Dead Beautiful - Deine Seele in mir
Hollis es ihr weg und schleuderte es zur Seite. Unter den Jungen setzte höhnisches Gekicher ein, aber ein finsterer Blick von Ms Hollis reichte, um sie zum Schweigen zu bringen. Mir brach der Schweiß aus und ich konnte nicht aufhören zu zittern.
»Gerade stehen«, sagte Ms Hollis zu Neil Simons, der sich herumfläzte und an seiner Nase kratzte. »Und hören Sie um Gottes willen auf, in der Nase zu popeln.«
Alle lachten los. Es war derart laut, dass mir die Ohren rauschten. Ich hielt sie mir mit den Händen zu.
»Aufrecht!«, wiederholte Ms Hollis, diesmal zu Minnie Roberts.
Meine Augen tränten und ich blinzelte, während die Welt um mich herum zum Stillstand kam.
»Haltung!«, rief sie mir zu und das Wort hallte in meinen Ohren, während meine Knie nachgaben. Meine Beine fühlten sich zu schwach an, um mich tragen zu können, und wie in Zeitlupe torkelte ich und fiel dann mit einem Platschen ins Wasser.
Der Kälteschock ließ meine Lunge krampfen und presste die restliche Luft heraus. Mit einem letzten Atemstoß brach ich durch die Wasseroberfläche und versank gleich wieder, unfähig, mich über Wasser zu halten. Im Gegensatz zur Welt oberhalb war es hier unten geisterhaft und gedämpft. Alles bewegte sich ruhig und geräuschlos – die Wasserfarne schwangen mit den Wellen, die Fische kreuzten zwischen Felsen und Gewächsen. Ich versuchte, meine Gliedmaßen unter Kontrolle zu bekommen, aber sie wurden so kalt, dass ich sie kaum fühlen konnte.
Und dann schlug etwas über mir auf und plötzlich war Dante neben mir. Er griff nach meinem Arm, und als er mich zum Licht emporzog, war es fast, als ob er schwebte.
Mit einem weiteren Luftstoß tauchten wir auf und ich hustete eine Menge Wasser aus. Dann schlang ich meine Arme um seinen Hals und er hob mich auf den Steg. Alles drängelte sich um uns herum, aber Ms Hollis verscheuchte die Gaffer. Dante griff nach einem Handtuch und wickelte es mir um die Schultern. Ich ließ meinen Blick zu seinen Augen hinaufgleiten – wo war er hergekommen? Er war nicht in meinem Sportkurs.
Eine Menschenmenge schien sich über mich zu beugen, aber ihre Gesichter verschwammen in eins.
»Renée, sagte eine Stimme. »Halt dich einfach fest.«
Ich nickte und hielt meine flatternden Lider geschlossen. Zwei Arme hoben mich hoch und ich spürte, wie ich über den Rasen getragen wurde, durch die Bäume und dann den Pfad zum Haus Archebald entlang.
»Renée, ist alles in Ordnung?«, fragte mich Dante, als wir außer Hörweite waren.
Ich nickte schwach.
»Kannst du mich sehen? Wie viele Finger?«
Ich blinzelte. Schweiß und Wasser klebten meine Haare an den Kopf. Ich konnte nur einen verschwommenen Farbschleier erkennen. Vielleicht war es für Dante immer so? »Ich hab Salz gegessen«, sagte ich mit schwacher Stimme. »Muss Nathaniel sehen. Der einzige Weg, reinzukommen.«
Er wischte das Wasser ab, das sich an meinen Augenbrauen gesammelt hatte. »Pssst«, machte er beruhigend. »Red jetzt nicht. Ruh dich aus.«
»Wo kommst du her?«, flüsterte ich.
»Ich war gerade auf dem Weg zum Haupteingang, da habe ich dich vom Weg aus gesehen. Dann bist du reingefallen und ich bin losgerannt.«
Ich schloss die Augen, bis ich nur noch die Umrisse von Dantes Gesicht erkennen konnte, hell und strahlend wie die Sonne. »Danke.«
Schwester Irmgard runzelte die Stirn, als ich wieder bei ihr auftauchte, und ihrem Gespräch mit Dante konnte ich entnehmen, dass sie nicht an meine »Krankheit« glaubte. Aber nachdem sie ihren Handrücken an meine Stirn gedrückt und meinen Puls gefühlt hatte, verwandelte sich ihr erzürnter Blick rasch in Besorgnis.
»Was ist mit ihr passiert?«, fragte sie Dante, der mich immer noch in den Armen hielt.
Dante warf mir einen Blick zu. »Sie hat Salz gegessen.«
Zu ihrer Verwirrung gesellte sich nun Frustration. »Warum macht sie so was?«
Dante schüttelte den Kopf. »Das Essen hier schmeckt sonst einfach nach nichts.«
Schwester Irmgard fand das gar nicht witzig. Sie rief nach einer anderen Pflegerin, die sie Wendy nannte. »Mach Zimmer drei fertig und eine Infusion. Ihr Puls ist bei neunzig und sie braucht Elektrolyte.«
»Sie kommt bald wieder in Ordnung, oder?«, fragte Dante.
Wendy hastete fort und Schwester Irmgard beachtete ihn gar nicht, sondern marschierte den Flur entlang und in ein Untersuchungszimmer. »Legen Sie sie hier ab.« Dante legte mich sacht auf den Untersuchungstisch. Er wartete,während sie mein Herz mit dem Stethoskop abhörte und
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