Dead Beautiful - Deine Seele in mir
fiel ein, dass er nichts davon mitbekommen hatte. Als ich mir sicher war, dass niemand lauschte, erzählte ich ihm alles.
»Was meint sie mit ›Cassandra und die anderen‹?«, fragte ich. »Und warum soll ich mich von Dante fernhalten? Zu was soll er denn fähig sein?«
Nathaniel sah besorgt aus, aber das tat er natürlich immer. »Ich hab keinen blassen Schimmer«, antwortete er. »Und die auch nicht. Darum geht’s ja.«
Genervt schaute ich ihn an. »Du bist ein Genie. Hat dir das schon mal wer gesagt?«
»Nein, im Ernst«, sagte er. »Wenn die nicht wissen, zu was Dante fähig ist, heißt das ja, dass er noch gar nichts getan hat. Und die anderen auch nicht. Das Problem ist Cassandra, denn offensichtlich hat sie was getan.«
»Aber was?«
Er zuckte mit den Achseln. Wir aßen auf und die Kellnerin brachte die Rechnung. Ungeduldig sah ich ihr zu, wie sie das Wechselgeld abzählte. »Danke«, sagte ich, als sie fertig war, und packte Nathaniel am Arm. »Los, komm. Wir müssen sie finden.«
Aber als wir rauskamen, war das Wächterkomitee verschwunden. »Warum interessiert sich die Rektorin für mich ?«, fragte ich. »Und für Dante?«
Nathaniel schwieg. »Vielleicht«, fuhr ich im Gehen fort, »glaubt die Rektorin auch, dass mit Benjamin und Cassandra was Merkwürdiges geschehen ist. Wahrscheinlich glaubt sie, dass Dante was weiß, weil er mit ihnen befreundet war und weil er Benjamin gefunden hat. Und sie interessiert sich für mich , weil sie glaubt, dass wir zusammen sind.« Ich muss besser aufpassen, nahm ich mir vor.
»Seid ihr denn zusammen? So ganz offiziell?«, fragte Nathaniel und starrte mich mit blauen, durch die Brille vergrößerten Augen an.
»Ich … wir haben nicht so wirklich darüber gesprochen. Aber ich glaub schon. Ich mein, wir sind ziemlich viel zusammen.«
»Warum ist er heute nicht da? Wohnt er nicht hier?«, erkundigte sich Nathaniel mit ernster Miene.
Ich hatte keine Ahnung, weshalb wir uns erst um fünf trafen. »Ach, der muss lernen«, sagte ich schnell.
Als wir die Straße in Richtung einiger kleiner Läden runtergingen, rannte ich direkt in Brandon Bell hinein.
»Renée«, sagte er.
Ich sah zu ihm hoch. Sein sandfarbenes Haar war eine kurze, militärische Ausgabe von Eleanors. »Oh, hallo.«
»Hast du meine Schwester gesehen?« Eleanor hatte uns einander ein paarmal vorgestellt, aber die Begegnungen waren immer kurz und unangenehm gewesen. Brandon hatte die Gabe, aus jedem Gespräch ein Verhör zu machen.
»Ich … äh, nein, sie ist in die Bibliothek.«
Er sah mich misstrauisch an. »Alles klar?«
»Ja … ’tschuldigung, ich bin … tja, muss wohl … Wir müssen weiter«, sagte ich. »Dann bis später!« Ich schnappte Nathaniels Hemdzipfel und zog ihn in die Gasse. Auf einem wackligen Holzschild mit abgeblätterter blauer Farbe stand BUCHHANDLUNG LAZARUS . Ich drückte die Tür auf und wir stolperten hinein.
»Das ist ja wirklich super gelaufen«, sagte Nathaniel, während über uns eine Glocke bimmelte. »Überhaupt nicht auffällig.«
Aus einem Zimmer hinter der Ladentheke trat ein alter Mann hervor. Er hatte ein rundes Gesicht mit rötlicher Nase und grau meliertem Bart. Er stützte die Ellbogen auf die Theke. »Schulbücher sind hinten.«
»Das ist Conrad Porley«, erklärte mir Nathaniel, als wir in den hinteren Bereich des Ladens gingen. »Es heißt, dass er dir kein Buch verkauft, wenn du ihn auf dem falschen Fuß erwischst. Und deine Theorie, dass die Rektorin und das Wächterkomitee irgendetwas über Cassandra und Benjamin unter der Decke halten … Ich weiß nicht. Warumsollte die Schule einen Tod vertuschen? Bens Tod haben sie auch nicht vertuscht.«
»Aber was ist mit dem, was Minnie Roberts gesagt hat?«
Nathaniel blieb stehen. »Sie hat behauptet, dass die Rektorin und das Wächterkomitee Cassandra umgebracht haben. Das musst ja wohl selbst du zugeben, dass das komplett irre ist.«
»Fällt dir was Besseres ein?«
»Benjamin hatte einen Herzanfall, Cassandra ist an einer anderen Schule und Minnie Roberts hat sie nicht mehr alle.«
»Welcher Fünfzehnjährige stirbt im Wald an Herzversagen? Und was ist mit dem, was Eleanor in der Séance gesehen hat?«
Nathaniel schüttelte den Kopf. »Ich dachte, das Thema sei längst durch.«
Ich seufzte. Wahrscheinlich lag er richtig. »Aber das erklärt immer noch nicht, warum die Rektorin sich so sehr für mich und Dante interessiert.«
»Na ja, du hast dir schon einiges geleistet, oder?«
»Nur ein
Weitere Kostenlose Bücher