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Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nic Bennett
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sich leer und verlassen an, das genaue Gegenteil des Handelssaals in der Bank. Jonah seufzte und zog die Schuhe aus. Er spielte mit dem Gedanken, sie mit nach oben auf sein Zimmer zu nehmen, damit er es am nächsten Morgen, wenn er seinen Vater zum letzten Mal in die Bank begleitete, einfacher mit dem Anziehen hatte. Doch als er sich daran erinnerte, wie ihn sein Vater gestern Morgen getadelt hatte, überlegte er es sich anders. Er konnte es nicht riskieren.
    Daher ließ er die Schuhe in dem Haufen an der Haustür, trottete die Treppe hinauf nach oben und ging in Richtung seines Zimmers. Als er an der Tür zum Zimmer seines Vaters vorbeiging, besserte sich seine Laune schlagartig. Er sah nach links und rechts und begann zu kichern. Es musste einfach sein!
    Jonah stieß die Tür auf und ging schnurstracks hinein, entschlossenen Schrittes und genauso konzentriert wie vorhin in der Bank. Wände und Teppiche in dem Zimmer waren beige und überall lagen alte Zeitungen herum, was den Raum unordentlich wirken ließ und so gar nicht zu dem ruhigen, selbstbeherrschten Auftreten von David Lightbody passte. Doch Jonah dachte nicht darüber nach, was das zu bedeuten hatte. Er marschierte direkt zum Kleiderschrank und öffnete eine der kleineren Schubladen im oberen Teil davon. Darin fand er, was er gesucht hatte: die Krawattensammlung seines Vaters. Seine Finger strichen über die Seide der Krawatten und arbeiteten sich bis zum Boden der Schublade vor, wo sie eine Krawatte fanden, von der Jonah hoffte, dass es die war, die seinem Vater am wenigsten gefiel und deren Fehlen er daher nicht so schnell bemerken würde. Die Krawatte, die er aus der Schublade zog, war grün und von oben bis unten mit kleinen Flaggen bedruckt. Nicht zu vergleichen mit der gestreiften marineblauen Krawatte, die der Baron am Vormittag getragen hatte, doch sie würde genügen.
    Vorsichtig schob er die Schublade zu und ging in den Korridor zurück, wo ihn wieder Stille umgab, die er dieses Mal jedoch nicht als unangenehm empfand. Jonah starrte die Krawatte an und tastete nach dem Stick in seiner Hosentasche. Er wollte den Handelssaal in seinem Kopf nachbauen, wenn er das Trainingsprogramm des Barons absolvierte!
    Wieder voller Elan lief er den Korridor entlang in sein eigenes Zimmer. Dort angekommen, holte er seinen Computer aus dem Stand-by-Modus, schob die beiden einsamen Pokale zur Seite, die er bei Leichtathletikwettbewerben in seiner Schule gewonnen hatte, und setzte sich auf seinen mit grauem Stoff bezogenen Drehstuhl. Dann zog er den Stick aus der Tasche, schob ihn in den USB-Port und band sich die Krawatte um den Hals, während er darauf wartete, dass der alte Computer zum Leben erwachte.
    Er brauchte zwei Versuche, bis der Knoten richtig saß, und als er fertig war, erschien ein roter Dreidecker auf dem Computerbildschirm. Das Flugzeug bewegte sich nach oben, sodass das Eiserne Kreuz auf der Unterseite der Flügel zu sehen war. Dann verschwand es und wurde durch die Worte »LEVEL EINS – Wir sind die unsichtbare Hand. Hast du das Zeug dazu, einer der Unseren zu werden?« ersetzt wurde. Jonah starrte verwirrt auf den Monitor, als drei Optionen angezeigt wurden: »Neuer Rekrut«, »Englischer Dummkopf« und »Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen«.
    Seine Finger verharrten unschlüssig über den Tasten, doch dann entschied er sich für »Neuer Rekrut«. Auf dem Monitor rollte Text nach oben, in dem es um die Jagdflieger des Ersten Weltkriegs ging. Der berühmteste von ihnen mit über achtzig Abschüssen war der deutsche Jagdflieger Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen, besser bekannt als »der Rote Baron«. Jonah kicherte und dachte, dass es wohl die richtige Entscheidung gewesen war, nicht gleich die Lieblingsfigur des Barons auszuwählen.
    Als der Text zu Ende war, erschien wieder der rote Dreidecker, außerdem eine Grafik mit Tastaturbefehlen für Start und Landung, Wendemanöver und Steigflug, Navigation und Waffen. In diesem Moment war es vorbei mit Jonahs Verwirrung. Er lachte schallend los, immer lauter, bis er schließlich auf »Pause« drücken musste. Wieso hatte der Baron das hier als Trainingsprogramm bezeichnet?
    Es war, wie Jonah angenehm überrascht feststellte, ein Computerspiel.

9
Mittwoch, 25. August
    »Los! Los!«, brüllte der Baron am nächsten Morgen. »Her mit euch! iPod, du wirst dieses Mal besonders aufmerksam sein müssen. Heute wird es keine Händlerzettel geben. Heute rufen dir alle ihre Transaktionen zu, nicht

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