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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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mit einer Schaufel in der Hand neben einem kleinen Erdgrab im Garten. »Mein erstes Haustier«, erklärte Noah, der plötzlich direkt hinter mir stand. Mir war, als hätte er eine meiner Haarsträhnen berührt, doch das musste Einbildung gewesen sein, denn im Nu war er im ersten Stock und führte mich den Tapetenflur entlang zu seinem Zimmer.
    »Glaubst du, Ophelia Cœur war die neunte Schwester?«, fragte ich, als wir außer Hörweite waren.
    »Sie hat am Royal Victoria gearbeitet   –«
    »Sie könnte im Dienst das Rätsel in einem der Zimmer versteckt haben«, sagte ich aufgeregt. »Und der Eriesee   – da wurde Miss LaBarge tot aufgefunden. Vielleicht wusste sie von dem Rätsel«, sagte ich, in Gedanken bei dem Brief und dem ›verschwundenen Mädchen‹, von dem meine Mutter ihr geschrieben hatte. »Vielleicht ist der letzte Teil des Rätsels auf der Kleinschwesterinsel versteckt und Miss LaBarge wollte danach suchen.«
    Als ich ausgeredet hatte, war ich völlig außer Atem, übersprudelnd vor Aufregung über die Möglichkeiten unserer Entdeckung.
    Noah musterte mich eingehend. »Da gibt’s nur ein Problem.«
    Mein Lächeln verblasste. »Und das wäre?«
    »Die Daten. Mein Vater hat gemeint, ihre Karriere begann als Krankenschwester in den 1890ern. Die Neun Schwestern sind in den 1730ern umgebracht worden. Da liegen mehr als hundert Jahre dazwischen.«
    »Was, wenn   …« Ich hielt inne und dachte nach. »Was,wenn sie das Geheimnis verwendet hat und unsterblich geworden ist?«
    Nach einem Augenblick des Nachdenkens schüttelte Noah den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn. Sie muss gestorben sein. Was soll sonst der Rätselteil auf dem Grabstein?«
    Da war was dran. Bevor ich antworten konnte, ertönte die Stimme seiner Mutter von unten. »Noah? Hilfst du mir mal, deine Wäsche zu sortieren?«
    »Un moment!«
, rief er und drückte die Türklinke seines Zimmers nach unten.
    Als ich den Raum betrat, fielen Jahre von mir ab. Verblasste Rockstarposter klebten an der Wand, mehrere knittrige Krawatten baumelten vom Bettpfosten und seinen Nachttisch zierte ein Dutzend Plastikfigürchen von mexikanischen Wrestlern. Noah tat alles, um sich seine Verlegenheit nicht anmerken zu lassen, während ich sein Zimmer unter die Lupe nahm.
    Als ich mich von den CD- und Comicstapeln auf seinem Schreibtisch abwandte, hatte ich ein Lächeln auf dem Gesicht. »Mir gefällt’s hier.«
    Während Noah in seinem Schrank herumwühlte, saß ich auf seinem Bett und spielte mit einem Teleskop herum, das zu einem der Fenster hinauszeigte. Ich überlegte, warum dieses Zimmer so ganz anders war als das von Dante. Es war nicht nur die Unmenge von Kleinkram   … dieser Raum besaß eine Kindheit. Dantes Kindheit jedoch war für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Er hatte mir nie davon erzählt.
    »Warum hast du vorhin nicht den Mund aufgemacht?«, fragte ich Noah. »Als deine Mutter über die Untoten geredet hat?«
    Er zuckte die Schultern. »Ich stamme aus einer alten Wächterfamilie. Das sind meine Eltern, sie werden immer so denken. Es bringt nichts, sie ändern zu wollen.«
    »Also bist du nicht ihrer Meinung   …?«
    »Ich glaube, dass die Untoten ihre Gründe für ihr Handeln haben. Aber wir sind Wächter. Und wir müssen auch dementsprechend handeln«, sagte er und tauchte mit einer Handvoll Hemden auf Kleiderbügeln wieder aus dem Schrank auf.
    Ich richtete mich auf. »Und das bedeutet, sie umzubringen?«
    »Das heißt, sie zu
überwachen
und sie zu begraben, wenn sie gefährlich scheinen.« Er schob sich das Haar aus der Stirn. »Warum fragst du überhaupt, wenn du meine Antworten eh nicht hören möchtest? Ich bin doch hier nicht der Oberschurke.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »So hab ich’s nicht gemeint.«
    »Schon okay«, sagte er und stopfte seine Hemden in eine Tasche.
    Ich hob eines der Plastikfigürchen auf. »Ich wollte, wir hätten uns als Kinder gekannt«, sagte ich und meinte es auch so, denn Noah war eine angenehme Gesellschaft. Er hatte ein lockeres Leben, bekam, was er wollte, und hatte mit allem Erfolg, womit er sich Mühe gab. »Mit dir konnte man sicher seinen Spaß haben.«
    »Ich war genau wie jetzt«, meinte er. »Ich hätte dich gemocht.«
    Ich fuhr mit dem Finger die Naht seiner Bettdecke nach. Was wohl geschehen wäre, wenn ich Noah ein Jahr früher kennengelernt hätte? Ich gab der Frage kurz nach. Mein einziger Grund für die Suche nach der neunten Schwesterwar Dante. Weil ich sie finden
musste
und nicht,

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