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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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und dann die Tür anblickte und mir dort einen Riegel hinwünschte. Doch dann fiel mir eine viel näherliegende Erklärung ein.
    Fuchsteufelswild stürmte ich durchs Badezimmer und platzte in Clementines Zimmer. Sie kam gerade vom Abendessen und plauderte noch mit zwei Freundinnen an der Tür.
    »Hast du sie genommen?«, schnaubte ich. »Hast du mein Zimmer durchwühlt?«
    Clementine drehte sich zu mir um. »Wen genommen? Wovon redest du?«
    »Meine Schaufel. Sie ist weg. Wo hast du sie?«
    Ich preschte zu ihrem Schrank und warf die Türen auf. Clementine keifte, ich solle aufhören, aber das war mir so was von egal. Ich schob ihre Klamotten beiseite, wühlte mich durch ihre Schuhe und Taschen, doch da war nichts.
    »Irgendwo hier muss sie sein. Ich weiß es«, sagte ich. Ich ignorierte ihre Proteste und suchte hinter der Tür, unter ihrem Bett, in ihrer Kommode. Doch ich fand nur ihre eigene Schaufel aus dunklem Metall und glattem, geöltem Holz.
    »Ich hab deine Schaufel nicht«, sagte sie mit Nachdruck. »Und ich hab auch dein Zimmer nicht durchwühlt.«
    »Wer soll’s denn sonst gewesen sein? Du hast schon mal meine Sachen durchsucht. Du hast in meinem Zimmer auf mich gewartet, als ich nicht da war. Ich weiß ganz genau, dass du es warst.«
    Clementine zögerte. »Ich hab nichts gemacht.«
    Bevor ich mich bremsen konnte, packte ich sie bei ihrem schmalen Handgelenk und zerrte sie in mein Zimmer. »Warum ist dann bitte der Koffer leer?«
    Sie entwand sich meinem Griff und wollte gerade antworten, als sich ihr Gesicht angeekelt verzog. »Was stinkt denn hier so?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Was? Wovon redest du?«
    Sie hielt sich die Nase zu. »Wie kann man das nicht riechen?«
    »Du willst mich nur ablenken«, sagte ich.
    »Will ich nicht«, beharrte Clementine und ging zurück ins Badezimmer. »Das riecht nach Verwesung.«
    Ich musste verwirrt dreingeblickt haben, denn sie deutete auf die Heizung unter meinem Fenster. »Von da kommt’s her.«
    Ich warf ihr noch einen scharfen Blick zu und beugte mich vor. Ich schnüffelte, versuchte dasselbe zu riechen wie sie. Doch meine Sinne waren so abgestumpft, dass ich nur einen unbestimmten muffigen Geruch wahrnahm, wie von etwas, das schon zu lange im Kühlschrank lag.
    Zögerlich griff ich unter den Heizkörper und tastete auf den Holzdielen herum, bis meine Hand auf etwas Weiches, Runzliges stieß. Erschrocken zog ich den Arm zurück.
    »Was ist das?«, fragte Clementine von der Tür.
    »Keine Ahnung«, gab ich mit zitternden Lippen zurück. Ich ging tiefer in die Knie, um nachzusehen. Knorpelig war es, und weiß.
    Clementine hob einen Regenschirm auf, den ich aus dem Schrank geschmissen hatte. »Nimm den.«
    Ich nahm ihr den Schirm ab, schob den gebogenen Griff unter die Heizung und zog das Ding hervor. Es war eine dicke, runzlige Wurzel, wie eine weiße und völlig verfaulte Karotte. Ich stupste sie mit der Schirmspitze an. Sie war weich und zusammengeschrumpelt vom Alter, die untere Seite vom Liegen ganz braun und aufgeplatzt.
    »Irgendein Gemüse oder so«, sagte ich.
    »Was hat das dort zu suchen?«, wollte Clementine wissen.
    »Weiß ich nicht«, sagte ich. »Ich weiß ja noch nicht mal, was es sein soll. Irgendwer muss es da versteckt haben.«
    »Warum sollte jemand so was tun?«
    Wenn Clementine es nicht gewesen war, wer dann? Kein anderer käme darauf, in mein Zimmer einzudringen. Außer   … dem Liberum.
    Ich griff die Wurzel an ihrer Spitze und rannte den Flur hinab zu Anyas Zimmer. Wenn jemand wusste, worum es sich handelte, dann sie. Aber gerade als ich anklopfen wollte, sprang die Tür auf.
    »Renée!«, rief sie erschrocken. »Ich wollte gerade zu deinem Zimmer. Warum bist du vorhin weggerannt?«
    Die weiße Wurzel hing schlaff herunter, als ich sie mit spitzen Fingern Anya unter die Nase hielt. »Das hab ich in meinem Zimmer unter dem Fenster gefunden. Weißt du, was das ist?«
    Sie erstarrte bei dem Anblick. »Eine Pastinake«, sagte sie gedehnt und betrachtete die runzlige Haut.
    »Warum sollte mir das jemand ins Zimmer legen?«
    Sie zögerte, als wisse sie etwas, womit sie nicht rausrücken wollte.
    »Jetzt sag schon!«, rief ich außer mir.
    »Eine weiße Wurzel, die sich aus der Erde erhebt. Ein Symbol für die Untoten.«
    »Was?« Mir schwirrte der Kopf. Waren die Untoten in mein Zimmer eingestiegen und hatten sie mir dagelassen? Hatten sie auch meine Schaufel geklaut, um mich zu entwaffnen? »Das ergibt doch gar keinen Sinn. Warum sollten

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