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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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Sankt-Lorenz-Strom schweifen, hinüber auf die andere Seite, und räusperte mich. »Wo steckst du?«, fragte ich, und ohne mein Echo abzuwarten, fuhr ich fort. »Warum verschwindest du immer wieder? Warum kommst du nicht zu mir?«
    Mir brach die Stimme und ich hielt inne, schob mir die Haare aus dem Gesicht und versuchte, mich zusammenzureißen. Als mir meine Fragen wieder um die Ohren geschleudert wurden, waren sie verquirlt und verworren; ein Wort türmte sich auf das andere, alles wiederholte und vermischte sich zu einem formlosen Brei. Genauso sah es in mir selbst aus.
    »Wo steckst du?«, hörte ich schließlich meine schwächelnde Stimme von den Silowänden abprallen. »Wo steckst du?«
    Erschöpft sank ich auf das Metallgeländer, hatte keine Fragen mehr, keine Antworten, keine Energie, noch weiterzuforschen. Da hörte ich eine Stimme. Nicht die des Echos, sondern direkt hinter mir.
    »Ich bin hier.«
    Ich erstarrte, als mich sein kalter Atem am Ohr kitzelte. Dann fuhr ich herum. »Dante?«
    Zuerst sah ich die Manschetten seines Hemds, dann seinen Kragen, die lose Locke, die neben seinem Kinn baumelte, den Stift hinter seinem Ohr. »Du bist hier.« Ich starrte auf sein bartschattiges Kinn, seine schmalen Lippen, die mir sagten: »Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.«
    »Du hast mir die Nachrichten hinterlassen«, sagte ich und blickte mich rasch nach neugierigen Beobachtern um.
    Dante nickte. »Ich versuch schon seit Wochen, dich zu erreichen«, sagte er. »Aber du warst nie allein.«
    Plötzlich beschämt, kaute ich auf meiner Lippe herum. »An diesem Abend auf dem Friedhof. Du hast den Satz nie beendet.«
    Dante schwieg. Doch dann sagte er: »Ich wollte, ich könnte dir erzählen, was ich mache. Aber es geht nicht. Ich darf dich nicht in Gefahr bringen.«
    Ich trat einen Schritt zurück. »Okay«, sagte ich langsam. »Bedeutet das, dass du vorher doch schon mal auf dem Friedhof warst?«
    Bevor er antworten konnte, hörte ich aus der Ferne jemanden nach mir rufen. »Renée?«
    Der Klang meines Namens ließ mich auffahren. Dante wirbelte herum; seine Augen suchten das Ufer ab.
    Noah, dachte ich. Hilflos drehte ich mich zu Dante. »Ich war heut nicht mit ihm verabredet«, erklärte ich schnell.
    »Mit wem?«, fragte Dante mit Augen wie Schlitzen.
    »Einem Wächter. Du musst gehen«, warnte ich und blickte über meine Schulter. Von der anderen Straßenseite winkte Noah mir zu, aber ich winkte nicht zurück. »Ich geh rüber und lenke ihn ab«, sagte ich und griff nach Dantes Hand. Über uns krächzten die Möwen und flogen komplizierte Muster.
    »Warte.« Dante hielt mein Handgelenk fest. »Sag mir, dass du mir glaubst. Dass du glaubst, dass ich dich niemals verletzen würde, und auch sonst niemanden.«
    »Das tu ich.« Meine Augen jagten zu Noah. Wenn er Dante fände, würde er es den Lehrern erzählen, und das wäre das Ende.
    »Sag es laut«, sagte Dante mit flehenden braunen Augen. »Bitte.«
    »Ich glaube dir«, sagte ich verwirrt. »Du würdest mich nie verletzen, und auch sonst niemanden.«
    Erleichterung huschte über sein Gesicht und er lockerte seinen Griff um meinen Arm. »Ich liebe dich«, sagte er. »Geh jetzt.«
    Ich entschlüpfte Dantes eisigem Luftwirbel und rannte zu Noah.
    »Was willst du hier?«, fragte ich und stellte mich ihm in den Weg.
    »Ich bin früher aus dem Unterricht weg und dann hergekommen, um dich zu suchen«, antwortete er etwas verblüfft. »Bist du in Ordnung? Du wirkst ganz schön nervös.«
    »Mir geht’s gut«, sagte ich und starrte auf das Spiegelbild der Silos in Noahs Brillengläsern, während Dante mit gesenktem Kopf den Kai entlangging.
    Noah musste ihn auch gesehen haben, denn er fragte: »Wer war das?«
    »Wer?«
    »Der Typ, mit dem du da gerade gesprochen hast.«
    »Ach, nur jemand, der den Weg wissen wollte.«
    Noah rückte von mir ab. »Du lügst. Ich hab gesehen, wie du ihn angeschaut hast. Du hast ganz aufgewühlt gewirkt.«
    Ich folgte seinem Blick die Straße hinunter, wo Dante gerade in der Menge unterging. »Ich kann ihn erspüren«, sagte Noah. »Er ist ein   – ein   –«
    Untoter, dachte ich, obwohl Noah nicht fertig sprach. Stattdessen ging er auf mich los. »Das ist er, nicht wahr?«, sagte er ungläubig. »Dein Freund ist ein Untoter.«
    »Nein.« Ich schüttelte meinen Kopf. »Er ist einfach ein Freund.«
    Noah trat von mir weg. »Deshalb sprichst du nie von ihm. Das ist also dein großes Geheimnis?«
    »Nein   –«, wollte ich

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