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Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nic Bennett
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sollte, dass er es für eine Dummheit hielt – die starken Gefühle, die er in der Nacht empfunden hatte, waren immer noch da –, doch er glaubte nicht, dass er eine Abfuhr ertragen konnte, nicht nach allem, was passiert war.
    Schließlich stellte sich heraus, dass er sich deshalb keine Gedanken hätte machen müssen. »Aaah, er wacht auf!«, rief Creedence, während sie sich mit einem Grinsen im Gesicht neben ihn auf das Sofa fallen ließ. In der Hand hielt sie eine Kaffeetasse. »Du schläfst wie ein Stein.«
    »Ich komme mir ziemlich merkwürdig vor«, sagte Jonah, der sich umdrehte, um sie ansehen zu können.
    »Warum? Weil du in der Wohnung eines Mädchens aufgewacht bist? Das hoffe ich doch. Aber du siehst sehr süß aus, wenn du schläfst. Sogar noch niedlicher als im Wachzustand.«
    Jonah wusste nicht so genau, ob es ihm gefiel, »süß« oder »niedlich« genannt zu werden, aber sie schien das liebevoll zu meinen.
    »Jedenfalls habe ich mich heute krankgemeldet, damit ich Zeit für meinen Hausgast habe«, fuhr sie fort.
    »Du hättest doch nicht –«
    »Oh, schhhh«, unterbrach sie ihn. »Die Sonne scheint, der Tag ist noch jung, also steh auf. Wir gehen frühstücken.«
    Er wollte sie gerade fragen, ob er ein Handtuch bekommen und duschen könnte, als sie ihn auch schon mit den Details überfiel. »Wenn du duschen willst, kannst du das Bad unter der Treppe benutzen. Ein sauberes Handtuch findest du dort auch«, quasselte sie weiter. »Jetzt mach schon. Ich will auf deiner Vespa mitfahren. Glaubst du, es reicht, wenn ich einen Fahrradhelm aufsetze?«
    Jonah setzte sich auf. »Bist du morgens immer so aufgedreht?«
    »Ja. Du solltest dich also besser dran gewöhnen«, sagte sie mit gespielter Strenge, bevor sie seine Hand packte und ihn von der Couch zog. »Wie ich schon sagte, zur Dusche geht’s da lang. Du hast fünf Minuten.« Dann schob sie ihn zur Tür.
    »Ich bin in vier Minuten wieder da«, versprach er mit einem Blick über die Schulter, während er schon wieder an das warme Gefühl von gestern Abend denken musste.
     
    Jonah hatte noch nie jemanden auf der Vespa mitgenommen, und Creedence, die die ganze Zeit über aufgeregt kreischte und auf alles Mögliche deutete, machte es ihm nicht gerade leicht. Trotzdem hatte er einen Heidenspaß dabei. Bevor sie anhielten, um zu frühstücken, ließ sie ihn erst am Café vorbeifahren und dreimal um den Block kurven. Jonah bestellte Kaffee und Croissants an der Theke, während Creedence einen Tisch für sie suchte. Er wunderte sich gerade darüber, dass er nach der tiefen Verzweiflung von gestern Nachmittag jetzt ein solches Glücksgefühl empfinden konnte, als ihm die Schlagzeile des Zeitungsstapels neben der Kasse ins Auge fiel: »Skrupelloser Börsenhändler treibt Londoner Bank in den Ruin.« Er schnappte sich eine der Zeitungen und begann zu lesen.
    Die in London ansässige Bank Helsby Cattermole soll einem skrupellosen Händler zum Opfer gefallen sein, der nach dem Börsencrash Verluste in Höhe einer halben Milliarde Dollar angehäuft hat. Die Bank, die in Finanzkreisen unter dem Namen »Hellcat« bekannt ist, wollte die Gerüchte nicht kommentieren, doch verlässliche Quellen im Handelssaal des Unternehmens bestätigten, dass einer der Händler bis auf Weiteres beurlaubt wurde. Händler anderer Banken und Börsenmakler gaben an, die Anweisung erhalten zu haben, so lange keine Geschäfte mehr mit Hellcat zu machen, bis die finanzielle Lage der Bank geklärt ist. »Nach dem Fiasko mit Allegro Home Finance ist der Markt sehr nervös. Bis auf Weiteres will niemand mehr etwas mit Hellcat zu tun haben. Die Mitarbeiter dort könnten genauso gut alle in Urlaub gehen« , sagte ein konkurrierender Händler.
    Jonah unterbrach die Zeitungslektüre, um seine Bestellung aufzugeben.
    Hellcat hat den Ruf, ein aggressives Handelshaus zu sein, und falls der Bank nachgewiesen werden kann, dass die Verluste aufgrund mangelhafter Risikokontrollen entstanden sind, dürfte die Bank von der Aufsichtsbehörde geschlossen werden. Anwälten zufolge wird Hellcat in diesem Fall versuchen, einen Betrug nachzuweisen, dann könnte der betreffende Händler zu einer Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren verurteilt werden. Hellcat ist damit innerhalb von zwei Tagen bereits zum zweiten Mal in die Schlagzeilen geraten, nachdem am Montag ein hochrangiger Mitarbeiter der Bank sehr wahrscheinlich Selbstmord begangen hat.
    Gefängnis, dachte Jonah. Es war ihm noch gar nicht in den Sinn

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