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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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könnte? Ich verstand ihn einfach nicht. Hatte er gelogen, als er gesagt hatte, dass er mich liebte? Bedeutete ihm das, was zwischen uns geschehen war, denn gar nichts?
    Ich lauschte, wie der Tankstellenkaffee durch den Filter in die Kanne tröpfelte, während wir auf das Taxi warteten. Noah tigerte beim Backwarenregal auf und ab, den Blick aus dem Fenster gerichtet. Ich wusste, dass wir davongekommen waren, dass die Kinder vom Hof auf Befehl der langen Vogelscheuche die Jagd eingestellt hatten. Doch aus unerfindlichen Gründen wurde ich das Gefühl nicht los, dass wir beobachtet wurden.
    Eine halbe Stunde später holte uns ein blaues Auto ab. Unter dem Gequietsche der Scheibenwischer, die gegen den Schnee ankämpften, zuckelten wir über die vereisten Straßen. Von der Fährstation drang schwaches Licht herüber, aber nachdem wir den Fahrer bezahlt hatten und hineingegangen waren, fanden wir sie verlassen vor. Der Ticketschalter war geschlossen und mit einem Metallgitter verrammelt. Ich folgte Noah in den dunklen Warteraum. Billige Plastiksitze und Metallmülleimer säumten die Wände.
    Er las einen Aushang an der Wand. »Die letzte Fähre ist wegen Schlechtwetter gestrichen worden«, sagte er. »Die nächste kommt erst morgen früh.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt warten wir hier, denk ich.«
    »Was, wenn sie uns nachkommen?«, fragte ich und starrte durch die Glastür nach draußen.
    Noah sah sich prüfend im Raum um, griff sich einen Wischmopp aus der Ecke und verbarrikadierte die Tür. Ich kam ihm zu Hilfe und gemeinsam schoben wir zwei Mülleimer vor den Hintereingang und verschlossen dann alle Fenster. »So hören wir sie wenigstens«, meinte Noah und setzte sich ganz in die Ecke.
    Ich faltete meinen Schal zu einem Kissen und legte mich auf die Sessel gegenüber.
    »Jetzt ist alles anders«, sagte Noah und starrte auf die Rohre an der Decke. Sein Blick war melancholisch. »Wir sind anders.«
    »Nein, sind wir nicht«, sagte ich, aber es klang falsch. Hätte ich ihn im Haus an mich ziehen sollen? Hätte ich ihn zurückküssen sollen? Ein Teil von mir hatte es gewollt, doch der Rest von mir hatte
Nein!
gebrüllt, als würde ich damit etwas verraten, was ganz tief in mir verborgen lag.
    »Wer ist er?«, fragte Noah. »Was ist so toll an ihm?«
    Ich spürte seinen Blick auf mir, seinen flehenden Wunsch, dass ich ihm irgendetwas erzählte. Aber was konnte ich sagen? Ich wusste nicht, wo die Liebe herkam, warum sie sich an manche Menschen heftete und an manche nicht. Trotz allem, was mit Dante passiert war, schaffte ich es nicht, mich von ihm zu trennen.
    »Glaubst du an Seelenverwandtschaft?«
    »Meinst du einen lebendigen Menschen, der die Seele eines Untoten hat?«
    »Nein. An Seelenverwandtschaft allgemein. Dass es auf dieser Welt nur einen Menschen gibt, der wirklich richtig für einen ist.«
    Ich hörte Noahs Atem, während er nachdachte. »Nein.«
    »Warum?«
    »Weil uns das keine Wahl lässt. Das hieße ja, dass irgendeine kosmische Kraft schon die eine Person ausgesucht hat, die ich lieben soll. Aber so funktioniert es nicht. Ich möchte nicht mit jemandem zusammen sein, der meine Seele komplett macht, ich möchte jemanden, der sie mir öffnet. Ich möchte mich selbst entscheiden können.«
    Ich schloss die Augen. »Was, wenn die Entscheidung nicht so einfach ist?«
    »Entscheidungen sind immer einfach«, sagte Noah mit einem Anflug von Bosheit in der Stimme. »Nur unsere Köpfe, die lassen sich so leicht verwirren.«
    »Was soll das heißen?«
    Er beugte sich nach vorn, langte in die Tasche und zog einen Penny heraus. »Bei Kopf ist er dein Seelengefährte.« Bei den letzten Worten wurde seine Stimme ganz harsch. »Und bei Zahl existiert Seelenverwandtschaft einfach nicht.« Er sah mir direkt in die Augen. »Okay?«
    Verwirrt schüttelte ich den Kopf. »Das funktioniert so nicht   –«
    »Gib mir eine Chance«, sagte er und schaute dann verlegen zur Seite. Bevor ich weiterreden konnte, warf er die Münze in die Luft. Sie schlug auf dem Boden auf und klimperte dreimal. Noah bückte sich und hob sie auf.
    Dann öffnete er die Hand. Als er »Kopf« sagte, spürte ich die Tränen hinter meinen Augen stechen.
    »Jetzt mal ehrlich«, sagte er. »Wünschst du dir, dass sie anders gefallen wäre? Hätte ja auch passieren können.«
    Ich zögerte.
    »Siehst du?«, sagte Noah und sah mich aus schwerer werdenden Lidern an. »Du hast deine Entscheidung schon längst getroffen. Du hast sie nur noch nicht akzeptiert.«
    In

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