Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
war.
Über schmerzlich lange Minuten hinweg sagte der Heilige Geist nichts. Paul war auf sich allein gestellt.
Er räusperte sich und sagte: » Johannes, Kapitel dreizehn, Vers sieben. – Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das weißt du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren. «
Mehrere Angehörige der Gemeinde nickten, ermutigten ihn zum Weitermachen, doch Paul verfiel in Schweigen. Es reichte ihm nicht zu sagen, dass die Wege des Herrn rätselhaft sind. Es reichte ihm ganz und gar nicht.
Warum konnte Gott dies zulassen? Er konnte es nicht ergründen. Die üblichen Argumente, mit denen man Gottes Existenz rechtfertigen konnte, obwohl er zuließ, dass in der Welt guten Menschen Böses widerfuhr, rasten durch seinen Kopf. Gottes Schöpfung hat einen freien Willen, und das schließt den Willen, Böses zu tun, mit ein. Aber welches Böse hatte seine Sara getan? Gott erlaubt es dem Bösen, in einer Welt zu gedeihen, die durch die Erbsünde verdorben ist. Aber waren die Sünden Adams und Evas nicht vom Blute des Opfers Jesu Christi weggeschwemmt worden? Das Böse ergänzt das Gute. Aber wie konnte Paul ohne seine geliebte Frau irgendetwas Gutes in der Welt sehen?
Gott prüft uns. Gott möchte uns eine Lehre erteilen.
Nein, dachte er. Gott lehrt uns nicht nur etwas. Gott straft uns.
Paul sagte zur Gemeinde: » Die Bibel sagt auch: Wenn ihr euch dadurch noch nicht warnen lasst und mir weiterhin feindlich begegnet, begegne auch ich euch feindlich und schlage auch ich euch siebenfach für eure Sünden. Ich lasse über euch das Schwert kommen, das Rache für den Bund nehmen wird. Zieht ihr euch in eure Städte zurück, so sende ich die Pest in eure Mitte und ihr geratet in Feindeshand. – Levitikus Kapitel sechsundzwanzig, Verse dreiundzwanzig bis fünfundzwanzig. – Ich habe die Absicht, herauszufinden, warum diese Verse geschrieben wurden. Ich habe die Absicht, die Lektion zu lernen, die Gott uns durch diese brutale Züchtigung zu lehren versucht. «
Seiner Gemeinde gefiel diese Botschaft nicht. Sie wollte nicht verloren sein. Sie wollte Antworten. Sie wollte Trost und Gnade. Und deswegen schaute sie ihn entsetzt an.
Das Alte Testament des Gerechten Gottes war wieder da, und Paul, der die frohe Botschaft des Gottes der Gnade und Liebe des Neuen Testaments sein Leben lang verehrt, studiert und gepredigt hatte, wusste nicht, was Gott von ihm wollte. Er betete zwei Tage lang. Manchmal betete er um Erkenntnis. Doch meist betete er darum, dass Gott ihm Gnade erwies und ihm seine Sara zurückgab.
Zwei Nächte später stieg seine Frau im Nachthemd aus dem Bett. Ihr Gesicht war grau, ihre Augen schwarz und kalt wie die einer Schlange, und sie stürzte sich kreischend auf seine Kehle.
Die Überlebenden gehen über die Treppe in die dritte Etage hinauf. Wendy und der Bengel melden sich freiwillig, um sie zu säubern, während Ethan das Treppenhaus bewacht, damit niemand rein- oder rauskann. Sie haben ihn in einer Ecke zurückgelassen, in die er sich nun quetscht, da das Alleinsein ihm Angst macht.
Der Bengel geht vor Wendy her, den Karabiner mit dem Zielfernrohr schussbereit an der Schulter. Die Mündung schwenkt hin und her, denn er hält nach Zielen Ausschau, obwohl er nicht ganz bei der Sache ist, sondern sich ausmalt, wie er auf die schöne blonde Polizistin wirkt. Er fragt sich, ob Wendy von seinem Geschick als Krieger beeindruckt ist. Er wünscht sich, sein Karabiner hätte ein Laserzielgerät. Sie geht hinter ihm her, mit langsamen Schritten, hält eine Glock in der rechten und die Taschenlampe in der linken Hand. Die Schritte der beiden wirbeln eine dicke Staubschicht auf, die den Boden wie ein Teppich bedeckt.
Der Bengel beugt sich plötzlich mit einem lauten Niesen vor. Dann noch einmal.
» Scheiße « , sagte er und errötet, weil es ihm so peinlich ist. » Tut mir leid. Das war nicht besonders heldenhaft. «
Die Polizistin lächelt grimmig. » Wir wollen auch keine Helden sein. Wir sind zum Saubermachen hier, nicht um hier rumzuschleichen. «
» Ja, stimmt. «
» Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, dich Bengel zu nennen. «
Ihm wird leicht schwindlig. » Es gefällt dir nicht? «
» Ich würde dich lieber mit deinem echten Namen ansprechen. «
» Ich heiß Todd « , sagt er schnell. » Aber erzähl es nicht den anderen. «
» Versprochen « , sagt sie schnell und lächelt. » Es ist unser Geheimnis. «
Er sagt nichts, weil er aufgeregt ist und Angst hat, er könnte
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