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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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man die Anstalt geschlossen hatte, wurde sie wieder eröffnet

diesmal als Schule. Die damalige Oberschwester, Ophelia Hart, stieg zur ersten Rektorin auf. Sie nannte das Haus nach seinem Gründer
»
Gottfried-Institut«.
    Ophelia Hart. Oder Ophelia Cœur? Cœur war das französische Wort für Herz,
heart.
Konnte es sich um ein und dieselbe Frau handeln? Deshalb also war mir ihr Name so bekannt vorgekommen. Ophelia war die erste Rektorin des Gottfried-Instituts gewesen. Sie war die Krankenschwester, die aus dem Gottfried eine Schule gemacht und es anscheinend geleitet hatte, während sich all die merkwürdigen Unglücke ereigneten. Und dann, 1789, hatten all diese Tragödien ein ebenso rätselhaftes Ende gefunden. Vielleicht hatte Ophelia die Schule verlassen? War das der Grund? Ich blätterte vor, fand jedoch keine Hinweise.
    Also sank ich auf den Teppich zurück und dachte genau nach. Ophelia konnte ihren Namen in »Cœur« geändert haben, um ihre wahre Identität zu verschleiern. Aber es schien ein so durchsichtiges Manöver. Warum war in der ganzen Literatur zu ihren wissenschaftlichen Errungenschaften nichts dergleichen erwähnt? Warum hatte Noahs Vater, ein gefeierter Historiker, nicht einmal in Erwägung gezogen, dass Ophelia Cœur die erste Rektorin gewesen sein könnte? Die Namen schienen viel zu ähnlich, um an einen Zufall zu glauben. Aber in diese Richtung schien er nicht einmal gedacht zu haben.
    Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: DieOphelia, von der uns Noahs Vater erzählt hatte, hatte ihre ganze Gewässerforscherei um 1900 herum betrieben.
    Und die Ophelia im Buch vor mir, die erste Rektorin des Gottfried, hatte Mitte des achtzehnten Jahrhunderts gelebt, zu der Zeit, als die Neun Schwestern ermordet worden waren.
    Es schien unmöglich, dass es zwei Ophelias in der Wächterwelt gab und dass beide eine Variante von »Herz« im Nachnamen trugen. Aber bedeutete das, dass diese beiden Ophelias   – die erste eine Krankenschwester des achtzehnten Jahrhunderts, die andere eine Krankenschwester und Wissenschaftlerin des frühen zwanzigsten Jahrhunderts   – identisch waren?
    Wir haben doch recht gehabt damals, dachte ich und setzte alles in meinem Kopf zusammen. Ophelia war die neunte Schwester. Das war die einzige Erklärung dafür, wie eine Frau zweihundert Jahre überleben konnte, vielleicht sogar mehr. Sie hatte tatsächlich das Geheimnis der Neun Schwestern benutzt, um unsterblich zu werden.
    »Es ist wahr«, rief ich aus, auch wenn niemand im Zimmer war, der mich hören konnte. Ich starrte auf ihren Namen im Buch und konnte nicht fassen, dass ich zu Ende führte, was meine Eltern begonnen hatten. Ich war einen Schritt näher daran, das Geheimnis des ewigen Lebens zu finden, das Geheimnis, hinter dem alle her waren. Aber als ich das
O
ihres Namens nachfuhr, wich die Aufregung nackter Angst: Mir wurde bewusst, dass ich jetzt genau das besaß, was das Liberum wollte. Bald würde ich mich ihnen gegenübersehen. Leben
und
Tod, das hatte mir Zinya prophezeit. Auch dem war ich jetzt einen Schritt näher gekommen.

Vierzehntes Kapitel

Île des Sœurs
     
     
    I ch klappte das Buch zu, warf es in meine Tasche und eilte zum Kleiderschrank, um die Schaufel meiner Mutter hervorzuholen. Wohin ich eigentlich wollte, war mir nicht klar, aber dass ich dabei vorbereitet sein musste, sehr wohl. Dante war der Einzige, mit dem ich darüber hätte sprechen wollen, aber der bloße Gedanke, dass ich nach all den Ereignissen immer noch Gefühle für ihn hatte, lag mir wie ein Stein auf der Brust. Was lief da bei mir falsch? Warum konnte ich ihn nicht einfach ziehen lassen?
    Schon beim Öffnen der Schranktür wusste ich, dass etwas faul war. Am Abend meiner Konfrontation mit Vater und Tochter LaGuerre hatte ich es nicht bemerkt, doch jetzt packte mich die Panik. Ich schob die ineinander verkanteten Kleiderbügel beiseite und schleuderte Schuhe und Klamotten zu Boden, bis ich klare Sicht auf die Schrankrückwand hatte. Der lange, rechteckige Koffer war noch da, aber die Schaufel darin war verschwunden.
    In der wilden Hoffnung, ich hätte mich geirrt, zerrte ich den Koffer heraus und schaute dahinter. Fehlanzeige. Die ganze Zeit kreisten mir meine eigenen Worte im Kopf:»Lass sie nur nicht deine Schaufel sehen«, hatte ich Noah im Gehöft sagen wollen. Hatten die Untoten mich hierher verfolgt, in mein eigenes Zimmer, und mir die Schaufel gestohlen? Mir drehte sich der Magen um, als ich erst das Fenster

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