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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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zogen sie nur bei Nacht weiter, denn in der Dunkelheit waren die feurigen Schwingen der Seraphim kaum zu übersehen.
    Lell ritt auf Svevas Rücken, und es erschien der Dama inzwischen wie die natürlichste Sache der Welt, die kleine Caprine aufsteigen zu lassen, wenn sie aufbrachen, und dann direkt hinter Rath in Trab zu fallen, wo sie Sarazal im Auge behalten konnte.
    »Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder selbst zu laufen«, flüsterte ihre Schwester ihr eines Morgens zu, als sie im Caprinen-Tempo einen Hügel hinauftrotteten.
    »Ich weiß«, antwortete Sveva. Und dann, als sie die Hügelkuppe erreichten, erhaschten sie den ersten Blick auf das Fernmassiv: Im Dunst schienen die hohen, schneebedeckten Berge mit den Wolken zu verschmelzen wie ein weißes Land der Lüfte. Sarazal lächelte. »Aber es ist schön, am Leben zu sein.«
    ***
    Die Jagd der Seraphim-Patrouillen blieb größtenteils erfolglos. Das Land war zu groß und zu wild, und immer seltener zeigten sich seine Bewohner.
    »Jemand warnt die Bestien«, meinte Kala eines Morgens, als sie ein weiteres Chimärendorf verlassen vorfanden. Südlich der freien Bezirke gab es ohnehin nur wenige Dörfer; hauptsächlich lebten kleinere Chimärenstämme auf einfachen Höfen vom Ackerbau, aber selbst diese waren wie ausgestorben. Abends am Lagerfeuer reinigten immer noch einige Soldaten ihre Schwerter, aber mehr aus Gewohnheit, als weil es nötig gewesen wäre. Schon seit Tagen hatten sie kaum Blut vergossen. Immer wieder gab es Geflüster über Geister. Andere machten die entflohenen Sklaven verantwortlich, obwohl alle wussten, dass es für die wenigen befreiten Kreaturen ein bemerkenswerter Kraftakt gewesen wäre – sowohl was Mut als auch was Logistik anging – das ganze Land vor der heranrückenden Bedrohung zu warnen. Zwar gab es keine handfesten Beweise, aber die einzige logische Erklärung war, dass die Rebellen dahintersteckten.
    »Warum zeigen sie sich nicht?«, fluchte ein Soldat der Zweiten Legion. »Verdammte Feiglinge!«
    Akiva stellte sich dieselbe Frage. Wo waren die Rebellen? Er wusste ja zufällig, dass es nicht sie waren, die die Chimären warnten.
    Sondern er selbst.
    Nachts, wenn alle anderen schliefen, hüllte er sich in seinen Unsichtbarkeitszauber und schlüpfte aus dem Zelt. Dann flog er in die Richtung, in die sie ihre Jagd am nächsten Tag führen würde, und wann immer er ein Dorf, eine Farm oder ein Nomadenlager entdeckte, ließ er sich sehen, schlug die Chimären in die Flucht und hoffte inständig, dass sie lange genug wegbleiben würden.
    Es war wenigstens etwas, wenn auch nicht ansatzweise genug, und die nächtlichen Ausflüge zehrten an seinen Kräften, aber er wusste nicht, was er sonst tun sollte. Was konnte ein Soldat schon bewirken, wenn Erbarmen Verrat war und nur er allein es empfand? Vielleicht hatten durch seine Bemühungen wenigstens ein paar der südlichen Stämme genug Zeit, um das Fernmassiv zu erreichen. So hätte es sein sollen.
    Aber so war es nicht.
    Denn eines Nachts, während Akiva die Feinde mühsam in kleinen Portionen zu retten versuchte, sandten die Rebellen dem Imperium eine Botschaft, auf die es nur eine mögliche Antwort gab: grausame, erbarmungslose Vergeltung, die Akivas Hoffnung auf ein Ende des Tötens ein für alle Mal zunichtemachen würde.
    Entweder das Leben ist dein Meister, oder es ist der Tod , hatte Brimstone gesagt, aber in diesen Tagen blutiger Rache blieb ihnen keine Wahl.
    Der Tod beherrschte sie alle.

Es war einmal,
da trug der Himmel die Last von Engel-Armeen,
die in den Kampf zogen,
und der Wind trug das höllische Feuer
ihrer Schwingen in die ganze Welt.

Die Lebenden Schatten
    In der Seraphim-Garnison bei Thisalene – nicht etwa an irgendeinem fernen Ufer oder in der einsamen Wildnis der Chimärenlande, sondern an der Mirea-Küste mitten im Herzen des Imperiums – sah ein Wachposten die Sonne über dem Meer aufgehen, aber keiner seiner Kameraden regte sich. Nichts war zu hören von den hundert Soldaten, die dazu ausgebildet waren, im ersten Licht des Morgens aufzustehen. Vollkommen lautlos lagen die Baracken da, und diese Stille war unwirklich, ganz und gar falsch. Wo blieb der übliche Krach, der Qualm von den Kochstellen, das Klirren der Schwerter auf dem Übungsplatz?
    Der Wachmann wusste, dass ihn inzwischen längst jemand abgelöst haben sollte, aber er traute sich nicht, seinen Posten zu verlassen. Von Angst gelähmt, blieb er, wo er war. Nichts bewegte sich, bis auf das

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