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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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seine Nase.
    »Wie geht’s dir?«
    »Gut«, sagte er. »Nur müde bin ich.«
    Ich sah ihn ungläubig an. Gut sah er wahrlich nicht aus. »Ganz sicher?«
    »Klar«, sagte er mit schwacher Stimme, als ob er kaum genug Atem zum Sprechen hätte. »Ist ja nur ein bisschen Erde.«
    Ich sank in meinem Stuhl zurück. Also verdrängte er die Tatsache, dass er untot war, immer noch. »Nathaniel, du warst begraben. Wir wissen beide, was das für dich bedeutet. Ich weiß, was du bist, und es macht mir nichts aus.«
    Ich berührte seinen Arm, aber er zog ihn weg.
    »Gut«, sagte ich. »Dir geht’s also gut.«
    Eine Weile schwiegen wir beide. »Also, was ist passiert?«, fragte ich schließlich.
    »Nachdem du mir die Akten aus Gideons Zimmer gezeigt hast, war ich angefixt. Ich wollte noch mal hin und sie mir genauer anschauen, aber da waren sie schon weg. Ich war mir sicher, dass Gideon dir zur Bibliothek gefolgt ist und sie wieder mitgenommen hat. Also bin ich in sein Zimmer, um sie zu suchen.«
    »Warum hast du mir nichts erzählt?«
    »Keine Ahnung, Renée, ich bin einfach anders als du. Ich erzähl eher nicht so viel.«
    Ich knetete meinen Nachthemdsaum vor Aufregung.
    Nathaniel bekam einen Hustenanfall. Ich bot ihm ein Glas Wasser an, aber er lehnte ab. »Als Schnüffler tauge ich nicht viel und ich hab eine Weile gebraucht, bis ich wasgefunden hab. Aber dann hab ich die Akten entdeckt. Und Eleanors Tagebuch.«
    Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Bitte?« Ich hatte völlig vergessen, dass es überhaupt gestohlen worden war.
    »Ich hab’s bei Gideon gefunden. Und darin waren lauter Notizen auf Latein – wo sie war, was sie getan hat und um wie viel Uhr. In ihrem Stundenplan waren ein paar Fächer eingekringelt, als ob er ihren Tagesablauf auswendig gelernt hätte.«
    Dann hat Gideon Eleanor umgebracht, dachte ich mit schwirrendem Kopf. Aber wieso? »Warum hast du’s niemandem erzählt?«, fragte ich fassungslos. »Hast du’s noch?«
    »Nein. Ich hab’s erst gestern gefunden. In der Nacht vor der Aufführung. Ich hab’s aus seinem Zimmer geklaut und bin dann zum Büro der Rektorin gerannt, um es ihr zu zeigen. Dabei bin ich im Park Brandon Bell über den Weg gelaufen. Ich hab gedacht, dem kann ich’s genauso gut zeigen, weil er ja im Wächterkomitee ist. Aber als er Eleanors Akte und ihr Tagebuch mit den ganzen Notizen gesehen hat, ist er ausgeflippt. Er hat mich beschuldigt, ich wär’s gewesen, der sie angegriffen hat. Dauernd hat er gefragt, warum ich sie umgebracht habe.
    Ich wollte ihm sagen, dass sie ja noch lebt, aber da ist er vollends durchgedreht. Dann hab ich ihm erzählt, dass das Tagebuch bei Gideon war, aber er hat schon gar nicht mehr zugehört vor lauter Wut.
    Dann hat er mich ins Jungenwohnheim geschleppt und in einen Besenschrank gesperrt. Als er mich rausgelassen hat, hatte er einen Spaten dabei und einen Jutesack. Ich hab versucht wegzurennen, aber keine Chance. Er hat michgeknebelt, mir den Sack über den Kopf gestülpt und mich über den Rasen geschubst.
    Er hat gesagt: ›Ich werd ein Exempel an dir statuieren, genau wie du es mit Eleanor getan hast. Dann werdet ihr Typen endlich begreifen, was passiert, wenn ihr unschuldige Mädchen umbringt.‹ Dann hat Brandon mich zum Park gebracht. Und was danach kam, weißt du ja.«
    Ich war sprachlos. Brandon hatte Nathaniel lebendig begraben? Das hieß, dass Brandon über die Untoten Bescheid wusste. Er wusste, dass Eleanor untot war, und er wusste, dass Nathaniel untot war. Ansonsten wäre es schon ein Riesenzufall, dass er sich ausgerechnet fürs Begraben entschieden hatte. »Aber wie? Warum? Warum sollte Gideon Eleanor umbringen? Er hat sie praktisch nicht mal gekannt.« Vor Aufregung stolperte ich über meine eigenen Worte.
    »Nicht den blassesten Schimmer«, sagte Nathaniel schwach. »Aber jetzt hat Brandon ihr Tagebuch und auch die ganzen Akten.«
    Das musste es gewesen sein, was er heute früh mit der Rektorin durchgeblättert hatte.
    Nathaniel hustete. Ein tiefer, trockener Husten.
    »Sicher, dass du okay bist?«
    »Mir geht’s gut. Aber wie gut es dir geht, weiß ich ehrlich gesagt nicht.«
    Ich warf ihm einen kritischen Blick zu. »Was soll das heißen?«
    »Deine Akte war auch bei Gideon. Ich hab nicht die Zeit gehabt, reinzuschauen, aber sie war hundertprozentig dabei.«
    »Was wollte der mit meiner Akte? Der weiß doch gar nicht, wer ich bin.«
    »Keine Ahnung. Aber irgendwas muss drinstehen, das ihn interessiert, irgendwas ganz schön

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