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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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mit mir passiert«, sagte ich mit brechender Stimme. »Was passiert mit mir?«
    Er drückte seine Stirn gegen meine. »Bitte, geh noch nicht weg. Bleib noch ein bisschen bei mir liegen.«
    Er führte mich zu seinem Bett und breitete einen Mantel über mich; ich rollte mich neben ihm zusammen.
    »Bei dir fühl ich mich lebendig«, hauchte er.
    Und so lagen wir zusammen da, bis die Sonne aufging, Dantes Kopf auf meiner Brust, während er meinem Herzschlag lauschte.

Neuntes Kapitel
    Überschwemmung
    E s war eine andere Welt, in der ich am nächsten Morgen erwachte. Draußen war alles weiß bestäubt. Es war der erste Schneefall in diesem Jahr; ein unerwarteter Schnee von der Art, die sich über die Erde legt wie eine Decke, Straßenschilder verhüllt und Autos begräbt. Ich blinzelte. War letzte Nacht wirklich passiert? Es musste so sein, denn da lag Dante neben mir. Seine Lider waren gesenkt. Im Schlaf sah er aus wie eine Statue, als wären seine Gesichtszüge aus Stein gehauen. Ich streckte die Hand aus und strich mit zitternden Fingern über seine Wange. Auf einmal schlug er die Augen auf. Vor Schreck fuhr meine Hand zurück.
    Er lächelte. »Hast du geschlafen?«
    Ich nickte und streckte mich. »Und du?«
    Er stützte sich auf einen Ellbogen und spielte mit einer meiner Haarsträhnen. »Ich schlafe nie.«
    Ich verdrehte die Augen. »Ein bisschen wirst du schon geschlafen haben.«
    Mit seinem Finger fuhr er meinen Ellbogen entlang.»Jetzt sollten wir dich auf den Campus zurückbringen, ehe sie merken, dass du weg bist.«
    Statt durch den Haupteingang zu gehen, führte Dante mich zu einer Straße am Stadtrand. Als Externer durfte er kommen und gehen, wie es ihm beliebte; ich dagegen musste vorsichtiger sein.
    »Wie komm ich rein?«
    »Es gibt zwei Möglichkeiten. Du kannst versuchen, dich an den Wärtern am Tor vorbeizuschleichen, aber die haben sogar im Schlaf die Augen offen, und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie dich erwischen.«
    »Und die andere Möglichkeit?«
    Dante zögerte. »Die ist kein Spaß.«
    Erwartungsvoll schaute ich ihn an. »Ist mir egal.«
    Dante wirkte nicht sehr erfreut darüber, aber er nickte und nahm mich bei der Hand.
    Vor einem heruntergekommenen Haus, dessen unasphaltierte Zufahrt von verwilderten Sträuchern längst nicht mehr nur umrahmt, sondern ganz zugewuchert war, hielten wir an. Dann schlichen wir geduckt hinter den Büschen weiter. Hinter dem Haus verwandelte sich der Vorgarten in ein weißes Schneefeld, das von einem Kreis kahler Bäume umrandet wurde.
    »Wohin gehen wir?«
    Aber kaum hatte ich gefragt, blieben wir stehen. Vor uns befand sich ein alter steinerner Brunnen, überwachsen von einem Holzapfelbaum. Seine schmale Öffnung war mit einem Brett abgedeckt. Dante fegte den Schnee hinunter und warf das Brett zu Boden.
    »Erinnerst du dich an diese Tunnel aus dem Artikel?«
    Ich nickte. Meine Wangen waren inzwischen rot vor Kälte.
    »Das hier ist einer davon. Er führt aufs Schulgelände, unter die Kanzel der Kapelle. Ich hab ihn letzten Sommer auf einem Spaziergang entdeckt. Angeblich gibt’s noch Dutzende davon, aber ich kenn nur den hier.«
    Ich spähte in den Brunnen. Das Loch war dunkel und eng, gerade breit genug für einen Körper. Ein warmer Luftzug stieg irgendwoher aus der Tiefe auf. Den Boden konnte ich nicht erkennen. »Ist da noch Wasser drinnen?«
    »Das war nie ein richtiger Brunnen«, sagte er und wischte seine Hände ab. »Es geht nicht mal besonders tief hinunter. Du musst nur ein paar Meter runterklettern, dann stehst du schon im Tunnel.«
    Der Brunnen sah aus, als würde er jeden Moment zerbröseln, und die Tatsache, dass er aus dem 18. Jahrhundert stammen musste, trug nicht gerade zu meiner Beruhigung bei. Mit meinem Schuh scharrte ich Schnee beiseite, bis ich einen Kieselstein gefunden hatte. Ich hob ihn auf und warf ihn in den Brunnen. Kein Aufschlag.
    Dante sah mich nachdenklich an. »Du solltest lieber reinklettern, sonst kommst du zu spät zum Unterricht.«
    Überrascht schaute ich ihn an. »Kommst du nicht mit?«
    Dante schüttelte den Kopf. »Ich geh nie unter die Erde.«
    Das begriff ich nicht. »Was meinst du damit?«
    »So eine Kindheitsgeschichte. Schlechte Erfahrungen.«
    Ich zögerte, wollte es genauer wissen, aber dann nickte ich. Schließlich war es nur ein Tunnel, oder?
    Dante wühlte in seiner Tasche. »Nimm das mit.« Er reichte mir eine Kerze und eine Schachtel Streichhölzer.»Könnte nützlich sein. Wenn du unten bist, immer

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