Dead Beautiful - Deine Seele in mir
in den Kopf bekommen.
»Aus der Geschichte wissen wir, dass wir effektiver arbeiten, wenn wir einander helfen«, sagte Professor Starking. »Platon hatte Sokrates, Galileo hatte Archimedes, Doktor Frankenstein hatte Igor.« Er musste kichern, was in einen Hustenanfall mündete.
»Deshalb«, räusperte er sich, »habe ich jedem einen Laborpartner zugeteilt, mit dem er das ganze Semester zusammenarbeiten wird.«
Er begann, Namen vorzulesen. Bitte, dachte ich, bitte ruf meinen Namen mit dem von Dante auf. Bitte.
»Nathaniel Weltsch und Morgan Lester.« Nathaniel zuckte die Achseln und stand auf.
»Greta Platt und Christian Treese. Paul McLadan und Maggie Hughes.
Renée Winters und Dante Berlin.«
Vor Überraschung wurde mein Körper ganz starr. In Kalifornien hatte ich immer Fett-Jeremy zugeteilt bekommen, den Jungen mit dem unfassbaren Körpergeruch, oder Samantha Watson, die sich nur für Nagellack interessierte. Ein Stuhl schabte über den Boden; Dante schritt durch den Raum und setzte sich auf den freien Platz neben mich.
Nachdem er mich für einige Momente prüfend angesehen hatte, richtete er den Blick auf den Lehrer, ohne mich auch nur ansatzweise zu begrüßen. Bestürzt über sein unfreundliches Verhalten und unsicher, wie ich darauf reagieren sollte, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Tafel und tat, als ignorierte ich ihn. So saßen wir schweigend, bis der Lehrer mit der Namensliste durch war.
»Die Gesetze der Anziehungskraft.« Er schritt zur Tafel. Seine Stimme ging unter im Geraschel von Papier.
»Das Erste Gesetz der Anziehungskraft besagt, dass Anziehung und Abstoßung Kehrseiten ein und derselben Kraft sind.«
Während Professor Starking über Physik und Magnetismus dozierte, drehte ich mich zu Dante.
»Warum starrst du mich dauernd an?«, flüsterte ich.
Er ließ seinen Blick schweifen, um sicherzugehen, dass uns niemand zuhörte, und beugte sich dann zu mir. Mit gedämpfter Stimme sagte er: »Du hast Tinte im Gesicht. Hier.« Er berührte eine Stelle neben seiner Nase.
»Oje.« Ich spürte, wie ich rot wurde, als ich mir die Wange abrieb.
»Deshalb, und weil du mich an jemanden erinnerst, den ich kenne. Oder mal kannte. Ich weiß nur nicht, an wen.«
»Ich dachte, du hast keine Freunde«, sagte ich herausfordernd.
Dante lächelte. »Stimmt. Nur Feinde. Was nichts Gutes für dich verheißt, wenn man bedenkt, dass du mich an einen von ihnen erinnerst.«
Ich hob eine Augenbraue. »Weißt du, du kannst tolle Komplimente machen. Eigentlich komisch, dass ein derart liebenswürdiger Mensch überhaupt Feinde hat.« Die Worte sprudelten aus mir heraus, bevor ich sie zurückhalten konnte. Wenn ich so weitermachte, würde ich ihn nie über Benjamin Gallow ausfragen können. Dass ich jedes Mal dahinschmolz, wenn er mich ansah, war auch keine Hilfe.
»Du findest mich also liebenswürdig?«, gab Dante spottend zurück. »Ist das der Grund, weshalb du mich dauernd anstarrst?«
»Eher merkwürdig als liebenswürdig. Und im Gegenteil, ich bin einfach nur neugierig.«
»Neugierig?« Dante sah mich irritiert an und lehnte sich zurück. »Auf was?«
»Warum redest du mit niemandem?«
»Ich dachte, das machen wir gerade.«
»Mit irgendjemand anderem.«
»Sprechen ist nicht die einzige Art, sich mitzuteilen. Ich spreche, wenn ich was zu sagen habe.«
»Dann musst du ein ganz schöner Langweiler sein, wenn man bedenkt, was alle über dich erzählen.«
Dante musste lachen. »Und was erzählen alle?«
»Dass du mit keinem in der Schule sprichst, weil du dich für was Besseres hältst.«
»Und was, wenn das der Fall wäre?«
Ich kniff die Augen zusammen. »Bist du aber nicht. Reine Einbildung deinerseits.«
Dante lächelte und beugte sich zu mir rüber. »Jetzt kannst du sogar meine Gedanken lesen?«
Ich schluckte. »Nein. Ich weiß es einfach.«
»Wirklich? Also, was denke ich gerade?«, fragte er und sah mir tief in die Augen.
Es war schwierig, sich normal zu verhalten, wenn er einen so direkt und intensiv anstarrte. Meine Stimme schwankte. »Du fragst dich, wo ich herkomme.«
Dantes Gesicht wurde weicher. »Das ist genau, was ich gedacht habe«, entgegnete er und musterte mich. Ich war mir nicht sicher, ob er es ernst meinte.
»Irgendwoher, wo es grün ist«, sagte er. »Mit viel Sonne.«
»Wie kommst du drauf ?«
Ohne mich zu berühren, fuhren seine Finger die Konturen meiner Wangenknochen nach. »Sommersprossen.«
Ich errötete. »Kalifornien. Und du … bist aus
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