am Tisch saßen. Aber Karou wettete fast auf Ten, aus keinem besseren Grund, als dass Ten, eine Chimäre mit Wolfsgestalt und die einzige Überlebende aus Thiagos Gefolge, freundlicher zu ihr war als die meisten. Was sie natürlich sehr verdächtig machte.
    Ich liebe mein Leben , dachte Karou.
    Wenn es wirklich Ten gewesen war, dann war sie eine gute Schauspielerin, denn sie begrüßte Karou ganz unschuldig und hielt ihr einen Teller mit Essen hin. »Den wollte ich dir gerade bringen«, verkündete sie.
    Karou warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, der auch den Teller mit einschloss.
    Ten entging es nicht. »Denkst du, ich will dich vergiften? Na, das würde ich vermutlich bereuen, wenn ich das nächste Mal sterbe.« Sie lachte, doch aus ihrer Wolfskehle klang es mehr wie ein Bellen. »Thiago hat mich darum gebeten«, erklärte sie. »Er trifft sich mit seinen Feldherren, sonst hätte er dir das Essen sicher selbst gebracht.«
    Karou nahm den Teller Couscous mit Gemüse entgegen. Das war ein weiterer Vorteil ihres Stützpunkts hier: In Eretz war Essen schwer aufzutreiben gewesen, und so hatten sie sich fast ausschließlich von einem Brei aus gekochten Jess-Körnern ernährt, der sich im Mund anfühlte wie Gips und auch nicht viel besser schmeckte. Hier konnte Karou mit einem leicht zerbeulten Lastwagen in die nächstgelegenen Städte fahren und Getreide, Datteln und Gemüse besorgen, und in dem kleinen Hof hinter der Großen Halle hatte inzwischen eine Dynastie alter, zäher Hühner die Herrschaft übernommen.
    »Danke«, murmelte Karou. Thiago hatte ihr jetzt schon mehrere Abende nacheinander das Essen aufs Zimmer gebracht, damit sie nicht in der Arbeit unterbrochen wurde, und sie musste zugeben, dass das leichter war, als hier herunterzukommen und sich dem misstrauischen Empfang ihrer Kameraden zu stellen. Und der Weiße Wolf hatte den Schmerztribut für sie bezahlt. Inzwischen waren seine Arme fast so übel zugerichtet wie ihre eigenen und mit Quetschungen und Prellungen in allen Farben des Regenbogens übersät.
    »Eine ganz besondere Kunstform«, nannte er sie und machte Karou das seltsamste – und verstörendste – Kompliment, das sie je gehört hatte: »Du machst wunderschöne Blutergüsse.«
    An diesem Abend war er jedoch nicht gekommen, und als ihr klar wurde, dass sie auf ihn wartete – auf den Weißen Wolf! –, da war Karou aufgesprungen und hatte sofort ihr Zimmer durchs Fenster verlassen.
    Jetzt ließ sie sich von Ten an den Tisch führen. Um diese Uhrzeit hatte sich die Halle noch nicht gefüllt, und ein rascher Blick sagte ihr, dass etwa die Hälfte der anwesenden Chimären ihre eigenen Kreationen waren, was man an ihren Flügeln und ihrer Größe leicht erkennen konnte. Da saß Amzallag: ihr Werk. Oora: nicht ihr Werk. Lisseth und Nisk: beide ihr Werk. Hvitha und Bast: nicht ihr Werk. Jedenfalls noch nicht. Aber es gab durchaus einen Grund dafür, dass nur hinter ihrem Rücken Verräterin geflüstert wurde – sie wussten alle, dass ihre Seelen in den kommenden Tagen, Wochen, vielleicht auch bloß Stunden, in ihren Händen landen würden. Vielleicht würde einer von ihnen schon heute Nacht mit Thiago in die Grube gehen. Das Einzige, was sie sicher wussten, war, dass sie sterben würden – daran waren sie gewöhnt.
    Aber sie waren nicht daran gewöhnt, ihre Wiedererweckung einer Verräterin anzuvertrauen.
    »Nektar?«, fragte Ten. Ein Witz. Sie deutete auf das mit Flusswasser gefüllte Fass, und Karou schenkte sich einen Becher voll ein. Als sie es sich bequem gemacht hatten, berichtete die Wölfin: »Ich habe vorhin Razor gesehen.«
    »Oh?« Karou wurde sofort hellhörig. Razor war ein Knochenpriester der Heth, den sie heute Morgen erst aus ihrem Turibulum-Vorrat zurückgebracht hatte. Es war eine schwierige Wiederweckung gewesen, einer von Thiagos Spezialaufträgen.
    Ten nickte. »Er hat sich sehr über seinen neuen Kopf gewundert.«
    »Er wird sich daran gewöhnen.«
    »Aber ein Löwenkopf, Karou? An einem Heth?«
    Als wüsste sie nicht, wie Heth-Köpfe normalerweise aussahen … Wie hätte sie vergessen können, wie widerwärtig sie waren, mit ihren großen, runden Insektenaugen und den Beißwerkzeugen, die an Krabbenscheren erinnerten? Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, wie Brimstone das angestellt hatte. Karou hatte keine Insektenzähne in ihrem Vorrat, und auch in seinem hatte sie nie welche gesehen. »Thiago wollte, dass ich ihn so schnell

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