Dead Cat Bounce
sagte er laut und deutlich, weil er wusste, dass der Baron das von ihm erwartete. Innerlich stand er jedoch unter Schock. Fünfhundertzwanzig Millionen Dollar! Das war eine Menge Geld.
Der Baron schien zufrieden zu sein. »Très fort. Très fort« ,sagte er. »Eine halbe Milliarde Dollar und der Markt hat nicht mal gezuckt. Sie haben keine Ahnung, was ihnen morgen um die Ohren fliegen wird.« Er zog die Augenbrauen hoch und strich sich über den Schnurrbart, während ein süffisantes Lächeln seine Lippen umspielte.
Alle Händler um ihn herum nickten.
Nein, nicht alle. Dog war der Einzige, der verwirrt aussah. »Moment mal. Morgen?«, fragte er. »Wir warten doch nicht so lange, bis wir das Ganze abschließen, oder?«
»Doch. Wir warten«, antwortete der Baron. »Unser Datentypist«, er sah Jonah an, »muss uns wieder verlassen, für einen kurzen Ausflug in das große, schreckliche Wunderland der Pubertät. Aber keine Angst! Morgen kommt er wieder.«
»Was ist mit Jammy?«, erkundigte sich Jeeves.
»Was ist mit Jammy?« ,wiederholte der Baron, dessen Ton aggressiver wurde. »Amelia soll ihn anrufen und ihm sagen, dass er sich freinehmen kann.«
»Du gibst ihm noch einen Tag frei?«, wunderte sich Milkshake, der auf den fahrenden Zug aufsprang.
»So würde ich das nicht nennen«, erwiderte der Baron, der gerade versuchte, seinen Stuhl unter die Schreibtischplatte zu schieben, wobei ihm allerdings sein Bauch im Weg war.
»Dann willst du ihn feuern?« Dog streckte die Hände vor sich auf dem Schreibtisch aus, als müsste er etwas Festes, Massives anfassen, um glauben zu können, was er da hörte.
Der Baron strich sich wieder über den Schnurrbart. »Noch nicht«, meinte er seelenruhig. »Aber lasst euch das eine Lehre sein. Wenn ein Zwölfjähriger euren Job besser erledigen kann als ihr« – Jonah versuchte, das Lächeln zu unterdrücken, zu dem seine Lippen sich verziehen wollten –, »seid ihr vermutlich nicht die Leute, die Hellcat gebrauchen kann«, fügte er dann noch hinzu, in einem Tonfall, als würde er eine öffentliche Bekanntmachung verlesen.
Mit einer Handbewegung bedeutete der Baron den Händlern, ihre Arbeit fortzusetzen, und wandte sich wieder an Jonah. »Nun zu dir, Kleiner. Ausgezeichnete Arbeit. Du bist schnell. Das hast du gut gemacht. Ich freue mich, dass du morgen wiederkommst.«
Vor lauter Stolz wurde Jonah gleich ein paar Zentimeter größer. Zu Hause oder in der Schule bekam er nicht viel Lob. »Und was soll ich bis dahin machen?«, erkundigte er sich.
»Bis dahin?«
»Ja. Gibt es etwas, was ich tun kann, um noch schneller zu werden?«
Der Baron brach in lautes Gelächter aus. »Du willst noch schneller werden?«
»Ich will der Schnellste sein.«
In den Augen des Barons blitzte es. »Das höre ich gern.« Er griff in die oberste Schublade seines Schreibtisches und zog einen Speicherstick heraus. »Manchmal wird uns hier ein bisschen langweilig, und damit wir nicht einrosten, haben wir dieses Trainingsprogramm«, erklärte er, während er Jonah den Stick in die Hand drückte.
Jonah sah sich den Stick an. Er war mit einem Aufkleber versehen, auf dem nur der Buchstabe »A« stand.
»Das installierst du auf deinem Computer zu Hause, und schon bist du mit unserem Handelssystem verbunden.«
»Und damit werde ich schneller?«
»Damit, Jonah«, erwiderte der Baron, der Jonah zum ersten Mal, seit sie sich kennengelernt hatten, mit dessen Namen anredete, »wirst du fliegen lernen.«
8
Als Jonah zu Hause ankam, fühlte er sich so lebendig wie noch nie. So war es ihm noch nie gegangen, wenn er nach dem Unterricht in sein Zimmer im Internat kam. Er war dermaßen aufgeregt, dass er nicht genau wusste, was er jetzt tun sollte: Auf sein Zimmer nach oben stürmen und den Stick, den der Baron ihm gegeben hatte (und der jetzt in seiner Hosentasche steckte) ausprobieren? Oder doch lieber auf die Straße rennen und aus voller Lunge brüllen, dass er gerade den schönsten Vormittag seines Lebens erlebt hatte? Es war sogar noch besser als gestern gewesen.
Doch der rasche Aufbruch seines Vaters versetzte Jonahs Begeisterung einen Dämpfer. Er folgte dem Jungen nicht einmal ins Haus; er murmelte lediglich, dass die Besprechung »den ganzen Tag« dauern könnte, drehte sich um und marschierte wieder die Straße hinunter. Jonah machte die Tür hinter sich zu und stand allein in der Diele. Als er die Stille um sich herum spürte, war das Glücksgefühl sofort wieder verschwunden. Das Haus fühlte
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