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de la Cruz, Melissa - The Immortals 1

de la Cruz, Melissa - The Immortals 1

Titel: de la Cruz, Melissa - The Immortals 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tochter der Finsternis
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gesessen, ihn aber nie weiter beachtet. Er schaute nicht zu ihr hin und sie selbst war zu schüchtern, ihn anzusehen.
    Skyler musste daran denken, dass sie beide in unmittelbarer Nähe des Unglücksorts gewesen waren. Sie fand das ganz schön unheimlich.
    Das laute Schluchzen einer anderen Anhängerin von Mimi riss sie aus ihren Gedanken. Das Mädchen erzählte gerade von ihrem Hamster, der während der Ferien verhungert war. »Ich hab Bobo so geliebt«, brachte sie mit tränenerstickter Stimme hervor. Geräuschvoll schnäuzte sie in ihr Taschentuch, während ihr der Rest der Klasse mitfühlende Blicke zuwarf. Geschichten vom Sterben ähnlich geliebter Eidechsen, Kanarienvögel und Kaninchen wurden als Nächstes hervorgebracht.
    Skyler verdrehte die Augen und kritzelte auf ihrem Heftrand herum. Das war ihre Art, Probleme auszublenden. Wenn sie das Gehabe ihrer Mitschülerinnen oder den Unterricht nicht mehr ertragen konnte, zog sie sich mit Bleistift und Papier zurück. Sie hatte schon immer gern gezeichnet. Comicgirls, Jungen mit tellergroßen Augen, Drachen und Geister. Gedankenverloren skizzierte sie Jacks Profil, als eine Hand in Skylers Blickfeld erschien und eine Nachricht auf ihr Heft schrieb.
    Sie sah erschrocken auf und verdeckte instinktiv ihre Zeichnung.
    Jack Force nickte ihr mit finsterer Miene zu und klopfte mit dem Stift auf das Heft, um ihren Blick auf das zu lenken, was er geschrieben hatte: Angie ist nicht an einer Überdosis gestorben. Sie wurde ermordet.

7
    E in funkelnder Rolls-Royce Silver Shadow stand vor dem Tor der Duchesne, als Bliss hindurchging. Sie war wie immer ein wenig verlegen, als sie den Wagen bemerkte. Ihre Halbschwester Jordan, die elf Jahre alt war und in die sechste Klasse ging, wartete schon neben dem Tor auf sie. Die Wagentür des Rolls wurde geöffnet und zwei lange Beine schwangen heraus.
    Bliss’ Stiefmutter, geborene Bobi Ann Shepherd, trug ein enges Samtjäckchen, dessen Reißverschluss dermaßen weit heruntergezogen war, dass ein Teil ihres stattlichen Busens zum Vorschein kam. Sichtlich verzweifelt blickte sie in die Schülermenge.
    Bliss wäre viel lieber mit dem Taxi nach Hause gefahren oder zu Fuß gegangen. Den Rolls, das Dekolleté und den riesigen Diamanten darin fand sie total peinlich. Zwei Monate Manhattan hatten Bliss gelehrt, dass es völlig out war, mit seinem Vermögen zu protzen. Die Reichsten aus der Klasse trugen Army-Klamotten und wurden von ihren Eltern knapp bei Kasse gehalten. Wenn sie ein Auto haben wollten, sorgten ihre Eltern dafür, dass es ein kleiner, schnittiger Stadtflitzer war und kein Rolls-Royce. Sogar Mimi musste mit dem Taxi fahren. Auf protzige Statussymbole, mit denen man vielleicht in Texas Eindruck schinden konnte, wurde herabgesehen. Wer sich auskannte, wusste allerdings, dass die löchrigen Jeans und zerknitterten Hemden der Duchesne-Schüler aus teuren SoHo-Boutiquen stammten und fünfstellige Summen kosteten. Man musste arm aussehen, arm zu sein war dagegen völlig unentschuldbar.
    Zuerst glaubten auf der Schule alle, Bliss sei eine Stipendiatin mit ihrer gefälscht aussehenden Chanel-Tasche und ihren Lackschuhen. Das Auftauchen des Rolls-Royce setzte diesen Gerüchten jedoch rasch ein Ende.
    »Ihr Schätzchen!«, zwitscherte Bobi Ann, wobei ihre Stimme bis ans andere Straßenende zu hören war. »Ich hab mir schon solche Sorgen um euch gemacht.«
    Mit ihren fleischigen Armen drückte sie Tochter und Stieftochter an sich und presste ihnen das gepuderte Kinn an die Wangen. Bei Bliss’ Geburt war ihre leibliche Mutter gestorben und ihr Vater sprach nie über sie. Bliss hatte keine Erinnerung an ihre Mutter. Als sie drei war, hatte ihr Vater Bobi Ann geheiratet und kurz darauf war Jordan zur Welt gekommen.
    »Lass gut sein, Bobi Ann«, beschwerte sich Bliss. »Uns geht’s prima. Wir wurden schließlich nicht ermordet.«
    Ermordet? Warum hatte sie das gesagt? Angies Tod war doch ein Unfall gewesen. Eine Überdosis Drogen. Aber das Wort war ihr einfach über die Lippen gekommen, ohne dass sie darüber nachgedacht hatte.
    »Sag bitte Mom zu mir, Schätzchen. Ich weiß, ich weiß, ich hab’s gehört. Das arme Mädchen. Angies Mutter steht unter Schock. Los, steigt ein!«
    Bliss folgte ihrer Schwester ins Auto. Jordan reagierte auf die theatralische Fürsorge ihrer Mutter wie immer mit Gelassenheit. Bliss und ihre Halbschwester hätten nicht unterschiedlicher sein können: Während Bliss groß und schlank war, war Jordan klein und

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