Dead Cat Bounce
haben?«
»Können Sie wirklich alles besorgen?«, erkundigte er sich.
»Stell mich auf die Probe, Schätzchen.«
Er sagte ihr, was er haben wollte.
»Das ist ganz einfach«, erwiderte sie. »Davon haben wir immer ein paar auf Lager. Gib mir zwanzig Minuten, Jonah. Dann bin ich oben und lasse deine Träume wahr werden.«
6
Franky und Dog steckten schon wieder die Köpfe mit dem Baron zusammen, als Jonah auflegte. Er beobachtete, wie der Baron hin und wieder auf seiner Tastatur herumtippte und die drei auf den Monitor vor ihm starrten, während der hungrige Ausdruck in ihren Augen mit jeder Sekunde größer wurde. Sie redeten sehr leise und Jonah konnte nur Bruchstücke ihrer Unterhaltung hören: Geheimhaltung, Optionsgeschäfte, Cayman Islands, SIVs, Bandbreitenoptionen, diskret, Devisen, Rand, kein Aufsehen und Gold.
Als sie fertig waren, kehrten Dog und Frank an ihre Schreibtische zurück und der Baron wandte sich an Jonah. »Franky hat dir anscheinend mehr von unser Technik erklärt als ich gestern, bevor wir so plötzlich unterbrochen wurden.« Mit einer lässigen Geste deutete er auf die vielen Monitore vor ihnen.
Jonah nickte. Seine Finger zuckten vor Aufregung. Darauf hatte er gewartet. Endlich würde er richtig für den Baron arbeiten können.
»Nach dem, was ich gestern so von dir gehört habe, hast du schon viel Erfahrung mit Computern, richtig?«
»Ja.« Jonah fühlte sich geschmeichelt, weil dem Baron aufgefallen war, dass er sich mit Computern richtig gut auskannte. »Ich schreibe sogar meine eigenen Programme.«
Seinen Enthusiasmus bereute er sofort, denn Dog wandte den Blick von seinem Monitor ab und schrie so laut, dass alle es verstehen konnten: »Habt ihr das gehört? Er schreibt seine eigenen Programme. So was aber auch!«
»Heißt das etwa, dass du dir für einfache Dateneingaben zu schade bist?«, spottete Jeeves.
Jonah versuchte, zurückzurudern. Sein Blick ging vom Baron, den das Verhalten seiner Mitarbeiter allmählich zu nerven schien, zu den Händlern im Bunker. »Nein, so habe ich das nicht gemeint. Damit wollte ich dem Baron nur deutlich machen, dass ich weiß, wie man mit Computern umgeht. Daten eingeben ist schon okay. Tut mir leid.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass du dich nie entschuldigen solltest«, warf der Baron ein. Er klang freundlicher, als Jonah erwartet hatte. »Ich mag es, wenn jemand ein bisschen frech ist. Das braucht man, wenn man hier arbeiten will.«
»Hah!«, schnaubte Dog. »Der Junge ist schon frecher als von Amts wegen für Zwölfjährige erlaubt«, fügte er dann etwas leiser hinzu.
Der Baron ignorierte den letzten Satz. Er war jetzt voll auf Jonah konzentriert. »Vielleicht wirst du ja eines Tages mehr als nur einfache Dateneingabe machen. Aber heute geht es wirklich nur ums Eingeben. Warum zeigst du mir nicht mal, was du kannst?« Er packte eine Handvoll alter Händlerzettel, die in einem Körbchen oben auf der Trennwand lagen, und gab sie Jonah. »Auf die Plätze. Fertig. Los!«
Jonah arbeitete sich in Windeseile durch die Zettel. Er las einen nach dem anderen durch und gab die Daten so schnell ein, wie seine Finger tippen konnten. Innerhalb einer Minute hatte er alles erledigt. »Fertig«, rief er aus, während er den Zettelstapel zum Baron zurückschob.
Der Baron, der immer noch auf seine Uhr sah, nickte. »Schnell. Très vite. Mucho speedio. Das gefällt mir. Das gefällt mir sogar sehr.«
Jonah wollte sich gerade bedanken, als gellende Pfiffe durch den Handelssaal hallten. Er hob den Kopf und sah etwas auf sich zukommen, das einem Golfwägelchen mit Elektroantrieb ähnelte. Am Steuer saß eine Frau mit einem kurzen Rock und hohen Absätzen. Ihre langen Beine steckten in schwarzen Strümpfen, roter Lippenstift vervollständigte ihre Aufmachung.
»Ah! Die wunderbare Amelia mit unserem Frühstück!«, rief der Baron, als sie neben seinem Schreibtisch anhielt. »Du siehst heute ganz besonders hinreißend aus, wenn ich das mal so sagen darf.« Als er seine auffällige Krawatte geraderückte, hob Jonah instinktiv die Hand zu seinem Kragen und wünschte, er hätte auch eine.
»Alles nur, um euch bei Laune zu halten«, flötete Amelia. »Alles nur, damit kein Sand in das Getriebe des Finanzmarkts kommt.« Jonah erkannte die Stimme, mit der Frau hatte er vorhin telefoniert. Amelia stieg aus dem Wägelchen und stellte sich in einer aufreizenden Pose vor ihr Publikum, die Hand in die Hüfte gestemmt. Sie sah aus wie Ende zwanzig. »Genug
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