Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
wieder im Krankenhaus sind, entspannen sie sich ein wenig.
» Sind wir hier sicher, Sergeant? « , fragt Duck. » In diesem Gebäude? «
» Jedenfalls im Moment. « So lautet Sarges Standardantwort auf diese Frage. Er glaubt, dass er bisher nur lebendig und geistig gesund geblieben ist, weil er ihre höllische Reise nur in Einzeltagen sieht. Ein Tag ist ein Tag ist ein Tag. Spekulationen über Dinge, die man nicht weiß, sind Verschwendung von Zeit und Kraft, die man zum Überleben braucht.
» Also bleiben wir ’ne Weile hier? «
Sie nehmen die Treppe nach oben in Angriff. Sarge sagt achselzuckend: » Ja, ich glaube, wir sollten erst mal hierbleiben. Hier ist es ganz gut. «
» Ich dachte, wir bilden eine zivile Kampfeinheit aus und setzen sie als Begleittruppe ein, bis wir auf ein paar Kameraden stoßen. «
» Den Plan hab ich noch nicht aufgegeben, Ducky. «
» Die Zivilisten glauben wohl, dass wir hier sesshaft werden wollen. «
» Ja, wir bemühen uns weiterhin, das Militär zu finden « , sagt Sarge. » Nein, wir brauchen mit diesem Fakt nicht bei den Zivilisten hausieren zu gehen. Weißt du überhaupt, wie nahe uns die nächsten Kameraden sind? Weil ich es nämlich ums Verrecken nicht weiß. Eigentlich existiert unser Bataillon gar nicht mehr. Wir haben seit Tagen nichts mehr im Netz gehört. «
Die Soldaten erreichen das oberste Stockwerk und halten an, um wieder zu Atem zu kommen. Der Richtschütze hockt sich hin und beginnt, die C4-Ladung anzubringen.
» Es gibt noch immer die Lager « , sagt Steve, während er damit beschäftigt ist. » Die FEMA -Lager. Von der Katastrophenschutzbehörde. Das Nächste ist doch in Ohio, oder nicht? «
» Von denen wir aber nicht mal wissen, ob sie noch existieren, Steve. Falls sie je existiert haben. Wir haben eine Menge über Flüchtlingslager und Army-Einheiten gehört, die entweder schon weitergezogen waren, wenn wir sie erreicht hatten, oder nie aufgebaut wurden. Ich bin nicht daran interessiert, unsere Sicherheit wegen Gerüchten aufs Spiel zu setzen, besonders dann nicht, wenn wir dazu mit einem viertelvollen Tank quer durch Ohio fahren müssten. «
» He, ist ja ganz meine Meinung. Ich würde auch gern bleiben. Ich hab nichts dagegen, wenn wir uns hier eingraben, bis der Sturm sich verzieht. Sollen sich doch die lebensmüden Arschlöcher drum kümmern. «
» Ich möchte nicht für immer hierbleiben. Die Army ist noch da draußen und kämpft, und wir müssen sie finden und ihr helfen. Aber diese Leute müssen sich ausruhen. Wir alle müssen uns ausruhen. «
» Kapiert « , sagt Steve.
» Ich seh’s so « , sagt Ducky, als sie sich ins Treppenhaus hinab zurückziehen. » In jeder Stunde, die wir hier absitzen, sterben Menschen, denen wir helfen könnten. Wie lange also bleiben wir, wenn wir schon bleiben? «
» Wenigstens einige Tage « , sagt Sarge. » In ein paar Tagen kann sich sehr viel ändern. Wir machen weiter, einen Tag nach dem anderen. « Er erinnert sich an das, was er bei den Pfadfindern über die richtige Geistesverfassung beim Überleben gelernt hat: anhalten, nachdenken, beobachten, planen oder ANHALTEN .
» Angenommen wir beschließen, dass wir weiterziehen, aber die Zivs wollen bleiben? «
» Weiß ich auch nicht, Ducky. Hab wirklich keine Ahnung. Die sind ja keine Soldaten. «
» Deckung! « , ruft Steve. Die Soldaten ducken sich und halten sich die Ohren zu.
Das C4 explodiert mit einem metallischen Donner, der das Treppenhaus hinabrollt und dem eine Woge von Rauch und Staub sowie ein starker Chemikaliengeruch folgen. Die verbogene Eisentür hängt nur noch an einem Scharnier, dann reißt sie ab und fällt zur Seite.
Die Soldaten stehen auf und klopften sich den Staub von den Klamotten.
» Die Wahrheit ist, dass wir sie wirklich brauchen « , sagt Sarge. » Die sind ganz gut geworden. « Er lächelt grimmig. » Offen gesagt, würde ich sie nur ungern vergrätzen. «
Gott ist gut, der Tod ist böse. Warum also lässt Gott zu, dass Menschen sterben? Dies war eine Frage, die Paul während seines geistlichen Amtes nie beantworten konnte. Als er zehn Jahre alt war, stürzte ein Flugzeug ab, verstreute brennende Trümmerstücke und Körperteile kilometerweit über die versengte und verschrammte Erde, und mehr als zweihundert Menschen, seine Mutter eingeschlossen, fanden den Tod. Er erlebte die gesamte Bandbreite der Trauer, vom Nichtwahrhabenwollen über den Zorn und vom Feilschen bis zum schlechten Gewissen. Die Schuld war das
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