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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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landeten, in einem riesigen Schlafzimmer.
    »Willkommen in den Gemächern des Hausherrn«, grinste Noah und hielt mir die Tür auf. Das Zimmer wirkte reichlich spartanisch, mit robusten Holzmöbeln und einer Balkendecke. Der einzige Luxus war ein Himmelbett, von dem seitlich vergilbte Spitze herabhing.
    Von der Deckenmitte baumelte ein einfacher Leuchter, der aber nicht anging, als Noah an der Kordel zog. »Ich glaube, hier ist seit Jahren keiner mehr gewesen«, sagte er und öffnete die Schranktüren. Er sah sich nach irgendwelchen Schnitzereien im Holz um, doch die Wände waren kahl.
    Wir suchten das ganze Zimmer ab, nach einer Gravur, einer Plakette. Da es draußen immer dunkler wurde, war kaum noch etwas zu erkennen und so mussten wir uns auf unsere Hände verlassen. Wir fuhren mit den Fingern unter der Kommode, dem Nachttisch, dem Sessel entlang, über den rauen Dielenboden und den unebenen Putz an der Wand. Es war uns klar, dass wir auf den Möbeln nichts finden würden, denn die neunte Schwester hätte nie den letzten Hinweis zur Unsterblichkeit auf einem beweglichen Gegenstand hinterlassen. Schließlich hatten wir alles untersucht und nichts gefunden.
    »Bleibt nur noch ein Ort übrig«, sagte ich und wischte mir die Knie ab.
    Wir starrten auf das Bett. Schon der erste Rätselteil hatte sich unter einem Krankenbett befunden.
    »Der Hausherrin den Vortritt«, sagte Noah mit einem Diener und lüpfte den Spitzenvorhang, um mich hineinzulassen.
    Ich duckte mich hindurch, ging auf alle viere und langte unter das Bett. Aber so oft ich meine Handflächen auch über das unebene Holz gleiten ließ, ich fand einfach nichts.
    »Ich spür überhaupt nichts.« Ich rutschte noch näher heran, um weiter nach hinten zu greifen, als mich etwas Spitzes in den Knöchel stach.
    »Aua«, schrie ich und wand mich heraus, um nachzuschauen.
    Sofort kniete Noah neben mir. »Bist du okay?«
    »Ja«, sagte ich mit Blick auf den dicken Holzspan, der aus meinem Strumpf ragte. »Nur ein Splitter, glaub ich.«
    »Ein Monstersplitter«, sagte er. »Lass mich mal. Ich zieh mir dauernd welche ein.« Er fasste ihn mit Pinzettengriff und zog ihn heraus. Zurück blieb ein Loch in der Strumpfhose, das als Laufmasche sofort das ganze Bein hochkletterte.
    Verlegen wand ich mich, um sie unter meinem Rock zu verstecken.
    »Deine Beine.« Noah starrte auf den dünnen Streifen Haut, der wie ein Saum durch das schwarze Nylon lief. »Ich hab sie ruiniert.«
    »Nur die Strümpfe«, flüsterte ich. »Nicht die Beine.«
    Wir standen beide gleichzeitig auf und unsere Finger wanden sich auf dem Boden ineinander. Erschrocken sprang ich zurück, stieß gegen den Bettpfosten und eine Staubdusche ergoss sich auf unsere Gesichter.
    Ich schnappte nach Luft und einen Moment lang war alles still. Der Staub legte sich über unsere Haare, unsereWimpern, unsere Schultern. Ich blinzelte, hob die Lider und sah Noah, völlig mit grauem Puder bestäubt, als wäre er der Geist des Hausbesitzers. »Tut mir leid«, wollte ich sagen, aber es kam nur als Husten heraus und wir brachen prustend auf dem Boden zusammen.
    »Ich hab’s in den Augen«, rief ich und presste sie zu.
    »Zeig mal her«, sagte Noah. Ich spürte, wie er sich über mich beugte. Er berührte meine Wimpern und wischte den Staub fort. Mein Atem wurde ganz flach, als er mit sanfter Hand zu meiner Wange hinabglitt. Und dann spürte ich, wie etwas meine Lippen streifte. Es war warm und feucht und weich. Ich war schon so lange nicht mehr geküsst worden, dass ich nicht sagen konnte, ob es ein Kuss war oder seine Finger, die über meinen Mund gewandert waren. Nur war es so ganz anders gewesen als eine reine Berührung. Die Zeit schien sich zu dehnen und ich konnte mir fast vorstellen, ihn zu schmecken, ihn zu riechen, seine Wärme auf meiner Haut zu spüren.
    Als er sich losriss, rann mir etwas die Wange hinunter. Vielleicht eine Träne, ich wusste es nicht. Und dann war da Noahs Hand, die sie wegwischte.
    Keiner von uns sagte ein Wort und ich konnte mein Herz in die Stille des Raums schlagen hören. Ich schlug die Augen auf. Alles schien alles unverändert: Vor mir kniete Noah, auf ihm lag der Staub.
    Doch bevor einer von uns etwas sagen konnte, schien die Zimmertemperatur abzustürzen. Ich spürte, wie sich etwas auf uns herabsenkte, als würde der Frost in jede Ritze des Hauses kriechen. Durch die Belüftungsschächte wölkte sich ein Eishauch. Noah hatte es auch gespürt und starrte mit plötzlich wachsamen

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