Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
Vom Netzwerk:
zögerte ich. Es war so merkwürdig, ihn hier zu finden, unmittelbar nach meiner Vision.
    »Ist alles okay?« Er sah mich eindringlich an.
    »Du hast mich erschreckt«, sagte ich.
    »Ich war mir nicht sicher, ob du kommst. Dieser Friedhof ist so weit weg vom St. Clément, ich hab schon befürchtet, dass du mich nicht wahrnimmst. Aber du hast es getan.«
    Ich nickte, als er seine Arme um mich schlang, bis nichts mehr zwischen uns passte. Meine Visionen konnten nicht die seinen gewesen sein, dachte ich und vergrub mein Gesicht in seiner Brust. Jetzt fühlte sich alles richtig an, dort, wo es hingehörte. Nur, dass ich ihn nicht erspürt hatte. Ich war zu sehr auf den Friedhof konzentriert gewesen, um seine Anwesenheit zu bemerken.
    Dante löste sich aus der Umarmung, trat einen Schritt zurück und musterte mich aus dunklen, wie wolkenverhangenen Augen. Vielleicht war es meine eigene Nervosität oder die Tatsache, dass wir uns auf einem Friedhof befanden, oder die Tatsache, dass er niemals blinzelte, aber irgendetwas an seinem Starren fühlte sich falsch an. Ich versuchte, auf ihn zuzugehen, doch er hielt mich zurück.
    »Lass mich schauen«, sagte er leise. »Bitte.«
    Meine Stimme brach. »Was schauen?«
    Seine Antwort ließ lange auf sich warten. »Manchmal hab ich Angst, dass ich es vergesse.«
    Neben uns landete eine Krähe auf einem Grabstein. Durch meinen offenen Mantel pfiff eine eisige Brise unter meine Kleider, aber das war mir egal. »Was vergessen?«
    Dantes Augen glitten an mir auf und ab, doch sein Geist schien weit weg zu sein.
    »Was vergessen?«, wiederholte ich, während Panik in mir aufstieg. »Mich? Uns?«
    Er rückte ein bisschen näher an mich heran. »Nein, nicht uns. Aber das hier. Das
Gefühl
, mit dir zusammen zu sein.«
    »Warum solltest du das vergessen?«, fragte ich mit wachsendem Unbehagen.
    Er ließ seine Hand auf meinen Arm fallen, was mir einen Schauer über die Haut jagte. »Ich weiß es nicht.«
    Was redete er da? Ich berührte einen der Grabsteine neben uns. Der Marmor war kalt, schwarz. »Warum hast du ausgerechnet diesen Friedhof ausgesucht?«
    Dante sah sich kurz um. »Er ist der größte von Montreal. Ich dachte, hier ist es am sichersten.«
    »Warst du vorher schon mal hier?«
    Dantes Lider zuckten. »Nein.«
    Ich glaubte ihm. Er hatte es verdient, dass ich ihm vertraute, obwohl irgendetwas an seiner ausweichenden Art mich misstrauisch machte. »Gibt’s auf diesem Friedhof nicht einen Bereich, in dem Wächter begraben sind?«
    »Wächter?« So sehr er seine Anspannung zu verbergen suchte, ich spürte sie sehr wohl. »Ich weiß es nicht.«
    »Ich hab nur gedacht, dass hier vielleicht die NeunSchwestern begraben liegen könnten. Ich weiß, dass du nicht so recht dran glaubst, aber nachschauen schadet ja nichts.«
    Dante zögerte. »Wär das nicht ein bisschen einfach?«
    »Ich will ja nur nachschauen«, beharrte ich. »Begleitest du mich?«
    In der Ferne passierte ein Auto das Friedhofstor; seine Scheinwerfer glitten über die Grabsteine. Dante nahm meine Hand und ließ sie in seine Manteltasche gleiten.
    Gemeinsam spazierten wir zur Weggabelung und blieben beim Plan stehen   – demselben, den ich in meiner Vision gesehen hatte. Ohne sich mit Suchen aufzuhalten, legte Dante seinen Finger auf das kleine grüne Gebiet am Ende des Geländes. »Hier ist es.«
    Ich wurde stocksteif. »Woher weißt du, dass das der richtige Abschnitt ist?«
    »Weil es hier steht.«
    Er deutete auf eine winzige Zeile im Gräberverzeichnis, in der
Gründer
stand. Ich nahm an, dass damit die Gründer von Montreal gemeint waren.
    Als wir im Laternenlicht zum hinteren Bereich des Friedhofs gingen, beobachtete ich, wie die Schatten sein Gesicht veränderten, es verdunkelten und verzerrten, bis er mir richtig fremd war.
    »Was ist?« Dante wirkte verwirrt.
    »Nichts«, antwortete ich schnell und sah stur geradeaus, bis ich vor demselben kreisförmigen Fleckchen Erde stand, das ich am Vormittag schon gesehen hatte. Kahle Bäume umrahmten es; eine Kette trennte es vom Pfad.
    Dante hielt an und ließ den Blick suchend über das gefrorene Gestrüpp zu unseren Füßen gleiten. »Hier irgendwomüssen sie sein«, sagte er. Hinter uns lag derselbe enge Gang, den ich in meiner Vision entlanggeschritten war. Ich wartete darauf, dass Dante mich diese Grabsteinreihe hinunterführte, doch er zog mich in die gegenüberliegende Richtung. »Hier lang vielleicht?«, schlug er vor und beugte sich im Weitergehen prüfend zu

Weitere Kostenlose Bücher