Dead Cat Bounce
Dog.
»Loyalität hat für den Baron einen hohen Stellenwert«, fuhr Franky fort. »Du wirst ihn oft ›Mein Wort gilt‹ sagen hören. Das ist das Motto der Londoner Finanzbranche. Es bedeutet, dass man ehrlich, loyal und vertrauenswürdig sein soll, aber im Grunde genommen geht es um Geld. Eine Menge Geld. Wenn man für den Baron arbeitet, kann man in einer Woche mehr Geld verdienen als manche Leute in ihrem ganzen Leben. Millionen Pfund. Sogar zweistellige Millionenbeträge. Und das ist der Grund, warum wir ihn so lieben.«
Jonah rechnete kurz im Kopf nach. Er wusste, dass ein Millionär sehr reich war, und diese Leute hier waren mehr als Millionäre – sie waren sehr, sehr reich!
»Es geht immer ums Geld, Kleiner«, warf Dog grinsend ein. »Die Beatles wollen uns zwar etwas anderes weismachen, aber mit Geld kann man sich tatsächlich Liebe kaufen.« Er wandte sich an Franky. »Und ich habe so das Gefühl, als würden wir heute eine ganze Menge davon verdienen. Der Baron hat etwas vor. Er hat gerade angerufen. Wir sollten dem Jungen zeigen, was er zu tun hat, bevor er zurückkommt.«
Jonah bekam mit, wie die beiden einen wissenden Blick austauschten, bevor Franky sich wieder an ihn wandte. »Hast du das gehört?«, fragte sie. Jetzt, da sie das Jagdfieber gepackt hatte, war ihr arrogantes Benehmen von gestern völlig verschwunden. »Das ist vielleicht unser Glückstag. Wir beide machen jetzt ein paar Eingabetests. Hier wird gleich die Hölle los sein!«
Jonah machte den Eingabetest gerade zum vierten Mal, als der Baron wiederkam. »Franky! Dog! Schnell! Schnell! Sammelt das Fußvolk und lasst uns über Gold reden. Zeit zum Angriff!«
Jonah konnte sich nicht helfen, er freute sich riesig, den Baron wiederzusehen.
»Cockpit!«, schrie Dog. Sofort sprangen alle Mitarbeiter im Bunker auf und rannten auf Jonah zu. Dog erreichte ihn zuerst und Jonah konnte den hungrigen Ausdruck in seinen Augen erkennen, als der Mann sich erwartungsvoll die Lippen leckte. Als der Junge den Kopf hob und Franky ansah, stellte er fest, dass auch sie eindeutig Killerverhalten zeigte. Von ihren Wangen bis zu ihrem Ausschnitt breiteten sich rötliche Flecken aus. Geräuschvoll sog sie die Luft durch die Nase und stieß sie mit einem wohligen Seufzer wieder aus, während sie mit der Kette um ihren Hals spielte. »Mmm. Gold. Das habe ich am liebsten«, schnurrte sie.
Als alle aus dem Bunker um das Cockpit versammelt waren, begann der Baron zu reden, leise und eindringlich: »Irgendwo im tiefsten Afrika rumort es gerade. Eine Übernahme im Goldsektor. Ich weiß nicht, wer, und ich weiß nicht, wann. Aber ich habe mit der Chefetage gesprochen, wir haben freie Hand und können gleich loslegen. Aber vergesst nicht, dass es streng geheim ist; wir wollen nicht, dass jemand Lunte riecht.«
Jonah spürte förmlich, wie der Pulsschlag der anderen in die Höhe schoss. Die Händler drängten sich noch enger um das Cockpit.
Der Baron redete weiter: »Jungs, das ist eine Riesensache. Also stellt eure Positionen glatt, ruft zu Hause an und vor allem … überlegt euch schon mal, was ihr mit den Boni kaufen werdet, die dabei herausspringen!« Er machte eine Pause, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, und wandte sich dann an Jonah: »Das ist deine Chance, um dich zu beweisen, Kleiner.«
Jonah platzte fast vor Stolz. Er war tatsächlich dabei. Er gehörte mit zum Team.
»Und bevor wir loslegen können, brauchen wir Frühstück.« Der Baron drückte ihm Stift und Papier in die Hand.
»Wie bitte?«, fragte Jonah. Darüber hatten sie vorhin nicht gesprochen.
»Frühstück, junger Freund, Frühstück. Eine überaus wichtige Aufgabe für dich. Schreib dir die Bestellungen auf und ruf dann unter der Durchwahl 1736 Amelia an. Sie bringt dann alles her. Schaffst du das?«, fragte er mit einem spöttischen Unterton in der Stimme.
Jonah holte tief Luft. Er wollte nicht, dass der Baron den Eindruck bekam, er würde so etwas unter seiner Würde finden, aber er hatte seinen Dad nicht überredet, ihn noch einmal in die Bank mitzunehmen, um eine Art Lakai zu sein. »Das brauche ich nicht.« Er deutete auf Stift und Papier. »Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis.«
Der Baron zog die Augenbrauen hoch. »Gutes Gedächtnis? Bist du sicher? Diese Leute können sehr unangenehm werden, wenn sie nicht das Richtige zu essen bekommen. Du solltest besser nichts Falsches bestellen.«
Jonah blieb standhaft. Wenn er gestern etwas gelernt hatte, dann, dass
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