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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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hab ich total vergessen.«
    »Wie kann man das vergessen?«
    »Andere Dinge im Kopf, schätze ich.« Sie band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz und vermied es, mich anzusehen, während sie all ihre Lehrbücher in den Rucksack stopfte. Unter ihren Augen waren dicke Ringe. »Weißt du, in Mathe und Geschichte bin ich quasi am Durchfallen. Ich hab mit den Lehrern gesprochen wegen Nachhilfe, aber ich werd einfach nicht besser.«
    »Kannst du nicht mal eine Pause einlegen? Wenigstens einen Tag?«
    Kopfschütteln. »Wenn ich nach meinem Abschluss hier auch nur irgendwas Gescheites tun möchte, muss ich bessere Noten kriegen.« Sie schleuderte ihre Tasche über die Schulter und lächelte gequält. »Iss beim Imbiss einen Pfannkuchen für mich mit.«
    »Okay. Ich schätze, wir sehen uns zum Abendessen? Oder lässt du das auch ausfallen?« Das war scherzhaft gemeint, kam aber ein bisschen schroffer raus als gewollt.
    Sie sah mich schuldbewusst an. »Ich werd’s versuchen.«
    Draußen war der Himmel von grauen Wolken bedeckt. Vor dem Eingangstor hatte sich eine Schlange gebildet. Die Wächter standen am Rand und führten uns wie Schafe die gewundene Straße nach Attica Falls hinab. Ich drängte mich durch die Menge, bis ich Nathaniel gefunden hatte. Er stand hinter einigen Mädchen aus meinem Stockwerk: Bonnie, Maggie, Rebecca, Greta und die Zwillinge April und Allison, die identische Cordhosen, Sweatshirts und Bommelmützen trugen, dazu unter ihren Mänteln je einen Gottfried-Schal.
    »Du warst toll neulich in Gartenbau«, sagte Allison zu mir, als wir dahinmarschierten. »Keine Ahnung, wie du es schaffst, diese verschiedenen Böden zu bestimmen. Für mich sehen die alle gleich aus.«
    »Das ist einfach«, sagte ich. »Man muss nur dran riechen. Der mineralreichste Boden riecht irgendwie metallisch.«
    »Ihr seid in Gartenbau?«, fragte Bonnie. »Ich will schon total lange in den Kurs, aber es ist ja echt schwer, da reinzukommen. Ich mag Blumen so gern.«
    »Wirklich? Ich musste mich noch nicht mal bewerben«, sagte ich nachdenklich. »Wir haben aber noch fast nichts über Blumen gelernt. Bisher ging es eher um Bodenkunde. Wurzelsysteme, solcher Kram.«
    »Was macht ihr da, wenn ihr nichts über Pflanzen lernt?«, fragte Rebecca.
    »Wir lernen, wie man etwas anpflanzt, nicht über die Pflanzen selbst.« Ich versuchte, es zu erklären, aber sie schienen es nicht zu begreifen.
    Achselzuckend ging ich weiter.
    Attica Falls war die einzige Stadt in Laufweite vom Gottfried. Sie lag direkt unterhalb des Schulgeländes und bestand aus einer einzigen Hauptstraße, Attica Passing, von der mit verlotterten Geschäften, zerfallenen Häusern und Schuppen gesäumte Gassen abgingen. Es gab einen Gemischtwarenladen, wo man Lebensmittel, Jagd- und Campingausrüstung bekam und Mitbringsel wie kleine Balsam-Tannen, hausgemachten Ahornsirup und eingemachtes Obst. Auf der anderen Seite war die Tankstelle, wo es nur Diesel gab und man hauptsächlich Zigaretten, Lottoscheine und Eis kaufte. Und dann gab es »Bei Beatrice«, den Imbiss.
    Einmal bei Attica Passing angekommen, zerstreute sich die Gruppe. Nathaniel und ich hingen auf der Straße herum und überlegten, wo wir zuerst hinsollten. Da entdeckte ich Eleanors Bruder Brandon, der gerade zu Beatrice hineinging. Ohne nachzudenken, zog ich Nathaniel ins Restaurant.
    »Bei Beatrice« war ein schmuddeliger alter Schnellimbiss, wo den ganzen Tag Pfannkuchen serviert wurden. Es gab auch noch andere Dinge – Eier, Ragout, Hackbratenund eine große Anzahl von Gerichten auf Dosenthunfischbasis. Unsere Kellnerin war wahrscheinlich Anfang vierzig. Sie hatte rot gefärbtes Haar, das gegen alle Gesetze der Schwerkraft (und wahrscheinlich mittels einer halben Dose Haarspray) auf ihrem Kopf aufgetürmt war. Auf einem Plastikanstecker an der linken Brusttasche stand Cindy .
    Sie schaute an uns herunter und führte uns dann zu einem Tisch am anderen Ende des Restaurants.
    »Eigentlich würden wir lieber da drüben sitzen.« Ich zeigte auf die Sitzecke, die nur durch eine Holzwand von Brandon Bell und den anderen Wächtern getrennt war.
    »Meinetwegen«, seufzte die Kellnerin. Sie schmiss die Speisekarten auf den Tisch, leierte die Tagesteller derart schnell herunter, dass nichts zu verstehen war, und verschwand dann hinter der Flügeltür zur Küche.
    »Was machst du denn da?«, zischte Nathaniel. »Ein bisschen Wächterkomitee-Stalking?«
    »Wenn Cassandra tot ist –«
    »Was nicht der Fall sein muss«,

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