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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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dass ein bisschen Unterstützung Ihnen nichts schaden würde. Bitte überlegen Sie sich, ob Sie mich nicht regelmäßig aufsuchen möchten.«
    Ich wischte mir einen Staubfleck vom Strumpf.
    »Sie können es sich ja mal durch den Kopf gehen lassen. In der Zwischenzeit dürften die hier Ihnen dabei helfen, sich mal wieder richtig auszuschlafen.« Er kritzelte etwas auf einem Block und riss mir Rezepte für zwei verschiedene Medikamente ab.
    »Was sind das für welche?« Ich versuchte, mir die Namen im Kopf vorzusagen.
    »Das eine ist ein Angstlöser. Das andere ein Antidepressivum.«
    »Ich bin nicht depressiv.«
    »Das mag schon sein«, sagte er, wie um mich bei Laune zu halten. »Aber diese Medikamente sollten jetzt erst mal Ihren Träumen ein Ende setzen und hoffentlich dazu führen, dass Sie sich entspannen und endlich etwas Schlaf nachholen. Den brauchen Sie dringend.«
    »Aber was, wenn ich ihnen gar kein Ende setzen will? Was, wenn ich sie aus einem bestimmten Grund habe?«
    »Und was für ein Grund sollte das sein?« Er klang verwirrt.
    Ich ließ die Hände in meinen Schoß fallen. »Da bin ich überfragt.«
     
    Den Rest des Tages verbrachte ich mit Untersuchungen und Aufnahmen von meinem Gehirn. Als alles ohne Befund zurückkam, ging Dr.   Neuhaus meine Akte noch ein letztes Mal durch und entließ mich dann. Es war schon später Nachmittag; die Schatten über dem Schulgelände wurden immer länger, als sich die Sonne langsam senkte. Der Unterricht war vorbei; aus den Gebäuden strömten die Schüler. Mit gesenktem Kopf presste ich mir die Tasche an die Brust und hastete zwischen den Säulen hindurch, die den Campus umstanden. Eine Gruppe Mädchen saß auf den Stufen vor dem Wohnheim und Clementine LaGuerres Stimme war deutlich herauszuhören.
    »Anscheinend hat sie heute im Unterricht so eine Art Anfall gehabt«, sagte sie und ließ eine Kaugummiblase platzen, um ihren Worten noch mehr Gewicht zu verleihen. »Von ein paar Leuten aus dem vierten Jahrgang hab ich gehört, dass sie am Gottfried gar kein so toller Wächter gewesen sein soll«, fügte sie hinzu und wandte sich an April und Allison und drei weitere Mädchen aus meinem Stockwerk am Gottfried.
    Ich verbarg mich hinter einer Säule und wartete ab. »Sie war gut«, sagte April und sah ihre Schwester Hilfe suchend an.
    »Na ja, so gut jetzt auch wieder nicht«, stellte Allison klar. Man konnte sie nur durch das Muttermal am Kinn und ihren arroganten Tonfall von ihrer Schwester unterscheiden.»Sie hat einfach immer ein Mordsgewese drum gemacht, wenn Sie ein totes Vieh gefunden hat. Ich wette, in Wirklichkeit war sie nicht mehr als guter Durchschnitt.« Die anderen Mädchen nickten zustimmend.
    »Also, wie hat sie’s dann angestellt?«, fragte Clementine ruhig. »Wie hat sie den Kuss des Untoten überlebt?«
    Ich beugte mich nach vorne, um Allisons Antwort zu hören, und ihr Blick blieb an meinem hängen. Ihr Kiefer klappte nach unten und alle drehten sich zu mir um.
    Mit einem schweren Schlucken hob ich das Kinn und schob mich durch die Gruppe hindurch. Ich musste meinen ganzen Mut zusammenkratzen, um mir nichts anmerken zu lassen. Fast hatte ich es schon zur Tür geschafft, als Clementine sich plötzlich erhob. »Also? Beantwortest du mir jetzt die Frage? Oder machst du so ein Geheimnis draus, weil du weißt, dass du eine Hochstaplerin bist?«
    Eine Hochstaplerin? Ihre Worte trafen mich wie eine Keule. Vielleicht stachen sie so, weil ich ihr tief im Inneren recht gab   – ich hatte keine Ahnung, wieso ich die Beste geworden war, und ich wusste nicht, was mit mir geschah. Ich wusste nur, dass es wirklich passierte, dass es wahr war und dass es mich von dem Menschen trennte, den ich am meisten liebte   – Dante. Langsam wandte ich mich um. »Vielleicht tut es auch einfach zu sehr weh, dauernd daran erinnert zu werden«, sagte ich. »Aber auf die Idee würdest du natürlich nie kommen, weil sich bei dir alles nur um dich selbst dreht.«
    Die Mädchen waren wie vom Donner gerührt, während Clementine hilflos nach einer Antwort rang. Ich allerdings war schon durch die Tür verschwunden, auf dem Weg nach oben zu meinem Zimmer. Ich zerrte meine Kommode auf,wühlte in meiner Unterwäscheschublade herum und fand schließlich eine halb heruntergebrannte Kerze, die noch aus Eleanors Vorräten von letztem Jahr stammte. Obwohl es draußen noch hell war, entzündete ich den Docht und stellte sie auf meinen Schreibtisch. Als ich einen Schritt zurücktrat und

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