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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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Gespräche fortgesetzt. »Ihr hattet also Untote am Gottfried. Ich meine, in euren Kursen. Wie waren die so?«, fragte eine gut aussehende Koreanerin Aprils Zwillingsschwester Allison.
    »Sie sind wie wir«, erklärte Allison und stocherte in ihrem Salat herum. »Nur dass sie Latein sprechen können.«
    »Sehen sie anders aus?«, drängte das Mädchen. »Clementine meint, sie sehen aus wie Leichen. Dass ihre Augen ganz milchig sind.«
    Mein Magen zog sich zusammen. »Ihr habt noch nie einen gesehen?«, fragte ich und starrte die Mädchen vom St. Clément über den Tisch hinweg an. Sie schüttelten die Köpfe, als sei das ja wohl klar. »Also, Clementine hat keine Ahnung, was sie da redet.«
    »Aber sie hat schon Untote gesehen. Mit ihrem Vater.«
    »Das habe ich auch. Und sie hat unrecht.«
    Ein paar Mädchen mir gegenüber hielten befremdet inne, als hätte ich ihren Glauben beleidigt.
    »Aber sind sie nicht aggressiv und völlig unkontrollierbar?«, fragte eine zarte Brünette und riss die Augen hinter ihren Brillengläsern auf. »Das sagt Clementine. Dass sie Tiere sind.«
    »Ich begreif nicht, wie die das aushalten«, meinte ihreFreundin und spielte mit ihrem Strohhalm herum. »Zu wissen, dass in ihnen ein Mörder schlummert.« Die anderen Mädchen nickten beifällig.
    Ich hörte auf zu essen. »Nicht alle Untoten rauben einfach wahllos Seelen. Und außerdem   – jeder von uns könnte jemanden töten. Wir sind ja auch nicht gerade perfekt. Die Menschen bringen sich andauernd gegenseitig um. Als Wächter lernen wir, wie wir Untote umbringen. Stört euch das gar nicht?«
    Eine unbehagliche Stille folgte und alle Augen lagen auf mir. Hilfe suchend schaute ich zu den Mädchen vom Gottfried, aber nur April schenkte mir einen mitleidigen Blick, bevor sie sich schnell wieder abwandte. Die Übrigen waren zu feige, mir auch nur ins Gesicht zu sehen, obwohl sie am Gottfried genau die gleichen Freunde gehabt hatten wie ich. »Allison, hast du noch Kontakt zu Eleanor?«
    »Sie ist jetzt anders geworden.«
    »Sie hat’s schwer. Es ist nicht ihre Schuld.«
    »Das hab ich auch nicht behauptet«, sagte Allison beleidigt. »Aber sie ist jetzt untot und ich bin ein Wächter. Meine Schuld ist das auch nicht.« Sie legte ihre Gabel weg. »Wisst ihr, ich habe keinen Hunger mehr.« Ohne mich anzusehen, wandte sie sich an ihre Schwester. »Ich seh dich dann im Wohnheim.«
    Über den Tisch senkte sich Stille, während sie ihre Sachen zusammensammelte, und mir wurde bewusst, dass sich hier keiner mit mir wohlfühlte. »Alles klar«, sagte ich und knüllte meine Serviette in der Faust zusammen. »Ich schätze, das ist mein Stichwort zum Aufbruch.« Und damit griff ich mir mein Tablett und stiefelte den Gang hinunter, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Ich hielt inne, als ichAnya Pinsky entdeckte, die ganz allein in einer Ecke hockte. Ich lächelte, ging hinüber zu ihrem Tisch und setzte mich ihr gegenüber.
    Sie blickte von ihrer Ochsenbrust auf. »Hab ich dich eingeladen, hier zu sitzen?«, fragte sie mit überdeutlicher Betonung jeder einzelnen Silbe. Ihr dunkelrotes Haar war im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden.
    »Verzeihung. Ich dachte, du wärst allein.«
    »Bin ich auch.«
    »Das war freundlich gemeint.«
    »Ich brauche keine Freunde«, stellte sie klar.
    »Hab ich kapiert.« Gerade als ich ans andere Tischende durchrutschen wollte, ging die Tür zum Speisesaal auf und ein großer Mann mit ebenholzfarbener Haut und einem Stoß Papier unterm Arm flanierte den Gang hinunter. Er trug einen dieser dunkelgrünen Anzüge, der an einer kleineren Person lächerlich ausgesehen hätte. Sein Haar war grau meliert.
    Die Menge verstummte, als er sich ans Kopfende des Saales stellte und seine Brille aufsetzte.
    »Hallo«, sagte er in frankokaribischem Akzent mit einer tiefen, sonoren Stimme, als sänge er die Worte. »Wie viele von Ihnen wissen, bin ich Rektor LaGuerre und möchte Sie herzlich am Lycée St. Clement willkommen heißen.«
    Alles klatschte. Von meinem Sitzplatz aus konnte ich weiter vorn Clementines Hinterkopf ausmachen. Ihr Nachname war auch LaGuerre.
    »Sie alle sind Wächter«, sagte er lächelnd. »Diese Worte erfüllen mich mit Stolz. Einige von Ihnen entstammen alten Wächterfamilien, andere sind neu in unserer Gemeinschaft, aber uns alle verbindet unser gemeinsames Talent:die einzigartige Fähigkeit, den Tod zu fühlen, und das angeborene Bedürfnis, ihn aufzuspüren und zu begraben.«
    Alles im Saal verstummte, als

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