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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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ich kaum noch atmen konnte.
    Aus der Dunkelheit am Ende des Ganges erschien eine fahle Gestalt und rannte auf uns zu. Dahinter noch eine   – ein wild fuchtelndes, weißes Ding   – und dahinter noch eine, noch eine, noch eine. Sie bewegten sich so flink, so fremdartig, mit seltsam rudernden Gliedmaßen.
    Noahs Stimme dröhnte durchs Zimmer. »Los, komm.«
    Ich schnappte seine Hand und zog mich daran hoch.
    Wir hasteten die enge Treppe hinab, ich so dicht auf Noahs Fersen, dass ich ihn beinahe umrannte. Unten lag ein weiterer Schlauch von einem Flur, gesäumt von Familienfotos und Türen. Am anderen Ende konnte ich die Küchenfenster sehen und daneben einen Hinterausgang.
    Wir stürzten auf die Tür zu, bis uns plötzlich aus dieser Richtung weiße Schemen entgegenkamen.
    Noah bremste jäh ab und schnellte zu mir herum, sein Atem kam in kurzen Stößen. Über uns hörte ich die Jungen durchs Spielzimmer trampeln, die Decke gab beinahe unter ihnen nach. Sie waren laut, nah.
    »Was jetzt?« Ich schaute mich panisch nach einem Ausweg um.
    Noah eilte gerade an meine Seite, da erschien am Treppenaufgang ein untotes Kind, mit wolkigen grauen Augen. Sie bewegten sich nicht mit, als der Junge sich wie ein verwirrtes Baby nach uns umhörte. Er konnte kaum älter sein als sechs. Ich betrachtete ihn, seine abgewetzte Hose, seine bloßen Füße, das verfilzte Haar, und dann begriff ich, dass er blind war.
    Zwei weitere stolperten hinter ihm die Treppe hinab. Ihre Augen waren klarer, zielgerichteter, und sie kippten ihre Köpfchen zur Seite, als fragten sie sich, was ich wohl war.
    Hinter mir spürte ich Noah. »Warum starren die uns so an?«, flüsterte er.
    »Sie sind nur neugierig«, murmelte ich und zuckte jedes Mal innerlich zusammen, wenn ihr verschwommener Blick auf mir landete. »Sie sind nur Kinder, denk dran. Sie wissen nicht, wer wir sind. Lass sie nur nicht deine   –«
    »Schaufel!«, sagte einer von ihnen auf Lateinisch und wies auf die kleine Schippe, die aus der Innentasche von Noahs Mantel herausragte.
    Langsam schritt ich rückwärts auf die Türen zu, in der Hoffnung, dass eine doch nach draußen führen würde. Da spürte ich auf meinem Bein ein Händchen, das an meinem Rock zerrte. Erschrocken fiel ich auf die Knie, auf den rauen Teppich, während der Junge an mir emporkletterte. Sein Körper war dreckverkrustet und jetzt griff er nach meinem Gesicht. Ich bog meinen Hals von ihm weg, hielt ihm den Mund zu, schleuderte ihn von mir und zwang mich auf die Beine.
    Noah stand etwas entfernt und schüttelte gerade drei Jungen ab, die alle weder Schuhe noch Hemd trugen. Ich presste die Lippen aufeinander, bahnte mir einen Weg zu Noah, rupfte die Kinder von ihm herunter und zerrte ihn aus ihrer Mitte. Sie klammerten sich an unseren Knöcheln fest, als ich den Knauf der letzten Tür drehte. Innen war es stockdunkel und feucht. Ein Keller. Ich spähte gerade die Betontreppe hinunter, da schlang ein untoter Junge die Hände um mein Bein. Ich zerrte Noah durch die Tür; den untoten Jungen nahm ich einfach mit.
    Der Junge klammerte sich an meinen Strümpfen fest. Seine Finger pressten sich gegen meine Oberschenkel, während ich treppab ins Unterirdische stolperte. Ich versuchte, ihn abzuwerfen, aber er wurde kurzatmig, verzweifelt, grapschte nach meinem Rock, meinen Armen, meinen Haaren. Bevor ich mich festhalten konnte, war ich schon ausgerutscht und ich jaulte vor Schmerz, als ich die Stufen hinabpolterte.
    Ich spürte das Gesicht des Jungen dicht auf meinem, seinenkalten Atem an meiner Wange. Dann schlugen wir unten auf und der Griff des Jungen lockerte sich. Ich schälte ihn von mir ab, taumelte rückwärts und beobachtete, wie er seinen Hals wie aus tiefster Qual erst in die eine, dann in die andere Richtung renkte, schneller, schneller, bis er sich auf dem Boden wand.
    Noah griff sich meinen Arm.
    »Warte!«, sagte ich und starrte auf den schmalen Kinderkörper, auf seine Knopfnase, seine runden, schmutzverschmierten Wangen. »Er stirbt. Wir müssen ihm helfen.«
    »Lass ihn«, sagte Noah.
    »Er ist ein Kind!«, rief ich.
    »Ist er nicht mehr. Er ist ein Monster.« Bevor ich mehr sagen konnte, fasste mich Noah um die Hüfte und zog mich in die Tiefe des Raums. Es war ein langer, gemauerter Keller, voll mit Heuballen und verrostetem Erntegerät.
    »Vielleicht gibt’s hier eine Falltür nach draußen«, sagte Noah und suchte die Decke ab, bis er eine Metallklappe gefunden hatte. Er stieg auf einen Heuballen,

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