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Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Titel: Dead: Band 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig DiLouie
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Menschen nicht leicht, Anne Leary etwas zu verweigern – und das Allerbeste bekommen. Irgendwie empfand sie sich nun als Besitzerin der Sachen. Und jetzt rief Shana an, um ihr zu erzählen, dass sich zwei Männer auf dem Spielplatz aufhielten und sich verdächtig aufführten.
    » Die Cops gehen nicht ans Telefon « , sagte Shana.
    » Und dafür zahlen wir Steuern. « Anne schnitt rasch ein 25-Zentimeter-Quadrat aus dem Teig und zerteilte es dann fachmännisch mit dem Messer in fingerbreite Streifen.
    » Wegen der Sache in der Innenstadt sind alle Leitungen belegt. Da bringen sich welche auf offener Straße um. Ist fast wie bei der Brüllerei. Ich hab acht Versuche gebraucht, um zu dir durchzukommen. «
    Anne legte die Hälfte der Streifen in gleichmäßigen Abständen auf ihren Kuchen und drückte die Enden in den Krustenrand. Die andere Hälfte kam quer obendrauf, damit es einen perfekten Blaubeerkuchen mit Gittermuster ergab.
    » Ich versteh nicht, was der ganze Wirbel soll « , sagte sie. » Im Radio heißt es, es ist überall so, aber wenn es stimmt, müsste es doch auch hier passieren. Ich sehe aber nichts davon. «
    » Ich weiß nicht, Anne. Hier draußen ist es offenbar ziemlich gefährlich. «
    » Du weißt doch, wie die Medien sind. Die spielen alles unheimlich hoch. Das gibt sich schon wieder. Die Brüllerei haben wir auch überstanden. Und wir werden auch ein paar Typen überstehen, die die momentane Lage nutzen, um sich aufzuplustern. Wir müssen nur hart bleiben, bis die Cops die Sache geregelt haben. Und wenn sie es nicht tun, tun wir es. Wenn die Irren hier aufkreuzen, müssen wir ihnen eben zeigen, dass sie, wie beim letzten Mal, nicht willkommen sind. «
    » Du hast wohl recht. «
    Anne blickte zur Decke hinauf, als wollte sie den Himmel anflehen, dann musste sie fast lachen. » Natürlich hab ich recht! «
    Nach der Brüllerei hatte die Stadt von Irren gewimmelt. Von ihren Erlebnissen verstörte Menschen waren wütend und erschüttert umhergeirrt. Andere waren überzeugt, dass das Ende der Welt gekommen war, und hatten in Panik auf ihre Mitmenschen eingeschlagen. Kriminelle hatten ihre Chance gewittert. Sie waren überall, manch einer schlenderte vielleicht gerade durch ihr Viertel. Die Menschen hatten Angst gehabt und waren daheimgeblieben, doch Anne hatte sie ermutigt: Sie hatten sich zusammengetan und die Irren fortgejagt.
    Und das geht auch vorbei, dachte sie. Der wahre Feind ist die Furcht. Man musste hart bleiben.
    » Tja, was also machen wir? «
    Jeder in der Nachbarschaft kannte Anne Leary und schaute zu ihr auf, damit sie in der Krise die Führung übernahm. Die Menschen riefen sie nicht nur an, um ihr Dinge zu erzählen. Man erwartete von ihr, dass sie etwas tat. Sie war Kassenwart einer örtlichen Elternpflegschaft und gab einen monatlichen Rundbrief für den Verband der Hausbesitzer heraus. Nach der Brüllerei hatte sie nicht nur den Feldzug gegen die Irren organisiert, sondern die Hausbesitzer ihres Viertels rekrutiert, damit diese ihre gestürzten Nachbarn in Praxen und Krankenhäuser brachten, sich um ihre Kinder kümmerten, ihre Gärten pflegten und alles taten, was sonst noch getan werden musste. Es war harte Arbeit, aber die Menschen, die hier lebten, waren überglücklich, wenn sie jemandem helfen konnten. Anne glaubte, dass größere Krisen in den Menschen das Beste hervorbrachten. Man musste sie nur bitten, einen Beitrag zu leisten.
    Der Hund kam in die Küche gelaufen, ging vor der Glasschiebetür zum Hinterhof auf und ab, winselte und bellte und kratzte am Glas.
    » Warte mal « , sagte Anne. » Ich kann dich kaum verstehen. Der Hund spielt verrückt. «
    Sie öffnete die Tür und sah Acer wie einen Pfeil abhauen und durch die Lücke im Zaun verschwinden, die ihr Mann ständig zu flicken versprach, ohne dass es je dazu kam.
    » Da bin ich wieder « , sagte sie, nahm den Kuchen und schob ihn in den Backofen. » Wir können die Irren doch nicht in unserem Park Amok laufen lassen. Unsere Kinder spielen da, Shana. Wenn die Cops zu beschäftigt sind, müssen wir uns eben selbst darum kümmern. Wie beim letzten Mal. «
    » Ach, Anne, spiel bloß nicht wieder Bürgerwehr. «
    » Ich? Ich mach gar nichts. Big Tom geht, nicht ich. «
    Annes Kinder schlichen finster blickend vorbei, und sie folgte ihnen mit dem Blick und suchte nach eventuellen Anzeichen einer Verschwörung.
    » Ich muss Schluss machen, Shana « , fügte sie hinzu. » Ich muss bei meinen Kindern Bürgerwehr spielen.

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