Dead Cat Bounce
noch tiefer in den Taschen seiner Jacke. »Ich weiß, dass ich das nicht verdient habe, aber ich brauche deine Hilfe.«
Jonah machte einen Schritt nach hinten. »Du brauchst meine Hilfe? Bis jetzt hast du sie nie haben wollen …«
Sein Vater holte tief Luft. Dann sah er an Jonah vorbei in Richtung Parkplatz und runzelte die Stirn, ehe er schließlich sagte: »Okay, ich hab’s begriffen.«
Jonahs Blick ging zum Parkplatz. Er wollte wissen, was sein Vater dort gesehen hatte. Auf dem schmalen Weg fuhr ein schwarzer Geländewagen, der rasch auf sie zukam. Vermutlich eine Mutter, deren verwöhnte Kinder nicht in der Lage waren, die vierhundert Meter vom Parkplatz bis zum See zu laufen, um die Enten zu füttern.
Er drehte sich wieder um. »Was brauchst du?«
»Ich brauche sämtliche Daten über die Transaktionen des Barons.«
Ungläubig schüttelte Jonah den Kopf. »Komm schon, Dad. Du weißt, dass ich das nicht tun kann. Und was hat eigentlich der Baron mit der Sache zu tun?«
»Ich habe dir doch schon gesagt, dass er gefährlich ist. Du weißt, dass er mich hasst.« Davids Stimme klang schrill. Er sah wieder über Jonahs Schulter. »Großer Gott, was machen denn diese Idioten?« Er griff nach Jonahs Arm, als wollte er ihn aus dem Weg stoßen. Jonah warf einen Blick über die Schulter. Der Geländewagen beschleunigte und kam direkt auf sie zu. Beide wichen zur Seite aus, als der Wagen, ein Audi Q7 mit abgedunkelten Scheiben, auf dem Kies zum Stehen kam. Die beiden Türen auf der rechten Seite wurden aufgestoßen und zwei sehr große Männer in schwarzen Lederjacken sprangen heraus.
»Was zum Teufel fällt Ihnen ein …« Sein Vater brachte den Satz nicht zu Ende, denn einer der Männer warf sich auf ihn und riss ihn zu Boden. Der andere packte Jonah an Hals und Schulter und drehte ihn zu sich herum, bis er ihn in einem Halbnelson hatte. Vor Schreck und Schmerz schrie Jonah laut auf. Wer waren diese Leute? War das ein Raubüberfall?
Ein dritter Mann stieg aus dem Wagen, während der erste Jonahs Vater zweimal die Faust ins Gesicht stieß, bevor er ihn unsanft an der Jacke packte, auf die Füße hievte und umdrehte, bis auch er in einem Halbnelson steckte.
Der dritte Mann trug einen dunklen, gut geschnittenen Anzug und eine schwarze Wrap-around-Sonnenbrille. Er hielt ein Blatt Papier in der Hand. »Mr Lightbody«, sagte er mit einem starken russischen Akzent.
Jonah sah zu seinem Vater, der den Kopf schüttelte und offenbar versuchte, den Nebel vor seinen Augen loszuwerden.
Er konnte wieder klar sehen. »Ja«, erwiderte David nach einer kurzen Pause.
»Kennen Sie mich?«, fragte der Mann. Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
David, der sich inzwischen einigermaßen erholt hatte, schien ihn zu erkennen. »Ja, ja. Mr Scrotycz. Natürlich.«
Scrotycz! Jonah bekam einen Schreck. War das nicht der »Kunde«, mit dem sein Vater in den letzten Jahren so viel zu tun gehabt hatte?
»Mr Lightbody, ich habe diesen Brief von Ihrem Arbeitgeber bekommen. Darin steht, dass ›wir Sie leider, leider‹« – seine Stimme wurde etwas höher – »darüber informieren müssen, dass sich Ihr Vermögen aufgrund einer nicht autorisierten Transaktion von Mr David Lightbody um einhundert Millionen Dollar verringert hat. Mr Lightbody ist nicht mehr für Helsby Cattermole tätig und wir sind zurzeit dabei, die Angelegenheit zu prüfen. Für den aufgetretenen Verlust können wir jedoch keine Haftung übernehmen. Wir möchten Sie daran erinnern, dass Investitionen dieser Art mit einem gewissen Risiko verbunden sind, sodass nicht immer ein Zuwachs zu erwarten ist.«
Der Mann hörte zu reden auf und sah David an. Dann ging sein Blick zu dem Jungen, der neben ihm stand. »Ist das Ihr Sohn, Mr Lightbody?«
»Nein«, war die Antwort.
»Sie lügen.« Der Russe klang gelangweilt. »Ich weiß, dass er Ihr Sohn ist. Er heißt Jonah und arbeitet ebenfalls für Helsby Cattermole. Ich weiß alles über Sie – wo Sie wohnen, wann Sie aufstehen, was für ein Auto Sie fahren.« Er schob seine Sonnenbrille nach oben, sodass seine Augen unter schweren Lidern zu sehen waren. Dann machte er einen Schritt auf David Lightbody zu, beugte sich zu ihm und flüsterte drohend: »Ich will meine hundert Millionen wiederhaben. Dreißig Tage. Falls ich bis dahin mein Geld nicht zurückbekomme, werden Sie und Ihr Sohn sterben.«
Der Mann, der Jonah festhielt, zerrte seinen Arm so weit nach oben, dass es sich anfühlte, als würde er ihm die Schulter
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