de la Cruz, Melissa - The Immortals 1
ganze Zeit über gesteckt?«, fragte Skyler. »Wir haben dich nach zehn Uhr nicht mehr gesehen.«
»Ich, äh, also ich habe jemanden getroffen«, sagte Dylan ausweichend und grinste verlegen.
Skyler nickte und hakte nicht weiter nach.
Sie verließen die Kapelle und kamen an Mimi vorbei, die von Mädchen umringt war, die sie voller Mitleid anschauten.
»Sie ist nur eine rauchen gegangen …«, hörten sie Mimi sagen, die sich die Augen abtupfte. »Und dann war sie verschwunden … Wir wissen immer noch nicht, was eigentlich passiert ist.«
»Was glotzt du so?«, fauchte Mimi, als sie bemerkte, dass Skyler sie anstarrte.
»Wieso? Ich …«
Mit einer Kopfbewegung warf Mimi das Haar zurück und schnaubte verächtlich. Dann drehte sie den drei Außenseitern demonstrativ den Rücken zu und fuhr fort, den Freitagabend aufzuarbeiten.
»Hey«, sagte Dylan und ging zu dem großen Mädchen aus Texas, das zu Mimis Gruppe gehörte. »Tut mir leid wegen deiner Freundin.« Er legte ihr leicht die Hand auf den Arm.
Doch Bliss tat so, als hätte sie ihn gar nicht gehört.
Skyler fand das seltsam. Woher kannte Dylan Bliss Lewellyn? Das Mädchen war praktisch Mimis beste Freundin. Und Mimi verachtete Dylan. Skyler hatte mitbekommen, wie sie ihm die Worte »Loser« und »Abschaum« ins Gesicht geschleudert hatte, als er sich geweigert hatte, ihren Stammplatz in der Cafeteria zu räumen. Sie und Oliver hatten ihn gewarnt, bevor er sich setzte, aber er hatte nicht auf sie hören wollen.
»Das ist unser Tisch«, hatte Mimi gefaucht, in der Hand ein Tablett, auf dem sich ein Teller mit einem Hamburger, umrahmt von drei vertrockneten Salatblättern, befand. Skyler und Oliver waren sofort aufgesprungen, doch Dylan hatte nicht aufstehen wollen und dadurch eine Menge Sympathiepunkte bei ihnen gewonnen.
»Es war eine Überdosis«, flüsterte er jetzt.
»Woher weißt du das?«, fragte Oliver.
»Sie ist aus dem Block 122 gekommen. Was sollte es sonst gewesen sein?«
Ein Herzanfall, ein Tumor oder ein diabetischer Schock, dachte Skyler. Es gab so viele Krankheiten, die einem auch in jungen Jahren das Leben kosten konnten. Sie hatte viel darüber gelesen und wusste Bescheid. Skyler hatte als Kind ihren Vater verloren und ihre Mutter lag im Koma. Das Leben war zerbrechlicher, als die meisten glaubten.
Du konntest eben noch mit deinen Freunden lachen, Cocktails hinunterkippen und in populären Nachtclubs auf dem Tisch tanzen. Und von einer Minute auf die andere warst du tot.
5
N achdem die Nachricht von Angies Tod die Runde gemacht hatte, nahm Mimis Berühmtheit neue Dimensionen an. Nun galt sie nicht nur als schön und reich – sie war zudem menschlich . Es war wie bei der Trennung von Tom Cruise und Nicole Kidman. Als er sie verlassen hatte, war sie in aller Augen nicht länger die rücksichtslose und karrieresüchtige Diva, sondern einfach nur eine gedemütigte, geschiedene Frau, mit der sich jeder identifizieren konnte.
Angie war Mimis beste Freundin gewesen – oder zumindest eine ihrer besten Freundinnen. Mimi scharte immer eine Menge Mädchen um sich. Das war die Grundlage ihrer Beliebtheit. Viele Leute fühlten sich Mimi nahe, obwohl sich Mimi selbst niemandem – außer ihrem Bruder – eng verbunden fühlte. Trotzdem war Angie jemand Besonderes für sie gewesen. Sie waren zusammen aufgewachsen und auf der Wollman-Eisbahn Schlittschuh gelaufen, hatten denselben Benimmkurs besucht und waren im Sommer mehrmals gemeinsam in Southampton gewesen. Die Carondolets waren eine alte New Yorker Familie und mit Mimis Eltern befreundet. Ihre Mütter gingen sogar zum selben Friseur.
Mimi genoss die Aufmerksamkeit und das ihr entgegengebrachte Mitleid. Sie erzählte genau das Richtige und verlieh ihrem Schock mit verhaltener Stimme Ausdruck. Sie tupfte sich die Augen trocken, ohne ihren Eyeliner zu verwischen. Liebevoll erinnerte sich Mimi daran, wie Angie ihr einst ihre Lieblingsjeans geliehen hatte.
»Und sie hat sie nie zurückverlangt!«, fügte Mimi sichtlich gerührt hinzu.
Das war wahre Freundschaft.
Nach der Andacht wurden Mimi und Jack von einem Stipendiaten beiseitegenommen, der dem Sekretariat als Laufbursche diente. »Die Chefetage will euch beide sehen!«
Die Direktorin stand auf dem Plüschteppich in ihrem Büro und teilte ihnen mit, dass sie sich den ganzen Tag freinehmen konnten und nicht bis zum Mittag warten mussten. Man wisse, wie nahe sie Augusta gestanden hatten.
Mimi war beschwingt. Noch mehr
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