Dead Cat Bounce
»Hallo?«
»Ich bin’s, Jonah«, brummelte er.
Creedence hob einen Finger und bedeutete ihm, dass sie sich an einen leeren Tisch setzen würde, damit er ungestört reden konnte.
»Hallo, Jonah«, erwiderte David, dem anzuhören war, wie erleichtert er war. »Geht es dir gut? Ich habe gehört, dass sie dich auch gefeuert haben. Tut mir leid.«
Jonah war überrascht, dass er sich entschuldigte. Sein Vater klang doch tatsächlich so, als würde er sich Sorgen um ihn machen. »Ja, mir geht’s gut. Du willst mit mir reden?«
»Ja, bitte«, erwiderte sein Dad. Wenn Jonah es nicht besser gewusst hätte, hätte er jetzt gedacht, dass sein Vater am anderen Ende der Leitung heftig nickte. »Wo bist du?«, fragte er.
»Dad, sag mir einfach, wo du dich mit mir treffen willst. Aber nach Hause komme ich nicht.«
»Ich will nicht, dass du nach Hause kommst«, entgegnete David. »Kannst du es bis gegen halb eins in den Richmond Park schaffen?«
»Wahrscheinlich.« Jonah zuckte mit den Schultern.
»Okay. Dann treffen wir uns um halb eins an den Pen Ponds.«
»In Ordnung«, erwiderte Jonah, während er mit dem Rest seines Croissants spielte.
»Bis dann.« Sein Vater zögerte. »Jonah?«, sagte er schließlich.
»Ja?«
»Pass auf dich auf.« Und damit beendete er das Gespräch.
Jonah steckte das Handy ein. Er wunderte sich immer noch über den Ort, den sein Vater als Treffpunkt vorgeschlagen hatte, als Creedence an ihren Tisch zurückkam.
»Gut gemacht«, sagte sie. »Wo trefft ihr euch?«
»Pen Ponds im Richmond Park. Halb eins.«
Falls Creedence das ebenfalls für einen etwas ungewöhnlichen Treffpunkt hielt, ließ sie es sich nicht anmerken. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, was sie bis dahin zusammen unternehmen würden. »Wir haben noch drei Stunden. Großartig«, erwiderte sie. »Lass uns mit der Vespa zur King’s Road fahren. Trink aus!«
28
King’s Road, wie Jonah feststellen musste, bedeutete Shopping und dafür war er angesichts seiner aktuellen Jobaussichten nicht in der richtigen Stimmung. Schließlich nahm Creedence ein Taxi zu ihrer Wohnung und ließ Jonah allein zum Richmond Park fahren. Er erreichte den Park um 12.15 Uhr, stellte den Roller auf dem Parkplatz an den Pen Ponds ab und lief zu Fuß zu den Seen, auf einem Weg, den er schon oft gegangen war.
Er fand es merkwürdig, dass sein Vater ausgerechnet diesen Ort als Treffpunkt ausgesucht hatte – früher, als sie noch eine Familie gewesen waren, hatten sie dort immer ihren Sonntagsspaziergang gemacht. Er hatte dann immer die Enten gefüttert und darauf geachtet, ja nicht in die Nähe eines alten Schwans namens Charlie zu kommen, der ihm gehörig Angst einjagte. Auch jetzt wieder suchte sein Blick automatisch das Wasser nach Charlie ab, bis er am anderen Ende des kleinen Damms, der die beiden Seen voneinander trennte, seinen Vater entdeckte. David hatte die Hände in die Taschen seiner alten grünen Barbour-Jacke gesteckt und stemmte sich gegen den kalten Wind aus Südwest, der den Sonnenschein vom Vormittag abgelöst hatte. Als er Jonah sah, kam er auf ihn zu. Aus der Nähe fiel Jonah auf, dass sein Vater in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht viel geschlafen haben konnte. Plötzlich hatte er Gewissensbisse, weil er sich gestern Abend so gut mit Creedence amüsiert hatte, während sein Vater in einem solchen Zustand war. »Danke, dass du mit mir reden willst, Jonah. Und es tut mir leid, dass ich dich in eine solche Situation gebracht habe«, begrüßte ihn David.
Die Entschuldigung seines Vaters nahm ihm den Wind aus den Segeln. »Ja, schon okay«, erwiderte er.
»Ich war das nicht. Ich habe diese Transaktionen nicht durchgeführt.«
Jonah zuckte mit den Schultern, als würde er so etwas wie »Wenn du meinst« sagen wollen.
»Creedence scheint ein nettes Mädchen zu sein«, fuhr David fort.
Das war zu viel für Jonah. »Dad, ich bin nicht hergekommen, um mit dir über Creedence zu reden.«
David schaute betreten drein. »Du hast recht. Tut mir leid.« Er holte tief Luft und sah seinem Sohn in die Augen. »Jonah, ich bin reingelegt worden. Und Hellcat wird mich als Sündenbock hinstellen. Die Bank braucht eine rasche Lösung, um ihren guten Ruf wiederherzustellen und wieder Geschäfte machen zu können, und sie werden nicht sehr lange nach dem wirklich Schuldigen suchen, nur um meine Unschuld zu beweisen.«
Jonah erinnerte sich daran, dass Creedence praktisch das Gleiche zu ihm gesagt hatte.
David vergrub seine Hände
Weitere Kostenlose Bücher