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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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Sorgen um Minnie. Die stolpert ständig über Sachen oder schmeißt Zeug runter, was ihren Ruf hier als Vollirre auch nicht besser macht.«
    »Warum hat sie den?«, fragte ich und umklammerte meine Büchertasche.
    »Letztes Jahr hat sie im Speisesaal so eine Art Anfall gehabt. Weiß auch nicht genau, worum es ging. Ich war nicht dabei.«
    Ich zuckte die Achseln. »Apropos irre, was war das für ein Kurs, in den ich da reingeraten bin? Da waren so morbideZeichnungen an der Tafel und der Lehrer hat, wenn mich nicht alles täuscht, Latein gesprochen. Und alle haben kreuzunglücklich aus der Wäsche geguckt. Würd ich wahrscheinlich auch, wenn ich den ganzen Tag solche Zeichnungen vor der Nase hätte.«
    Nathaniel wischte sich mit dem Ende seiner Krawatte den Schweiß von der Stirn. »Keine Ahnung. War wahrscheinlich einer von den Aufbaukursen Latein.«
    »Na gut. Aber was sollen diese Skizzen an der Tafel? Und Dante saß drin. Der ist in unserem Jahrgang. Sollte der nicht in meinem Lateinkurs sitzen?«
    Nathaniel schob seine Brille hoch. »Nein. Ich bin auch in einem Aufbaukurs«, erklärte er stolz. »Wir werden nach Fähigkeiten eingeteilt und nicht nach Jahrgängen, weil wir eh nicht so viele sind. Und die Zeichnungen waren vielleicht nur eine Merkhilfe fürs Vokabellernen.«
    Ich sah ihn skeptisch an. »Eine Lektion über Särge? Das bezweifle ich aber stark.«
    Das Innere des Observatoriums war viel größer, als es sein schmales Äußeres vermuten ließ. Die Wände waren weiß und eine einsame Wendeltreppe führte empor zum gläsernen Kuppeldach. Als wir es nach oben geschafft hatten, kamen wir in ein Labor mit langen Arbeitstischen, auf denen Messbecher, Waagen und metallene Instrumente aufgereiht waren. Flaschen mit leuchtend bunten Flüssigkeiten und Gefäße mit Pulver säumten die Wände. In der Mitte des Raumes stand ein riesiges Teleskop dem Himmel zugewandt.
    Nathaniel und ich setzten uns auf eine freie Bank in der hintersten Reihe. Der Lehrer stand in der Mitte des Klassenzimmers,was die Aufmerksamkeit auf seinen Kugelbauch und seine unverhältnismäßig dürren Beine lenkte. Er trug eine Brille und hatte den weltfremden Blick eines verrückten Wissenschaftlers, der an Verschwörungstheorien und Marsmännchen glaubt. Aus seiner Hemdtasche lugten Stifte und graues, krauses Haar stand in einem Kranz von seinem Kopf ab. Nach einem Blick auf die Uhr knipste er das Licht an und aus, um den Unterrichtsbeginn zu signalisieren.
    Ich wollte Nathaniel gerade über seinen Lateinkurs ausfragen, als ich einen Blick auf mir spürte. Ich schaute hoch und sah Dante. Er saß auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes, das Nachmittagslicht umfloss seine Silhouette. Sein dunkles Haar hing unordentlich um sein Gesicht und ließ seine Haut im Kontrast aschfahl und glatt aussehen.
    Unsere Blicke trafen sich und ich versuchte zu lächeln, aber Dante rührte sich nicht. Stattdessen sah er mich neugierig, fast besorgt an. Worüber dachte er nach?
    Der Lehrer schaltete das Licht zum letzten Mal an und aus, wodurch Dantes Gesicht erst verschwand und dann wieder sichtbar wurde, wie ein aufblitzender Geist. Als das Licht wieder anging, starrte er mich immer noch an. Angst kroch wie Nadelspitzen meinen Rücken hinauf. Ich schauderte und sah weg.
    »Mein Name ist Professor Starking, auch wenn dies natürlich eine reine Formalität ist. Die Details unserer Identität spielen keine große Rolle im Vergleich zu den komplexen Kraftsystemen, die unser Universum zusammenhalten.«
    Er tätschelte das Rohr des Teleskops und sah aufwärtsdurch die Glasdecke. Wolken zogen achtlos darüber hinweg, darunter eine Schar Vögel.
    »Aber bevor wir in die äußeren Bereiche des Kosmos vordringen, müssen wir unsere eigene Welt neu überdenken. Deshalb studieren wir die Rohwissenschaften. Biologie, Physik, Chemie – das werden wir beherrschen müssen, bevor wir zu den Sternen und Planeten vordringen.«
    Professor Starking neigte seinen Kopf und betrachtete uns über den Rand seiner Brille hinweg. »Während unserer gemeinsamen Zeit werde ich versuchen, die galileische Genialität Ihrer Gehirne herauszuformen. Das kann unangenehm sein. Die Erweiterung des Geistes geht oft mit Schmerzen einher.«
    Ich konnte mich nicht länger beherrschen und linste hinüber zu Dante. Alles an ihm wirkte unwiderstehlich – sein welliges Haar, sein raues Kinn. Ich hätte ihn den ganzen Tag anschauen können und trotzdem hätte ich die Einzelheiten seines Gesichts nicht

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