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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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den Grabsteinen hinab.
    Ich seufzte auf vor Erleichterung. Er war das erste Mal hier. Das alles waren nur Hirngespinste. Ich kuschelte mich an ihn und drückte den Kopf gegen seine Schulter, leistete innerlich Abbitte, weil ich an ihm gezweifelt hatte. So gingen wir eine ganze Weile, strichen durch Reihe um Reihe. Dante wischte den Frost von den Inschriften, damit ich die Namen und Daten lesen konnte. Ich sah alle nur flüchtig an und schüttelte dann den Kopf. Fast waren wir schon alle Reihen abgegangen, als ich mich zu ihm umdrehte. »Ich glaube nicht, dass es hier ist. Wenn du möchtest, können wir gehen.«
    »Sicher?«
    Ich nickte.
    Und so machten wir uns auf den Rückweg, indem wir uns wie in einem finsteren Walzer zwischen den Grabreihen entlangschlängelten. Lachend übersprang ich eine überwucherte Reihe, ein paar Schritte vor Dante. Fast hatte ich die Kette schon erreicht, als er mir etwas zurief.
    »Pass auf, wo du hintrittst.«
    Seine Worte fuhren mir durch Mark und Bein, wischten mir das Lächeln vom Gesicht. Langsam blickte ich hinab. Im Gestrüpp verborgen lag der namenlose Grabstein, derselbe, über den ich in meiner Vision gestolpert war. Das Wort SŒUR lugte knapp über das Gras hinaus.
    Plötzlich war mir ganz elend. Meine Hand flog zum Kopf; meine Knie wurden butterweich.
    »Renée?«, rief Dante, als ich fiel.
    Ich landete auf der gefrorenen Erde, direkt neben dem schiefen Stein. Unter dem Frost war seine Inschrift kaum zu erkennen.
    »Bist du okay?«, fragte Dante über mir und beugte sich herab, um mir aufzuhelfen. Aber ich brachte es nicht über mich, ihn anzusehen. Hatte er mich angelogen?
    Ich rollte mich zur Seite, stand auf und klopfte meine Klamotten ab.
    »Stimmt was nicht?« Er musterte mich. »Du siehst krank aus.«
    Ich trat einen Schritt nach hinten, weg von ihm. »Hast du den Grabstein da gesehen?«
    »Na klar. Deshalb hab ich ja gemeint, du sollst aufpassen.«
    Ich hielt inne und versuchte, mir einen Reim darauf zu machen. »Aber es ist so dunkel. Wie konntest du das von ganz da hinten erkennen?«
    Dante warf mir einen fragenden Blick zu. »Ich war direkt hinter dir.«
    War er das gewesen? Ich wusste es einfach nicht.
    »Was ist eigentlich los?«, fragte er und ich hörte die Angst in seiner Stimme.
    »Ich hatte wieder eine Vision. Ich bin auf diesen Friedhof gegangen, hab ein Grab gesucht, aber während der Suche bin ich über einen Grabstein gestolpert. Denselben Grabstein, vor dem du mich gerade gewarnt hast.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Dass meine Visionen deine sind. Dass ich irgendwiesehen kann, was du tust.« Ich schluckte. »Dass du mich deswegen angelogen hast.«
    Dante schien fassungslos. »Dich angelogen? Weswegen? Was soll ich deiner Meinung nach denn so Schreckliches tun?«
    »Keine Ahnung.« Ich schüttelte den Kopf. »Das Grab ausheben. Nach dem Geheimnis der Neun Schwestern suchen.« Aber je weiter ich ausholte, desto absurder klang alles. Würde er nach dem Geheimnis der Neun Schwestern suchen, hätte er mir davon erzählt.
    »Ist es denn wirklich so schwer zu glauben, dass ich den Grabstein gerade noch gesehen habe, bevor du gestürzt bist?«
    »Ich   – ich weiß nicht«, sagte ich und sah zu ihm auf in der Hoffnung, ihm stünde die Wahrheit irgendwie ins Gesicht geschrieben. »Sag mir, was du die ganze Zeit über treibst. Mir ist, als würde ich total im Dunkeln tappen.«
    »Ich bin untergetaucht«, sagte er. »Immer in Bewegung, damit mich die Wächter nicht finden können. Das weißt du.«
    »Aber warum verrätst du mir nichts Genaueres?«
    »Ich will dich nicht in Gefahr bringen. Wenn dich die Wächter hier ausfragen, will ich nicht, dass du lügen musst. Es ist besser, wenn du nicht weißt, wo ich stecke.«
    »Dann frag mich, ob ich mit dir weglaufe«, sagte ich. »Ich würde Ja sagen. Du musst mich nur fragen.« Mein Rücken verkrampfte sich, als ich mich gegen einen Baumstamm lehnte und darauf wartete, dass er sie aussprach, die Worte:
Komm mit mir.
    Doch es war vergebens.
    »Das kann ich nicht.«
    Ich spürte, wie tief in mir drinnen etwas verwelkte. Es war viel zu dunkel, als dass ich Dantes Gesicht hätte erkennen können, und ich war froh darüber. Ich wollte nicht wissen, wie er aussah, wenn er mich fortstieß. »Wieso?«, fragte ich mit staubtrockenem Mund.
    »Wenn wir zusammen irgendwo hingehen, werde ich trotzdem in fünf Jahren tot sein. Und du musst das St. Clément besuchen. Du musst deine Ausbildung beenden, damit du dich schützen

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