Dead Cat Bounce
gekommen, dass sein Vater vielleicht ins Gefängnis gehen musste. Er bezahlte das Frühstück und die Zeitung und trug alles zu dem Tisch, an dem Creedence saß.
»Wir sind schon wieder in der Zeitung. In dem Artikel steht, dass mein Dad vielleicht ins Gefängnis muss«, sagte er ohne Umschweife, als er das Tablett abstellte.
»Gefängnis!«, rief sie aus. »Aber weshalb denn?«
Jonah setzte sich und drückte ihr die Zeitung in die Hand. »Wegen Betrugs. Hier, lies selbst.«
Während er darauf wartete, dass sie den Artikel zu Ende las, versuchte er, seine Gefühle zu analysieren. Nach den Ereignissen der letzten zwölf Stunden hatte seine Wut etwas nachgelassen, doch jetzt kehrte sie mit aller Macht zurück.
»Großer Gott, Jonah. Das hört sich wirklich ernst an. Gefängnis! Und wenn es darum geht, entweder nachzuweisen, dass dein Dad sich des Betrugs schuldig gemacht hat, oder Hellcat zu schließen, hat er, glaube ich, keine Chance. So wie ich diese Firma kenne, werden sie alles tun, um dafür zu sorgen, dass er verurteilt wird, egal ob die Vorwürfe stimmen oder nicht.«
Jonah trank seinen Kaffee. »Was meinst du mit sie werden alles tun? Entweder er ist schuldig oder nicht, und ich schätze mal, dass Ersteres zutrifft.«
»Hier geht es um eine Menge Geld. Und um Jobs. Und um den guten Ruf der Bank. Es liegt im Interesse der Bank, deinem Dad die Schuld dafür zu geben. Ich hoffe, er hat einen guten Anwalt.«
Jonah konnte immer noch kein Mitleid für seinen Vater aufbringen. »Willst du wissen, was meiner Meinung nach passiert ist?«
»Schieß los.« Creedence setzte sich aufrecht hin und legte die Hände flach auf den Tisch.
»Ich glaube, er hat versucht, ein Held zu sein, so wie der Baron, und hat es vermasselt. Und dann hat er die Verluste versteckt. Aber als die Kurse in den Keller gingen und Allegro Home Finance in Schwierigkeiten geriet, konnte er sie nicht mehr verstecken.« Er biss ein großes Stück von seinem Croissant ab, als wäre damit alles klar. »Und in dem Fall hat er das, was da auf ihn zukommt, verdient.«
»Wirklich?«, fragte Creedence mit schneidender Stimme. »Denkst du wirklich so? Falls ja, gehe ich jetzt besser.« Ihre Lippen waren zu einem schmalen Strich geworden, sie starrte ihn herausfordernd an.
Jonah war fassungslos über ihre Reaktion. Zum ersten Mal hatte sie etwas gesagt, dass nicht positiv war. »Na ja, es wäre doch immerhin möglich, dass er es getan hat, oder?« Seine Stimmte zitterte. »Wer weiß schon, ob er es war oder nicht?«
»Wo ich herkomme, sind die Leute so lange unschuldig, bis man ihnen das Gegenteil beweist, nicht andersrum.« Creedence beugte sich zu ihm. »Dafür bist du doch das beste Beispiel. Man hat dich gefeuert, ohne dir einen Grund dafür zu nennen, du wurdest schuldig gesprochen, ohne dass es dafür Beweise gibt. Du behandelst deinen Dad genauso, wie sie dich behandeln.«
»Nein, das tue ich nicht. Ich habe nichts verbrochen. Mit dieser Sache habe ich nichts zu tun.«
»Genau!« Sie knallte ihre Tasse mit solcher Wucht auf den Tisch, dass die Croissants hüpften. »Und was willst du dagegen unternehmen?«
Jonah rutschte auf seinem Stuhl herum. Er hatte keine Ahnung, was er dagegen unternehmen sollte. Er war nicht davon ausgegangen, dass er dieses Problem selbst lösen musste. Obwohl ihn der Baron gestern Morgen aus dem Büro geworfen hatte, hatte ein Teil Jonahs immer noch geglaubt, dass der Baron alles wieder in Ordnung bringen würde. Aber vielleicht stimmte das ja gar nicht …
Creedence schien der Meinung zu sein, dass sie sich durchgesetzt hatte. Sie lehnte sich zurück und sagte erheblich friedfertiger: »Du musst mit ihm reden. Du musst dir anhören, was er zu sagen hat; finde heraus, ob du ihm glaubst. Schließlich betrifft es dich ja auch.«
Jonah wusste, dass sie recht hatte, doch so schnell wollte er sich nicht geschlagen geben. »In Ordnung. Ich werde mir anhören, was er zu sagen hat, aber das heißt noch lange nicht, dass ich ihm helfen werde.«
Creedence verdrehte die Augen. »Warum entscheidest du das nicht, nachdem du mit ihm geredet hast?« Sie griff in die Tasche, zog ihr Handy heraus und hielt es ihm unter die Nase. Jonah schüttelte den Kopf, holte sein eigenes Handy heraus und wählte die Nummer, ohne auf dem Zettel, dem sie ihm gestern Abend gegeben hatte, nachsehen zu müssen. Er hatte sich die Nummer mit einem Blick eingeprägt.
Es klingelte mehrmals, bis Jonah schließlich die Stimme seines Vaters hörte.
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