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Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Titel: Dead: Band 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig DiLouie
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Rendezvous, auf der Hochzeit und vor der Geburt ihres Erstgeborenen ängstlich gesehen.
    » Okay, denn geh ich mal « , sagte er.
    Anne sah fast lachend zur Decke hinauf und sagte: » Das hab ich doch gesagt. «
    » Schließ ab, wenn ich draußen bin. «
    Sie winkte ihn hinaus und war in Gedanken schon bei der nächsten Arbeit. Sie hatte die Tür tagsüber noch nie abgeschlossen und wollte jetzt auch nicht damit anfangen. In einem Viertel, in dem man die Haustür abschließen musste, wollte sie nicht leben.
    Als Big Tom gegangen war, begann jedoch ein leiser Zweifel in ihrem Hinterkopf zu nagen und ein Stimmchen sagte: Hol ihn zurück. Anne bezwang es, indem sie sich wieder in die endlose Hausarbeit stürzte, die sie jeden Tag rund um die Uhr beschäftigte. Sie spülte das Frühstücksgeschirr, trocknete es ab und räumte es ein. Sie nahm den Kuchen aus dem Backofen und stellte ihn zum Kühlen ab. Big Tom mochte ihren Kuchen sehr, und sie musste schmunzeln, als sie sich vorstellte, wie er ihn verschlang. Wenn er zurückkam, würde er über seine Angst lachen, aber sie würde nichts sagen und ihm ein großes Stück Kuchen und ein Glas kalte Milch hinstellen. Sie wollte ihre Freundinnen anzurufen, um mit ihnen über alle Dinge zu reden, die ihr durch den Kopf gingen, aber es gab noch immer Verbindungsprobleme. Gegen Mittag schmierte sie den Kindern Brote, dann machte sie sich allmählich ernsthafte Sorgen.
    Die Kinder verzehrten ihr Mittagessen mürrisch am Küchentisch. Klein-Toms Kinn zitterte, während er mechanisch kaute und seine Mutter aus großen wässerigen Augen anschaute.
    » Wo ist Papa? « , fragte Peter. Seine Stimme klang fordernd.
    Alice hörte auf zu kauen. Klein-Tom schluchzte und rieb sich die Augen. Anne, die aus dem Fenster geblickt und sich die gleiche Frage gestellt hatte, bemerkte, dass alle Kinder sie musterten.
    Furcht huschte über ihr Gesicht. Dann setzte sie ein Lächeln auf.
    » Papa ist mal mit Acer raus « , sagte sie.
    Sie stand auf, nahm das Telefon ab und versuchte, ihn auf dem Handy zu erreichen, doch alle Leitungen waren belegt. Sie versuchte es erneut. Und noch einmal. Es war immer das Gleiche. Sie hörte nur das nervende Besetztzeichen, das auf ein Systemversagen hinwies. Die Kinder starrten sie an. Ihre Mienen waren besorgt.
    Peter versteht, was los ist, dachte sie. Vielleicht sogar besser als ich.
    » Ha! « , machte sie. Das Telefon klingelte.
    Big Toms Klingelton: Leo Sayer und die Wiggles sangen den Refrain von » You Make Me Feel Like Dancing « . Es kam aber leider aus dem Wohnzimmer.
    Anne schleuderte das Telefon hin und unterdrückte einen obszönen Fluch. Das sah ihm mal wieder ähnlich. Er vergaß immer, sein Handy mitzunehmen.
    » Wo ist Papa, Mama? « , fragte Peter drängend.
    » Geht auf eure Zimmer « , sagte Anne.
    » Ich will zu meinem Papa « , schrie Klein-Tom und heulte los.
    Alice verbarg das Gesicht schluchzend in den Händen.
    » Wo ist Papa? « , fragte Peter.
    » Ich hab eine bessere Idee « , sagte Anne. » Steht auf und kommt mit. Ihr kommt alle mit. «
    » Wo gehen wir hin? « , fragte Peter.
    » Ihr geht nach nebenan zu Trudy. Ich gehe euren Vater holen. Ist das in Ordnung? «
    Peter nickte. Man konnte ihm die Erleichterung ansehen.
    » Dann los, Leute « , sagte sie kurz angebunden. Sie beugte sich vor, um Klein-Toms Tränen mit einem Papiertaschentuch abzuputzen. » Auch du, mein Großer. Trinkt zuerst euren Saft aus. «
    Die Kinder standen auf und zogen ihre Schuhe an. Peter half seinem Bruder, Anne half Alice. Anne bemerkte, wie erwachsen Peter trotz seiner erst sieben Jahre geworden war, und schluckte schwer, um den dicken Klumpen in ihrer Kehle loszuwerden. Der Tag draußen war wunderschön, sonnig und 21 Grad. Anne blinzelte im Sonnenlicht und hielt nach Ärger Ausschau, doch die Nachbarschaft sah aus wie immer. Die Luft war voller fernem Sirenengeheul, doch hier, in der Vorstadt, war nichts los. Hier gab es nur grüne Wiesen und gepflegte Arbeiter-Einfamilienhäuser und einen schönen blauen Himmel. Sie sah auch keine Menschen, da wahrscheinlich alle zur Arbeit waren oder sich im Haus die Nachrichten anschauten. Sogar Klein-Tom wurde munter, und sie musste ihn an die Hand nehmen, damit er nicht abgelenkt wurde. Er war in einem Alter, in dem ihn alles faszinierte, was einem Stein ähnlich sah.
    Anne scheuchte die Kinder über die Straße zu Trudys Haus und klingelte an der Tür.
    Eine gedämpfte Stimme: » Wer ist da? «
    » Ich bin’s, Trudy.

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