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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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noch sehr instabil«, sagte sie streng. »Wenn Sie kein gesundheitliches Problem haben, müssen Sie sich bis morgen gedulden.«
    Ich stellte meinen Fuß in die Tür.
    »Bitte«, flehte ich.
    Sie verschwand im Raum und einen Moment lang dachte ich, sie würde mich hineinlassen. Stattdessen ging die Tür auf und mir gegenüber stand Rektorin van Laark. »Renée«, sagte sie und musterte mich mit ihren blauen Augen. »Sind Sie krank?«
    »Nein«, antwortete ich und reckte möglichst unauffällig meinen Hals, um herauszufinden, was sich hinter ihr abspielte. Brandon Bell saß im Flur und blätterte in einer Art Notizbuch.
    »Dann haben Sie hier nichts zu suchen. Ich glaube, Sie verpassen gerade Ihren Sportunterricht, oder?«
    Geschlagen nickte ich und trat zurück, als mir die Tür vor der Nase zufiel.
    Ich lief über den Campus und hielt unterwegs beim Speisesaal. Aber als ich dort ankam, hatte ich keinen Appetit. Statt zu essen, schnappte ich mir einen Salzstreuer vom Tisch und stopfte ihn mir in die Tasche.
    Als ich beim Park ankam, hatte sich der Rest der Klasse schon am See vor der Statue des Großen Bären versammelt. Der nächtliche Nebel löste sich gerade auf und der Morgen war trübe und kühl. In einiger Entfernung schrie ein Käuzchen. Alles redete von Nathaniel. »Da steckt mitSicherheit irgendein Schüler dahinter«, sagte Rebecca. »Jemand, der ihn kannte. Wieso sollte er sonst genau da begraben worden sein, wo sie das Stück aufgeführt haben?«
    »Aber warum Nathaniel?«, fragte Greta.
    Und warum Eleanor?, fragte ich mich. Was hatten sie gemeinsam? Na klar, erkannte ich. Mich.
    Glücklicherweise blieb mir nicht die Zeit, weiter über diesen Schluss nachzudenken, da unsere Sportlehrerin Miriam Hollis durch die Bäume geschritten kam. Sie war voller Elan, von androgyner Gestalt und hatte eine jungenhafte Stimme. Ihre kurze Turnhose legte sie niemals ab, nicht mal nachts, wenn es eiskalt war.
    »Ich habe gar nicht gemerkt, dass es schon Zeit fürs Mittagsschläfchen ist«, sagte sie mit einem Blick auf die Uhr. »Alles klar. Wir legen los. Und ein bisschen dalli.«
    Unser Sportunterricht drehte sich weniger um Sport als um Überlebenstraining. Jede Stunde konzentrierte sich auf irgendeine lebensbedrohliche Situation in der Wildnis, die besondere sportliche Fähigkeiten erforderte. Wie tötet man einen Vogel mit einer Schleuder? Wie kann man extrem lange rennen, wenn man verfolgt wird? Wie baut man sich einen Notunterschlupf, wenn man draußen in ein Unwetter gerät? Letzteres war meine persönliche Nummer eins der schrecklichsten Unterrichtsstunden, die ich je durchlitten hatte.
    »Schwimmen! Jedes Jahr sterben Tausende beim Sturz in kaltes Wasser. Warum? Weil sie nie gelernt haben, ihren Geist und ihren Körper zu beherrschen. Unsere heutige Aufgabe wird also darin bestehen, die Anpassung an niedrige Temperaturen und den eigenen Auftrieb zu meistern.«
    Ich hob die Hand und unterbrach sie. »Ms Hollis, mir geht’s nicht gut. Darf ich zur Krankenschwester?«
    »Kommt nicht infrage.«
    Ich seufzte. Netter Versuch.
    »Nur der tote Körper treibt ganz natürlich und kann deshalb auch nicht untergehen. Daher auch die Wendung ›den toten Mann machen‹. Um Ihren Auftrieb und Ihre Körpertemperatur unter Kontrolle zu halten, müssen Sie Ihren Körper dazu bringen, sich über und unter Wasser gleichermaßen wohlzufühlen. Unsere erste Übung wird deshalb sein, sich dreißig Sekunden lang treiben zu lassen, ohne dabei ein Glied zu rühren.«
    Wir reihten uns auf dem knarrenden Steg nahe dem Seeufer auf, wo das Wasser bereits sehr tief war. Es war dunkel und unnatürlich ruhig. Während sich alle bis auf den Badeanzug auszogen, schlich ich mich ans Ende der Schlange und angelte in meiner Tasche herum, bis ich den Salzstreuer gefunden hatte. Ich musste mit Nathaniel sprechen, um jeden Preis. Er musste gesehen haben, wer ihn lebendig begraben hatte; er musste es wissen.
    Ms Hollis ging die Reihe entlang und bellte Befehle. »Badehose hochziehen«, ermahnte sie Brett. »Niemand hier hat Interesse an Ihren Geschlechtsteilen.« Brett lief rot an. Ein paar Mädchen kicherten. »Rebecca schon«, flüsterte Bonnie.
    Ich schraubte den Kopf des Salzstreuers ab, und als gerade niemand hinsah, schüttete ich mir einen Mundvoll Salz auf die Zunge und schluckte.
    Zunächst bemerkte es niemand. Emily Wurst presste ein Handtuch an sich, das kaum ausreichte, um ihren großenKörper zu bedecken. Mit einer raschen Bewegung riss Ms

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