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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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stemmte sie auf und legte den dunkelblauen, sternwilden Nachthimmel frei.
    Er wuchtete sich hinaus und wollte mir hochhelfen, aber ich hatte es ihm schon gleichgetan. Vor uns erstreckte sich ein riesiges Feld, der Schnee darauf schon völlig vereist. Wir rannten darüber hinweg und die Luft stach mir in die Lunge, als wir auf den See und die Wälder dahinter zukeuchten.
    Am Ufer, wo der Schnee in reines Eis überging, kamen wir zum Stehen.
    »Kann man hier drauf gehen?«, rief ich. Das Haar peitschte mir um den Kopf, als ich mich panisch umsah.Dort hinten schwärmten die Untoten aus dem Hof, mottengleich mit ihrer weißen, mondbeschienenen Haut.
    »Na klar«, sagte Noah und trat vorsichtig auf den See hinaus. »Das hier war ein Eishof. Irgendwo müssen sie das Zeug ja herbekommen haben.«
    Ich zögerte noch und lauschte, ob das Eis unter Noah nicht knackte. Aber ich konnte nur die knirschenden Schritte der Untoten hinter uns spüren.
    Wir rannten über den See, rutschten auf glatten Sohlen übers Eis. Die Amselversammlung stob wild auseinander. Die Januarluft hatte meine Lunge völlig taub gemacht. Als wir es endlich zu den Bäumen auf der anderen Seite geschafft hatten, konnte ich durch das Geäst noch die Jungen erkennen. In der Dunkelheit wirkten ihre fahlen Gesichter fast bläulich. Es schien, als wollten sie uns herüberfolgen, doch da ertönte hinter ihnen eine tiefe Stimme. »Genug«, sprach sie und eine dunkle Gestalt erschien, lang und dürr wie eine Vogelscheuche. Ich fühlte, wie die untoten Kinder sich beruhigten und verstummten. Da standen sie entlang des Ufers und ihre trüben Augen folgten uns hinein in die Nacht.

Dreizehntes Kapitel

Ophelia Hart
     
     
    E is, verhieß die Tankstelle in großen Neonlettern.
    Eine Stunde waren wir durch Wald und Tiefschnee gestapft, um hierherzukommen, und jetzt waren unsere Beine taub und schneeverkrustet.
    »Da war kein Rätsel versteckt«, sagte Noah und schnappte nach Luft. »Was war das da drinnen?«
    »Weiß ich nicht.« Ich beugte mich vornüber, völlig am Ende. »Ein Ort, wo die Untoten wohnen. In der Hand des Liberum.« Ich sah zu ihm auf. »Sie suchen auch nach dem Rätsel. Sie versuchen, das Geheimnis zu finden.«
    »Haben sie das gesagt?«
    Ich schüttelte den Kopf. Meine Augen wollten nicht aufhören zu tränen. »Nein. Ich spüre es einfach.« Warum hatte ich nicht schon früher nach dem letzten Rätselstück gesucht? Was, wenn das Liberum es vor uns entdeckte?
    »Warum solltest du so was in einer Vision sehen?«, fragte er ungläubig. »Warum sollte uns dein Traum raten, dorthin zu gehen?«
    »Ich kann doch nichts dafür«, rief ich entschuldigend und verbarg mein Gesicht in den Händen.
    »Das hab ich auch nie gesagt«, entgegnete er und hielt mir die Tankstellentür auf.
    »Ich weiß.« Ich trat ein ins Licht der Neonröhren.
    Noah nickte dem Kassierer zu, einem schmierigen, Kaffee süffelnden Kerl. »Glaubst du, sie kommen uns nach?« Er linste aus dem Fenster Richtung Wald.
    Ich schloss die Augen und dachte an den großen, dunklen Jungen, der bei unserer Flucht hinter den Kindern gestanden hatte. »Ich kann sie nirgends fühlen.«
    Während Noah den Tankwart nach einem Taxi fragte, streunte ich durch die Regale, um meine Nerven zu beruhigen. Aber als ich eine Flasche Wasser aus dem Kühlregal zog, konnte ich nur an Dante denken, der in meiner Vision das Gleiche getan hatte.
    War die dunkle Gestalt bei den Bäumen ein Bruder des Liberum gewesen? Hatte Dante mit ihnen zusammengearbeitet, um an das Geheimnis der Neun Schwestern zu kommen? War er deshalb zu dem Gehöft gegangen, hatte er deshalb Cindy Bells Namen aus dem Briefkasten gezogen?
    »Renée?«, fragte Noah. »Bist du okay? Du siehst ganz grün aus.«
    Ich schluckte und merkte, dass ich mich vor Magenkrämpfen über den Tresen krümmte. Beim Aufrichten fegte ich ein paar Plastikdeckel zu Boden. »Tut mir leid, geht schon wieder«, sagte ich und bückte mich danach.
    »Lass mich mal«, sprang mir Noah bei. »Der Kassierer meint, es gibt eine Abendfähre, aber vielleicht haben wir die schon verpasst. Er sagt, er kann uns ein Taxi rufen, falls wir versuchen wollen, sie zu erwischen. Was meinst du?«
    Ich nickte. Ich wollte Noah alles über mich und Danteerzählen, doch mir war klar, dass ich das nicht konnte. Wie sollte ich erklären, dass ich mich in den Menschen verliebt hatte, der vielleicht Miss LaBarge und Cindy Bell auf dem Gewissen hatte, den Menschen, der meine Eltern ermordet haben

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