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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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Kloster rauslassen?«, fragte ich den Fahrer. Er nickte unter seiner Kappe.
    Die Île des Sœurs war eine kleine Insel mit ordentlichen Häuserreihen, aus denen Fernseherlicht herausflackerte. Als wir durch die Straßen fuhren, wurde ich ruhiger, als ob hier nichts im Verborgenen lauern könnte. Der Fahrer hielt vor einem umzäunten Gebäude, das an einen Schrottplatz erinnerte. Der Gehweg davor war mit Abfall zugemüllt.
    »Das ist es?«, fragte ich. Hinter einem Mülleimer schoss eine graue Katze hervor und flitzte über die Straße.
    »Japp«, sagte der Mann.
    Wir zahlten und das Rumpeln seines Auspuffs verlor sich in der Ferne. Ich zog meinen Schal enger und eilte dem schlichten rechteckigen Gebäude hinter dem schmiedeeisernen Tor entgegen. Es war cremefarben, mit einer braunen Zierleiste und dünnen Gittern vor den Fenstern.
    Ganz hinten in der Auffahrt parkte ein grauer Peugeot.
    »Das gibt’s nicht«, sagte ich. »Das ist der gleiche, in dem ich vor ein paar Monaten Miss LaBarge gesehen habe.«
    »Komm, weiter«, sagte Noah und zog mich zu dem hohen Tor. Die schmiedeeisernen Gitter rankten und bogen sich einwärts zu den Worten COUVENT DES SŒURS.   In der Mitte waren die Torflügel mit einer Kette verschlossen.
    »Glaubst du, sie ist da drinnen?«, fragte ich.
    Wie zur Antwort auf meine Frage ging in einem Fenster im zweiten Stock das Licht an. Ich sprang vor Schreck zurück, direkt gegen Noah, der mich am Arm festhielt.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden«, sagte er.
    Und bevor ich mich versah, hatte Noah schon die oberste Strebe gepackt und sich mit einem eleganten Satz nach oben und über das Tor geschwungen. Da stand er nun auf der anderen Seite, atmete erleichtert aus und richtete sich auf. »Und jetzt du.«
    Er schickte sich an, mir hinüberzuhelfen, aber stattdessen packte ich die Gitterstäbe, steckte zuerst das eine, dann das andere Bein hindurch und verformte meinen Körper derart, dass ich mich tatsächlich auf die andere Seite quetschen konnte.
    Überall streunten Katzen herum. Sie krochen zwischen die Ritzen im Gebäudefundament, hockten unter den Büschen und lugten unter der Eingangstreppe hervor, als wir auf die Tür zugingen.
    »Willst du einfach anklopfen?«, fragte ich.
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«
    Den hatte ich zwar nicht, aber irgendetwas an dem Ganzen beunruhigte mich. Eine Katze sauste direkt vor meinen Füßen über den Rasen. Ich musste mir den Mund zuhalten, um einen Schreckenslaut zu unterdrücken.
    Noah nahm mich beruhigend bei der Hand und zusammen erklommen wir die Stufen. Ich stützte mich gegen das Geländer, während Noah die Klingel drückte.
    Irgendwo drinnen hörte ich es läuten, aber zur Tür kam niemand. Eine Schildpattkatze rieb ihren Kopf gegen meineKnöchel. Ich schob sie zur Seite. Gerade als Noah seinen Finger wieder zur Klingel führte, hörten wir von drinnen dumpfe Schritte. Das Geräusch eines beiseitegeschobenen Riegels. Und dann einen sich drehenden Knauf.
    Die Tür ging einen Spaltbreit auf und dahinter erschien eine Frau, die durch die Kette herauslugte. Sie hielt eine Schaufel, deren Spitze durch den Schlitz auf uns gerichtet war. Der Flur hinter ihr war finster.
    Als ich ihr Gesicht sah, erstarrte ich. »Miss LaBarge?«
    Erst sagte sie nichts. Und dann: »Wer sind Sie?«
    Die Schildpattkatze schlüpfte durch Miss LaBarges Beine hinein. »Ich bin es«, sagte ich. Warum erkannte sie mich bloß nicht? »Renée. Aus Ihrem Philosophiekurs letztes Jahr.«
    »Wie sind Sie hier reingekommen?«
    »Ich hab mich durch die Stäbe gequetscht«, sagte ich und legte meine Hand auf den Türrahmen, was Miss LaBarge auffahren ließ.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte sie und schob die Schaufel weiter aus dem Schlitz heraus.
    Völlig perplex sah ich sie an. Vielleicht hatte sie ihr Gedächtnis verloren? Vielleicht war das der Grund für ihr Verhalten. »Ich will gar nichts. Ich   – ich wusste gar nicht, dass Sie hier sind. Aber jetzt, wo Sie es sind, würde   – würde ich einfach gerne mit Ihnen reden. Alle glauben, Sie wären tot.« Ich senkte meine Stimme. »Das kam in den Nachrichten. Ich war auf Ihrer Beerdigung. Ich hab gesehen, wie mein Großvater Sie im Meer beigesetzt hat. Und jetzt stehen Sie hier vor mir.«
    Ihr Blick wanderte von mir zu Noah. »Sie sind beide Schüler am Gottfried?«
    »Lycée St. Clément«, erklärte Noah.
    »Wie heißen Sie?«
    »Renée Winters.«
    »Noah Fontaine.«
    Miss LaBarge musterte mich

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