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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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dass letzten Frühling alles irgendwie auseinandergebrochen ist. Keiner von uns hat sich mehr beim anderen gemeldet. Wäre es ein Problem, wenn ich es täte? Der Gedanke scheint dich zu beunruhigen.«
    »Ich bin nicht eifersüchtig«, verteidigte ich mich, »falls du darauf anspielst.«
    »Klar«, sagte er.
    Lange herrschte Schweigen. Blieb er absichtlich so vage oder war er wirklich so ahnungslos? Wenn man sich ansah, wie er seine ehemaligen Freunde hier behandelte, wirkte es nicht allzu unwahrscheinlich, dass er auch Cassandra aus seinem Leben gestrichen hatte.
    »Also, was machen wir jetzt?«, fragte ich in der Annahme, dass er bei seiner Bibliothekseinladung irgendeinen geheimnisvollen Hintergedanken gehabt haben musste.
    Dante lächelte mich verwirrt an. »Na, lernen natürlich. Was treibt man sonst in einer Bibliothek?«
    Ich lief rot an. »Äh, ich … weiß ich auch nicht«, stammelte ich. Ich zog ein Buch aus meiner Tasche und schlug es vor mir auf.
    »Das ist verkehrt rum«, lächelte Dante, kippte mit seinem Stuhl zurück und klopfte mit seinem Bleistift auf mein Buch.
    »Klar«, sagte ich und drehte es schnell um, noch gedemütigter als zuvor. Und im Schein der Öllampen lernten wir gemeinsam durch bis zur Sperrstunde.
    Wie war es, mit Dante Berlin zusammen zu sein? Jedes Mal, wenn er mich anschaute, war es, als ob er mich das erste Mal sähe. Jedes Mal, wenn ich ihm näher kam, atmete er tief ein, als wolle er mich in sich aufsaugen … Alle starrten uns an, wenn wir auf dem Schulgelände zusammenstanden, zeigten auf unsere Hände, die sich während des Unterrichts wie zufällig berührten. »Die gaffen uns an«, brummte ich, als wir zusammen durch die Bibliothek gingen, und versuchte, mein Gesicht hinter meinen Haaren zu verbergen. »Kann ich ihnen nicht verdenken«, sagte er undschob die Haare wieder zurück. Ich wurde rot. Ich hatte genauso viel Ehrfurcht vor unserem Zusammensein wie alle anderen auch. Jeden Abend wartete Dante während der Lernstunden vor dem Wohnheim auf mich und wir unternahmen jedes Mal etwas anderes – einen Gang über den Campus, in die Bibliothek, ins Haus Horaz, zum See. Und jeden Abend saß ich am Fenster und dachte, dass er heute nicht kommen würde, aber auf einmal war er da, sein hochgewachsener Körper wie ein fahler Lichtstrahl in der Dunkelheit. Jedes Mal, wenn ich sein Gesicht sah, erschien es mir noch schöner und geheimnisvoller als am Tag zuvor. Jedes Mal, wenn er mich berührte, zitterte ich und spürte, wie alles in mir von ihm angezogen wurde. Es war nebensächlich geworden, dass ich für meine Empfindungen in seiner Nähe keine Erklärung fand, ebenso wenig wie für seine in meiner Nähe. Eine Berührung von ihm genügte, um eine ganze Fülle von Empfindungen hervorzurufen: Aufregung, Nervosität, Angst, Begehren. Ich war vorher noch nie richtig verliebt gewesen. Fühlte es sich so an?
    Doch es war nicht nur Dante, der mich beschäftigte. Wir hatten inzwischen Mitte November und fast alle Blätter der Ahornbäume und Eichen waren abgefallen und bedeckten den See wie ein Teppich. Eleanor und ich suchten immer noch nach einer Möglichkeit, ins Büro der Rektorin einzudringen und an die Akten von Benjamin und Cassandra zu kommen. Dass Cassandra möglicherweise auch tot war, hatte mich hinsichtlich Benjamins »Herzanfall« noch skeptischer gestimmt, und diese Akten waren die einzige Möglichkeit, mehr über seinen Tod zu erfahren. Das Problem war nur, dass man in das Büro unmöglich einbrechenkonnte und dass ich garantiert rausgeworfen würde, wenn man mich erwischte. Früher hatte ich immer meine Eltern gefragt, wenn ich ein Problem nicht lösen konnte, aber jetzt waren sie tot. Also rief ich stattdessen Annie an.
    »Weißt du noch, was ich dir von Cassandra und Benjamin erzählt habe?«
    »Die beiden von letztem Jahr?«, fragte sie misstrauisch. »Der mit dem Herzanfall?«
    »Ja. Also, angeblich ein Herzanfall.«
    Annie gab keine Antwort.
    »Es besteht die Möglichkeit, dass Cassandra auch tot ist.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Schließlich fragte Annie: »Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es nicht sicher, aber vor ein paar Wochen fand diese Séance statt und ich habe versucht, Kontakt mit meinen Eltern aufzunehmen, und am Schluss dann Dante getroffen, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Jedenfalls, Eleanor hat versucht, Kontakt mit Benjamin aufzunehmen, und dann hat sie plötzlich mit Cassandra gesprochen.«
    Ich erwartete

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