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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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identifizieren können?«
    »Nein«, sagte Noah, gerade als ich mit einem »Vielleicht« herausplatzte.
    Die geweiteten Augen des Rektors wanderten zwischen uns hin und her, während er auf eine eindeutige Antwort wartete. »Ist man Ihnen gefolgt?«
    Ich schluckte, als sein Blick von Noah zu mir schwenkte. Jemand war in mein Zimmer eingedrungen und Clementine war es nicht gewesen. Konnte es ein Bruder des Liberum gewesen sein? »Vielleicht.«
    Das Gesicht des Rektors wurde kreidebleich. Seine Augen schossen zum Fenster und ohne Vorwarnung sprang er auf und zerrte das Rollo hinunter. »Dann müssen Sie sich wappnen.«
    Nur wie?
     
    Ich beschloss, den restlichen Tag blauzumachen, und rannte zum Flussufer. Der Wind peitschte mir ins Gesicht, als ich am Sankt-Lorenz-Strom anhielt und auf das eisige Wasser hinausstarrte. Am Ufer gegenüber erhoben sich die Kuppeln der Getreidesilos aus dem Schneetreiben wie Berggipfel. Ich ging auf sie zu und hinterließ frische Fußspuren im Schnee, als ich ans Geländer trat.
    Der Wind pfiff hindurch und trieb mir die Tränen in dieAugen. Ich beugte mich vor und sprach zu Dante. »Falls ich dich nicht wiedersehe«, sagte ich mit einem Schlucken, »ist das jetzt der Abschied.«
    »Abschied Abschied Abschied Abschied   …«
Das Echo jagte mir einen eisigen Schauer durch die Knochen.
    Ich trocknete mir die Wange und wollte mich gerade abwenden, als ich unter all den Kritzeleien auf dem Metallgeländer eine eingeritzte Botschaft entdeckte. Nur war sie auf Latein.
»Ich komme zu dir«,
stand dort, als hätte er mich gehört und mir geantwortet.
     
    »Vorsicht allein reicht nicht«, sagte ich am Ende der Woche beim Abendessen zu Anya. Vier Wachen standen an den Türen zum Speisesaal, aber ansonsten schien alles seinen gewöhnlichen Gang zu gehen. Keiner außer uns ahnte etwas von der Bedrohung durch das Liberum.
    »Willst du damit sagen, wir sollen rausgehen und das Liberum finden, bevor sie dich finden? Da denk ich ja nicht im Traum dran.« Anya rutschte tiefer in ihren Stuhl und nippte an ihrer Milch. Noah schien von der Bildfläche verschwunden. Nach unserem Treffen mit dem Rektor hatte er kaum ein Wort mit mir gewechselt und nach dem Unterricht hatte er sich immer einfach verdrückt.
    Ich senkte die Stimme. »Natürlich nicht. Das Liberum sucht nach dem Geheimnis der Neun Schwestern. Der letzte Teil des Rätsels   – dahinter sind sie doch eigentlich her, oder? Aber das dürfen sie nie in die Hände bekommen. Du hättest den sehen sollen   …« Ich dachte an die dunkle, dürre Gestalt mit dem merkwürdig eingesunkenen Körper.
    Der Tisch hinter uns brach in Gelächter aus. Wahrscheinlich über irgendeinen dämlichen Witz.
    »Wir müssen das Rätsel finden«, sagte ich. »Wir müssen es finden, bevor sie es tun.«
    Anya sah sich rasch um. »Aber wie?«
    Ich kaute an meinem Strohhalm. »Keine Ahnung.«
    Und da hörte ich hinter meinem Rücken die Stimme einer Freundin von Clementine. »Die sollten das Gottfried einfach dichtmachen. Da züchten die nur Untote.«
    »Da liegt ein Fluch drauf«, sagte eine andere.
    »Gottfried«, wiederholte ich. »Fluch.«
    Der Gottfried-Fluch. Den hatte ich völlig vergessen. Ich schob meinen Teller zur Seite und wandte mich an Anya, ganz kribbelig vor Aufregung. »Hast du das gehört?«
    »Was gehört?«, fragte sie.
    »Ich muss los«, sagte ich und stand auf.
    »Warte!«, rief sie mir nach. »Wo willst du hin?«
    »Erzähl ich dir später.« Und weg war ich.
    Zurück auf meinem Zimmer stocherte ich unter meinem Bett nach dem Buch, das ich letztes Jahr beim Wandertag gekauft hatte, unserem Schulausflug ins Städtchen Attica Falls. Sein abgegriffener elfenbeinfarbener Einband trug den Titel
Attica Falls.
Ich wischte ihn mit der Hand ab und musste niesen von all dem Staub. Ich blätterte den Band durch, bis ich auf den Artikel stieß, den ich letztes Jahr gelesen hatte: »Der Gottfried-Fluch«.
    Ich überflog die Seiten.
Seit seiner Gründung im Jahre 1735 wurde das Gottfried-Institut von einer ganzen Serie ebenso schrecklicher wie unerklärlicher Tragödien heimgesucht, von Seuchen über Naturkatastrophen bis hin zu einer Reihe hoch bizarrer, unnatürlicher Todesfälle

    Ich blätterte vor, überflog die Abschnitte darüber, wie das Gottfried erst als Krankenhaus für die Untoten gegründetworden war, bis der Oberarzt, Bertrand Gottfried, starb und die Schule ihre Tore schloss. Und dann fand ich, wonach ich gesucht hatte.
    Doch so plötzlich, wie

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