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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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umgebracht«, beharrte er, aber seine Stimme brach bei den Worten. Den Rest stritt er nicht ab.
    »Meine Visionen«, flüsterte ich. »Es waren deine, die ganze Zeit. Du hast nach dem Geheimnis der Neun Schwestern gesucht und mir nie davon erzählt. Warum? Warum hast du mir nicht einfach die Wahrheit gesagt? Was hast du so Schlimmes getan, dass du es vor mir verbergen musstest?«
    »Ich wollte es dir ja sagen. Mehr als alles andere.«
    Ich wartete, dass er fortfuhr, mir irgendeine Art von Erklärung gab, doch er schien nur weiter mit den Schatten zu verschmelzen.
    Unten schlug die Uhr Mitternacht. »Ich begreif das alles nicht.« Meine Stimme klang wild vor Verzweiflung. »Sag mir, warum du sie gejagt hast. Warum du Cindy Bells Namen aus dem Briefkasten geholt hast. Warum du es mir verheimlicht hast.«
    Dante streckte seine Hand nach mir aus, ließ sie dannaber mit einer fast entschuldigenden Geste fallen. »Bitte«, flehte er. »Du musst mir vertrauen.«
    »Warum?«, rief ich. »Warum sollte ich dir trauen? Ich weiß ja noch nicht mal, wer du bist.«
    Dantes Augen schossen zur Tür. Hatte ich jemanden aufgeweckt? »Na klar weißt du das«, sagte er verletzt.
    »Du bist ein Mörder. Ich hab die Seele eines Mörders.«
    Er sog scharf Luft ein, als hätte ich ihn geohrfeigt, doch das war mir gleich.
    »Sag so was nicht.« Er schüttelte den Kopf.
    »Was willst du von mir?«, brüllte ich. »Warum bist du hier?«
    »Weil ich dich sehen wollte«, sagte er. »Weil ich dich liebe.«
    Durchs Fenster sah ich, wie ein langes gelbes Rechteck auf den Schnee vor dem Haus fiel. Unten war das Licht angegangen. Dante erstarrte, als er es bemerkte. Dustin musste aufgewacht sein.
    »Ich glaub dir nicht«, wisperte ich.
    Dante blinzelte und fiel förmlich in sich zusammen. Und einen Moment lang konnte ich ihn sehen, wie er früher gewesen war   – den Dante, der mit mir durch den Regen gerannt war und mich an die Tafel gepresst hatte, meinen Hals, meine Arme, meine Hände geküsst hatte. Den Dante, der mich durchs Mohnfeld hinter der Kapelle getragen, mir meine Seele zurückgegeben hatte.
    Und aus Gründen jenseits aller Vernunft hatte ich keine Angst, als er nun auf mich zutrat, mir die Hand sacht auf die Hüfte legte und sein Gesicht zu meinem herabsenkte. Das ist es jetzt, dachte ich, als er mich betrachtete. Er wird mir die Seele nehmen und ich werde sterben. Ich schlossdie Augen, um ihn dabei nicht sehen zu müssen. Ich spürte den Druck seines Körpers gegen meinen, seinen kalten Atem auf meiner Haut   … und einen zarten Kuss auf meiner Wange.
    »Ich würde wieder für dich sterben, wenn du mich darum bittest«, sagte er so leise, dass ich mich auch verhört haben konnte.
    Draußen auf dem Flur ertönten Schritte. Erschrocken öffnete ich die Augen, gerade als Dante im Dunkel meines Zimmers verschwand.
    Leise klopfte es an die Tür. Mein verwirrter Blick schoss in der Dunkelheit umher. Was war das eben gewesen?
    »Renée?« Dustins Stimme drang dumpf durch das Holz. »Ich   … habe etwas gehört. Darf ich reinkommen?«
    Ich rieb mir mit den Händen über die Wangen. »Augenblick«, sagte ich, wischte mir die Tränen aus den Augen und öffnete die Tür.
    Dustin sah etwas derangiert aus, aber sein Blick, der jetzt im Zimmer umherschoss, war messerscharf.
    »Ist jemand hier?«, fragte er mit einer Strenge, die ich ihm nie zugetraut hätte.
    »Nein«, sagte ich möglichst gleichmütig. »Ich hab nur gelesen.«
    Dustin folgte meinem Blick zu meinem Nachttisch, auf dem eins meiner Lehrbücher aufgeschlagen lag. »Ich werde jetzt unten ein bisschen Ordnung schaffen. Wenn Sie etwas brauchen, ich bin in der Küche.«
    »Ich helfe Ihnen«, sagte ich eifrig, um seine Aufmerksamkeit vom Zimmer abzulenken. »Ich wollte mir eh gerade ein Glas Milch holen.«
    Ich schaltete das Licht aus und schloss die Tür, nichtohne einen letzten verstohlenen Blick auf die Stelle zu werfen, wo eben noch Dante gestanden hatte.
    Unten erledigten Dustin und ich schweigend den Abwasch. Nach getaner Arbeit schenkte ich mir ein Glas Milch ein und ging nach oben. Als ich vorsichtig mein Zimmer betrat, empfing mich ein kalter Windstoß. Aber es war nur das offene Fenster. Dante war fort. Nichts als eisige Luft war geblieben. Ich schloss das Fenster und spähte hinunter auf den Rasen, wo sich seine Spuren schon mit Schnee füllten.

Zwölftes Kapitel

Der Eishof
     
     
    R enée?«, drang die Stimme meines Großvaters durch die Schlafzimmertür. »Zeit zum

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