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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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schneebedeckten Kasten aus meiner Vision.
    »Stopp, halten Sie an!«, rief ich und deutete darauf. »Da ist es.«
    Der Fahrer legte den Rückwärtsgang ein und blickte säuerlich über die Schulter, während er über das Eis zurückschlitterte. Noch bevor er zum Stehen gekommen war, hatte ich schon die Tür aufgerissen und war hinausgesprungen, um die Aufschrift auf dem Briefkasten zu lesen. Es war dieselbe Adresse wie in meiner Vision. Dahinter lagen das gelbe Gehöft und der Schuppen.
    Wir bezahlten den Fahrer dafür, eine Stunde auf uns zu warten. »Eine Sekunde länger und ich bin weg«, sagte er, lenkte zu einer ebenen Stelle unter einem Baum und stellte die Scheinwerfer ab. In diesem Augenblick blies ein schmaler Luftzug durch die Bäume und wickelte sich mir um den Hals.
    »Spürst du das?«, fragte ich Noah.
    »Was denn?«
    Ich hielt einen Finger an meine Lippen und versuchte, das Gefühl wieder einzufangen, doch als ich die Augen schloss, rührte sich kein Hauch. »Egal«, sagte ich.
    »Schau mal«, wies Noah auf eine kleine Parzelle neben dem Hof, wo Dutzende kleine Grabsteine aus dem Acker ragten. »Da sind Familiengräber. Die spürst du wahrscheinlich.«
    Erleichtert atmete ich aus. Ich ließ meine Tasche in den Schnee fallen, beugte mich hinunter und hielt wie in derVision die Gelenke des Türchens fest, um das Quietschen zu verhindern. Leise machte ich es auf. Aber zu meiner Bestürzung lag nichts darin.
    »Leer.« Noah lugte hinein. »Ich schätze, da bleibt nur noch eins.«
    Wir beäugten das Bauernhaus, das von einer morschen Veranda umgeben war. Die dunklen Fenster machten mir Mut. Ich hob die Tasche auf und folgte Noah die Auffahrt entlang, den Blick auf die Fußspuren im Schnee vor uns gerichtet.
    »Heimwerker scheinen hier jedenfalls keine zu wohnen«, flüsterte Noah und setzte einen prüfenden Fuß auf die Verandabohlen, bevor er zur Eingangstür ging. »Ich meine, schau dir das hier mal an. Das fällt alles auseinander.« Die gelbe Farbe blätterte großflächig von der Wand; die meisten Fenster waren entweder eingeschlagen oder mit Brettern verrammelt.
    Ein Windstoß ließ die Läden klappern. Ich stellte meinen Mantelkragen auf und verschränkte die Arme. »Na dann«, sagte ich und warf einen letzten Blick auf den Sonnenuntergang hinter den Bäumen, bevor wir durch die Tür schlüpften.
    Die Luft in der Diele war eisig und abgestanden, schwer von Staub. Mit Spinnweben umwickelte Arbeitsstiefel standen auf dem Boden und von den Wänden sackte graues Papier. Noah betätigte den Lichtschalter, aber nichts passierte.
    Im Flur herrschte absolute Finsternis. Als wir ins nächste Zimmer gehen wollten, wich ich einem Beistelltisch aus und stieß mit Noah zusammen.
    »Geh nur vor«, sagte er.
    »Danke«, murmelte ich und hoffte, dass die Dunkelheit meine Schamesröte verbarg.
    Obwohl alles im Bauernhaus von einer Dreckschicht bedeckt war, machte es einen seltsam bewohnten Eindruck. Die Sofas und Sessel waren uralt und heruntergekommen, aber die Polster wirkten, als hätte gerade noch jemand darauf gesessen. Und die Abdrücke darin wirkten beinahe frisch. Ich streckte die Hand nach einem Kissen aus, weil ich mir vorstellte, es müsse es noch warm sein. Zu meiner Erleichterung war es das nicht.
    An der Wand hing ein Foto von drei Männern. Jeder von ihnen hielt einen großen Eisquader in die Kamera.
    »Das war ein Eishof hier.« Noah überflog einen der gerahmten Zeitungsausschnitte an der Wand. Es gab Dutzende davon, alle verblasst, teils noch aus dem neunzehnten Jahrhundert. »Hier steht, dass sie die Eisblöcke aus dem See geschnitten, sie mit Stroh isoliert und dann mit der Kutsche in den umliegenden Städten an die Häuser verteilt haben, für Eisschränke, vor der Erfindung des Kühlschranks.«
    »Das da muss er sein«, flüsterte ich hinter ihm. Noah folgte meinem Blick aus dem Fenster. In einiger Entfernung lag ein zugefrorener See, auf dem sich ein Amselschwarm versammelt hatte.
    »Ein Eishof«, meinte Noah nachdenklich. »Ich frag mich, was das hier mit dem Rätsel zu tun hat.«
    »Das weiß ich nicht«, sagte ich, obwohl ich mich in erster Linie fragte, was dieser Ort hier mit Dante zu tun haben sollte.
    »Machen wir uns mal auf die Suche«, sagte Noah. »Wo könnte es versteckt sein, meinst du?«
    Wir durchkämmten jeden Raum im Erdgeschoss nach dem letzten Teil des Rätsels, unter den Möbeln, hinter den Bildern an der Wand und unter den Teppichen, bis wir schließlich im ersten Stock

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