Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
sofort. Langsam untersucht er mit der Taschenlampe die Wände. Sie sind mit Buntstiftzeichnungen auf Bastelpapier bedeckt, einfachen Darstellungen von Häusern, Mamis und Papis, Haustieren und Sonnen mit riesigen gelben Strahlen. Mit getrocknetem Blut besprüht.
» Oh, Gott « , sagt er. » Oh, Gott. «
» Das war die Kinderkrippe « , sagt Wendy leise.
Wie ein Trapezartist mit Höhenangst redet Ethan sich ein, er solle nicht nach unten schauen. Aus irgendeinem Grund mögen Infizierte keine präpubertären Kinder. Sie stecken sie nicht an. Vielleicht hält das Virus sie nicht für funktionsfähige Wirte. Vielleicht haben sie für das Virus auch einen höheren Stellenwert als Nahrung, da die Infizierten Kinder ermorden und ihre Leichen fressen.
Er weiß, dass der Boden voll von verwestem Fleisch und Knochen ist. Kleine Schädel.
Ethan kriegt plötzlich keine Luft mehr.
Anne leuchtet ihm ins Gesicht. » Ethan? «
Ethan stöhnt, wehrt das Licht ab.
» Er kriegt die Krise. Bringt ihn hier raus. «
Als sie sich aus der Kindertagesstätte zurückziehen, tritt Wendy auf etwas Weiches, das mit einem organischen Quietschen platzt.
Sie richtet die Taschenlampe nach unten und erhellt den Boden.
» Anne « , sagt sie mit dünner Stimme. » Oh, Gott. Anne, komm schnell her. «
Der Boden ist voller durchsichtiger fleischiger Beutel, die mit schleimfarbenem Glibber gefüllt sind. Als der Strahl ihrer Lampe auf die Beutel fällt, werden bleiche Würmer in der Flüssigkeit hektisch und schlagen um sich, sodass die Beutel schwabbeln und sich dehnen.
Die Beutel sind Eier. Der Raum wimmelt von ihnen.
Anne taucht neben Wendy auf, schaut hinab, sagt nichts.
» Was machen wir? « , fragt Wendy. » Wenn sie schlüpfen, sind wir tot. «
Eine endlos lange Minute gibt Anne keine Antwort. Sie drückt ein Stirnband auf ihr Gesicht, ihre Augen sind groß und wässerig.
» Wir vernichten sie « , sagt sie schließlich.
Die Soldaten tauchen die grauen Betonwände in Licht und halten nach Schildern Ausschau, mit deren Hilfe sie sich auf der Maschinenraum-Etage des Krankenhauses orientieren können. Die Räume sind voller Heizungskessel, Pumpen, Rohrleitungen und Belüftungsanlagen, die zum Beheizen und Kühlen des Gebäudes benutzt wurden. Alles steht nun untätig unter einer Decke herum, die nur mit feuerfestem Schaumstoff verkleidet ist.
Sarge zweifelt nicht daran, dass das Krankenhaus über ein Notstromaggregat verfügt. Alle Hospitäler sind damit ausgestattet, da unvorhergesehene Stromausfälle Monitore, Sauerstoffpumpen und andere lebensrettende Apparaturen, von schnurlosen Telefonen und Datenservern ganz zu schweigen, plötzlich versagen lassen. Was er aber nicht weiß: Wird das Aggregat mit Gas oder Diesel betrieben?
Wenn es Gas benötigt, verfügt es vielleicht über einen Reservepropantank, der auch nützlich wäre, falls man Wasser erhitzen oder etwas kochen will. Braucht es Diesel, könnte man nicht nur Strom erzeugen, sondern auch den Bradley betanken.
Sarge bleibt vor zwei hellgelben zwei Meter hohen Zwanzig-Tonnen-Maschinen stehen, die wie eine Mischung aus Traktoren und Lokomotiven aussehen. Das Krankenhaus verfügt über zwei parallel laufende Generatoren, jeder mit zweitausend Kilowatt Leistung, und etwas, das wie ein großer Reservetank aussieht.
» Halleluja, Jungs « , sagt er grinsend. » Es ist ein Diesel. «
Die Soldaten lachen und stoßen Freudenschreie aus, dann hängen sie die Laternen auf, machen sich an die Arbeit und inspizieren die Generatoren. Da sie begabte Mechaniker sind, wissen sie, wie man mit Verbrennungsmotoren umgeht. Sie beginnen, indem sie Ölstand und Batterien prüfen und messen, wie viel Dieselöl in den Tanks enthalten ist. Jeder Generator fasst nominell 550 Liter, der Bradley 660. Und da ist der Reservetank nicht mitgerechnet. Es ist zehn Tage her, seit die Infizierten das Krankenhaus betriebsunfähig gemacht haben, deswegen kann sich die Qualität des Brennstoffs zwar leicht verschlechtert haben, aber brauchbar muss er noch sein. Sarge vermutet, dass die beiden Generatoren, wenn die Tanks voll sind, sämtliche kritischen Anlagen im Haus ungefähr acht Stunden lang betreiben können. Mit dem Brennstoff im Reservetank könnte man diesen Zeitraum aber auf vierundzwanzig, wenn nicht gar achtundvierzig Stunden ausdehnen.
» Die Tanks sind zu ungefähr achtzig Prozent voll « , sagt Steve grinsend.
» Toll! « , sagt Sarge.
Sie sitzen auf einer großen Menge Brennstoff.
» Wird
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