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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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Fleck, der mich an Augen erinnerte. In der Mitteder Kette baumelte etwas, das wie eine Hasenpfote aussah. Das Fell war zart und weich.
    »Also, was meinst du?«, fragte Anya aus dem Türrahmen.
    »Wie   – hübsch«, sagte ich. »Was hängt da dran?«
    »Mungobohnen, Augenbohnen, Saubohnen, Kidneybohnen   … Die sollen dir Gesundheit bringen.«
    »Und die Hasenpfote?«
    »Ach, das ist gar kein Hase. Das ist Katze.«
    Ich ließ die Kette in meinen Schoß fallen und rief aus: »Was? Wie? Woher hast du   –«
    »Aus so einem Kräuterladen, wo ich manchmal hingehe. Ist zum Schutz. Soll einem neun Leben verleihen.«
    »Aha«, machte ich und nahm die Kette noch einmal in Augenschein, während ich versuchte, meine Übelkeit zu bezwingen. »Vielen Dank.«
    »Und hier«, sagte sie, griff einen Becher von ihrem Nachttisch und trug ihn zu mir herüber. »Das ist auch für dich.«
    Der Becher war warm in meiner Hand, die Flüssigkeit darin von einem trüben Grünbraun. »Was ist das?«
    »Es nennt sich Tee«, sagte sie.
    Ich schwenkte den Becher herum, aber was immer darin herumschwamm war derart dickflüssig, dass es sich kaum bewegte. »Echt? Was für einer?« Ich schnitt eine Grimasse.
    »Ach, nur so eine Kräutermischung. Genau das Richtige für die kalte Jahreszeit.«
    Ich linste in ihre Tasse. Die Flüssigkeit darin hatte einen einladenden Pfirsichton. An einem Faden baumelte ein gewöhnlicher Teebeutel.
    »Warum trinkst du nichts davon?«, fragte ich.
    »Oh, meiner ist schon alle«, sagte sie.
    »Alles klar.« Ich nahm einen Schluck. Er schmeckte wieder Bodensatz einer Blumenvase und war seltsam grobkörnig.
    Zufrieden sah sie mir zu. Ich erzählte ihr, wie ich mit Noah zusammen Miss LaBarge gesehen hatte und wie sie und meine Eltern mit Mull im Mund gestorben waren. Als ich fertig war, lag Anyas Stirn in Falten und ihr nasses rotes Haar hatte ihr Hemd durchweicht.
    »Vielleicht haben sie das Geheimnis der Neun Schwestern entdeckt und sind unsterblich geworden«, sagte ich. »Vielleicht sehe ich deshalb überall Miss LaBarge   – weil sie noch am Leben ist. Und vielleicht   – vielleicht   –«
    »Sind deine Eltern dann auch noch am Leben?«, beendete Anya hilfsbereit den Satz.
    Ich fummelte an meinem Blusensaum herum und nickte.
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Das hört sich irgendwie verkehrt an. Deine Eltern waren noch auf der Suche nach dem ›verschwundenen Mädchen‹, als sie Miss LaBarge den Brief geschickt haben, oder? Das heißt ja wohl, dass sie das Geheimnis noch nicht gefunden haben konnten. Sie haben wahrscheinlich bloß danach gesucht, genau wie wir. Und nach ihrem Tod hat Miss LaBarge ihre Entdeckung noch einen Schritt weiterverfolgt. Sie hat nach etwas gesucht, was mit Seen oder Gewässern   –«
    »Und das ist genau das, wonach wir suchen«, rief ich und dachte an das Salzwasserrätsel.
    »Genau. Das heißt, sie hatte es auch noch nicht gefunden. Und dann ist sie umgebracht worden.«
    Ich zwirbelte die Bohnen an der Kette. Was sie da sagte, leuchtete mir einfach nicht ein. Weshalb konnte Miss LaBarge nicht am Leben sein? Warum konnte es die Unsterblichkeit nicht geben? Warum konnten meine Elternnicht noch am Leben sein? »Aber das erklärt noch nicht, warum mir dauernd Miss LaBarge über den Weg läuft.«
    »Du hast auch dauernd merkwürdige Visionen«, erinnerte sie mich. »Könnte sie nicht auch eine sein?«
    »Aber Noah hat sie auch gesehen. Nicht nur ich.«
    »Er hat sie nie getroffen, als sie noch gelebt hat, oder? Vielleicht hat er sich getäuscht. Vielleicht war’s auch nur jemand, der so aussieht wie sie.«
    Frustriert ließ ich mich nach hinten fallen. »Prima«, sagte ich. »Du hast recht. Sie sind tot. Allesamt tot. Bist du jetzt glücklich?«
    »Es ist besser so«, warf sie ein. »Wenn deine Eltern die ganze Zeit am Leben gewesen wären und sich nicht bei dir gemeldet hätten, wäre das noch übler.«
    Ich blickte in die Lampe, bis sie einen gelben Fleck in mein Gesichtsfeld brannte. So wenig ich es zugeben mochte, sie hatte recht. Wären meine Eltern am Leben gewesen, hätten sie einen Weg gefunden, mich das wissen zu lassen. Und Miss LaBarge   – vielleicht wieder eine Erscheinung. »Aber hundertprozentige Gewissheit hat man so nicht«, sagte ich. »Die hat man nur, wenn man den Rätseln folgt. Vielleicht führen die uns am Ende zu ihnen.«
    Vielleicht wirkte es im Licht nur so, doch Anya schien langsam unruhig zu werden. »Ja   …«, murmelte sie und nahm einen Schluck

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